Nach zähen Verhandlungen und einer Verlängerung um mehr als einen Tag hat die Weltklimakonferenz COP29 in Baku eine Einigung zur Klimafinanzierung erzielt. Wie die FAZ berichtet, verständigten sich die Delegierten der fast 200 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf eine Neuordnung der Finanzströme für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern. Der Fokus lag dabei auf der Finanzierung von Projekten zur Treibhausgasminderung, Klimaanpassung und zur Bewältigung klimabedingter Verluste und Schäden.
Die Einigung stand zwischenzeitlich auf der Kippe, so die FAZ. Erst gegen halb drei Uhr morgens konnte der Konferenzpräsident, der aserbaidschanische Umwelt- und Rohstoffminister Mukhtar Babajew, den erzielten Konsens verkünden. Zuvor war das Plenum am Samstagabend zweimal vertagt worden. Widerstände aus Indien sollen laut FAZ für die Verzögerungen verantwortlich gewesen sein.
Die endgültige Einigung wurde mit Beifall aufgenommen, jedoch gab es auch kritische Stimmen. Die indische Vertreterin Leela Nandan bezeichnete das Abkommen als Rückschlag für das internationale Vertrauen und den Klimaschutz. Wie die FAZ berichtet, kritisierte sie die Höhe der verabredeten Summe als zu niedrig und den Zeitpunkt des Inkrafttretens im Jahr 2035 als zu spät. Auch andere Entwicklungsländer und Nichtregierungsorganisationen schlossen sich der Kritik an.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock verteidigte den Beschluss und betonte die Vision, die Finanzierung für Entwicklungsländer auf 1,3 Billionen US-Dollar aufzustocken, wie die FAZ berichtet. UN-Generalsekretär António Guterres lobte die Einigung, mahnte aber eine schnelle Umsetzung der Zusagen an, da viele Entwicklungsländer dringend finanzielle Unterstützung benötigen.
Im Gegensatz zu früheren Konferenzen gab es kein zusammenfassendes Abschlussdokument, sondern mehrere Einzelpapiere. Das wichtigste Dokument befasst sich mit dem neuen kollektiven quantifizierten Ziel zur Klimafinanzierung (NCQG). Dieses neue Instrument soll das bisherige, auf 100 Milliarden Dollar jährlich festgelegte, ablösen. Wie Germanwatch erläutert, ist die Klimafinanzierung ein zentrales Thema der COP29, da die Länder des Globalen Südens die Sicherheit benötigen, bei der Transformation, der Anpassung an den Klimawandel und dem Umgang mit klimawandelbedingten Verlusten und Schäden unterstützt zu werden.
Das neue Abkommen sieht vor, dass die Klimafinanzierung aus allen Quellen bis 2035 auf 1,3 Billionen Dollar jährlich anwachsen soll. Der Anteil der Industrieländer soll dabei von derzeit 100 Milliarden Dollar auf mindestens 300 Milliarden Dollar steigen. Wie die FAZ berichtet, ist die Beteiligung weiterer Geberländer, die nicht der traditionellen Gruppe der Industrieländer angehören, vorgesehen. Entwicklungsländer werden ermutigt, ebenfalls Beiträge zu leisten, auch im Rahmen von Süd-Süd-Kooperationen.
Die Tagesschau berichtet, dass die 300 Milliarden Dollar aus verschiedenen öffentlichen und privaten Quellen stammen sollen. Die Industrieländer betonten den Zusammenhang zwischen den Zahlungen und den Anstrengungen zur Treibhausgasminderung und Klimaanpassung sowie die Notwendigkeit von Transparenz bei der Umsetzung. Wie der WWF kritisiert, stehen die 300 Milliarden Euro in keinem Verhältnis zu den enormen Finanzbedarfen, die nötig sind, um die Minderung von Treibhausgasemissionen, Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise und entstandene Schäden und Verluste abzufedern.
Ein „Fahrplan von Baku nach Belém“ soll den Weg zur angestrebten Summe von 1,3 Billionen Dollar ebnen. In Belém, Brasilien, findet im kommenden Jahr die COP30 statt. Der Fahrplan sieht unter anderem eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und die Erschließung zusätzlicher Finanzquellen vor. Wie Germanwatch berichtet, ist die Frage der Dauer des neuen Ziels ein wichtiger Verhandlungspunkt: Länder des Globalen Nordens bevorzugen eine Laufzeit bis 2035, Länder des Globalen Südens bis 2030.