24.11.2024
BASFs Weg zur Klimaneutralität Vorsichtige Transformation in Ludwigshafen

BASF will die Fehler der Autoindustrie vermeiden

Die BASF, Deutschlands größter Chemiekonzern, plant die Transformation zur Klimaneutralität langsamer anzugehen als die Autoindustrie. Wie die neue Arbeitsdirektorin Katja Scharpwinkel in Ludwigshafen betonte, verfolgt das Unternehmen einen „marktorientierten Ansatz“ und will Investitionen erst dann massiv hochfahren, wenn die Nachfrage nach grünen Produkten entsprechend gestiegen ist. Dies berichtet die F.A.Z. am 24.11.2024. Man wolle die Fehler der Autoindustrie vermeiden, die in Vorleistung gegangen sei und nun mit Absatzschwierigkeiten kämpfe. Trotz des langsameren Tempos hält BASF am Ziel der Klimaneutralität bis 2050 fest. Die Unsicherheit in der Chemiebranche ist groß, wie auch der neue BASF-Chef Markus Kamieth kürzlich erklärte. Die Nachfrage nach Produkten wie Batteriechemikalien habe sich unerwartet schnell verändert. Der Umbau bei BASF soll in drei Phasen erfolgen. Zunächst sollen die bestehenden Sparprogramme umgesetzt werden, um den defizitären Standort Ludwigshafen wieder wettbewerbsfähig zu machen. Laut F.A.Z. sind nur 80 Prozent der Anlagen in Ludwigshafen dauerhaft wettbewerbsfähig. Einige Anlagen wurden bereits stillgelegt, weitere könnten folgen. In der darauffolgenden Transformationsphase will BASF Erfahrungen sammeln, Pilotprojekte vorantreiben und bestehende Anlagen schrittweise auf grünen Strom und grünes Gas umstellen. Erst in der darauffolgenden Dekade, voraussichtlich um 2030, sollen dann die großen Investitionen in die Transformation fließen. Scharpwinkel betonte die langfristig positiven Perspektiven des Standorts Ludwigshafen, räumte aber gleichzeitig ein, dass die kurzfristigen Aussichten schwierig bleiben. Bis 2030 werde die Mitarbeiterzahl in Ludwigshafen voraussichtlich unter dem heutigen Niveau liegen. Derzeit schreibt BASF in Ludwigshafen Verluste. Zwei Sparprogramme wurden bereits aufgelegt und das konzernweite Investitionsprogramm gekürzt. Ob Ludwigshafen im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben wird, ist offen. Wie viele Stellen noch wegfallen werden, ist ebenfalls unklar. Das erste Sparprogramm kostete 3200 Stellen, das zweite könnte eine ähnliche Größenordnung erreichen. Die natürliche Fluktuation von rund 1000 Mitarbeitern pro Jahr in Ludwigshafen wird den Stellenabbau etwas abfedern. Neben den Sparprogrammen hat BASF Pilotprojekte für den grünen Umbau gestartet, beispielsweise einen Elektroofen für die TDI-Produktion. Auch eigene Windparks auf See sind geplant. Die Transformation der chemischen Industrie ist eine Herausforderung, die auch andere Unternehmen betrifft. So steht die Baywa, Deutschlands größter Agrarkonzern, wegen finanzieller Schwierigkeiten unter Beobachtung der Bafin, wie die F.A.Z. am 12.11.2024 berichtete. Die Autoindustrie, die stark von Zulieferern wie BASF abhängig ist, steckt ebenfalls in einer Krise. So plant Bosch laut tagesschau.de vom 22.11.2024 den Abbau von Tausenden Stellen weltweit, davon rund 3800 in Deutschland. Die Automobilproduktion in Deutschland ist laut CIO.de vom 12.09.2024 rückläufig und die Autobauer kämpfen mit schwachen Absatzzahlen. Auch der SWR berichtete am 30.10.2024 über die Auswirkungen der Krise in der Autoindustrie auf die BASF. Der Chemiekonzern liefert Kunststoffe und Farben an die Autoindustrie, die 15 bis 20 Prozent des BASF-Umsatzes ausmacht. Die rückläufige Automobilproduktion in Europa und Amerika trifft BASF daher direkt. Finanzmarktwelt.de berichtete am 24.02.2023 über die Schließung von Teilen der Produktion in Ludwigshafen und die Verlagerung der Produktion ins Ausland. Focus Online berichtete am selben Tag über die Gründe für die Stilllegung deutscher Produktionen. Die Berliner Zeitung berichtete bereits am 19.11.2008 über Produktionskürzungen bei BASF aufgrund der Krise in der Autoindustrie. Ingenieur.de berichtete am 21.10.2024 über die Deindustrialisierung in Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen wie BASF. Quellen: - F.A.Z.: BASF geht grünen Umbau langsamer an (24.11.2024) - F.A.Z.: Neuer Ärger für die Baywa (12.11.2024) - CIO.de: Überblick über die Krise im Autoland Deutschland (12.09.2024) - SWR: BASF in Ludwigshafen: Der Umsatz bleibt gleich, die Sorgen auch (30.10.2024) - tagesschau.de: Bosch will Tausende Stellen in Deutschland streichen (22.11.2024) - Finanzmarktwelt.de: BASF: Die Abrechnung mit dem Standort Europa (24.02.2023) - Focus Online: Putin ist nicht das Problem: Warum BASF deutsche Produktionen stilllegt (24.02.2023) - Berliner Zeitung: BASF kommt unter die Räder der Autoindustrie (19.11.2008) - Ingenieur.de: Deindustrialisierung: Ist die Industrieflucht noch zu verhindern? (21.10.2024)
Weitere
Artikel