4.12.2024
Baywa Konzern verkündet umfassendes Sanierungsprogramm

Baywa gezwungen zu Stellenabbau und Restrukturierung aufgrund hoher Schulden

Deutschlands größter Agrarhändler, der Baywa-Konzern mit Sitz in München, steht vor umfassenden Umstrukturierungen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet, plant das Unternehmen, 1300 Stellen abzubauen, vorwiegend in der Verwaltung, die damit etwa 40 Prozent ihrer Mitarbeiter verliert (Quelle: ZEIT ONLINE). Darüber hinaus sollen 26 der insgesamt 400 Standorte geschlossen werden. Auch die internationalen Aktivitäten werden durch den Verkauf "wesentlicher internationaler Beteiligungen" reduziert. Diese Maßnahmen sind Bestandteil eines umfassenden Sanierungsprogramms, das von der Unternehmensberatung Roland Berger entwickelt wurde und bis Ende 2027 umgesetzt werden soll. Die "Deutschen Wirtschafts Nachrichten" berichten von einer positiven Reaktion der Börse auf die Ankündigung, mit einem leichten Anstieg des Aktienkurses.

Hohe Verschuldung und schwieriges wirtschaftliches Umfeld belasten Baywa

Die Baywa, die eine bedeutende Rolle in der landwirtschaftlichen Versorgung, insbesondere in Süd- und Ostdeutschland, spielt, kämpft mit einer hohen Verschuldung von über fünf Milliarden Euro. Wie dpa und verschiedene Medien berichten, resultiert diese Verschuldung aus einer jahrelangen kreditfinanzierten Expansion. Der starke Anstieg der Zinsen in den vergangenen Jahren und die schwache Weltkonjunktur haben die Situation zusätzlich verschärft. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hat sich der Nettoverlust des Konzerns auf über 640 Millionen Euro vervielfacht. Ziel der geplanten Verkäufe und des Stellenabbaus ist es, die Schulden zu reduzieren und die finanzielle Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu stärken. T-Online berichtet, dass sich die Zinszahlungen an die Banken von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen Euro verdreifacht haben, was zu Verlusten führte.

Restrukturierung betrifft auch das internationale Geschäft

Von den derzeit 8000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 6700 erhalten bleiben, was einem Stellenabbau von rund 16 Prozent entspricht. Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat wurden bereits aufgenommen, der Vorstand hofft auf eine Einigung bis Ende März 2025. Auch die internationale Belegschaft, die Ende 2023 über 23.000 Mitarbeiter zählte, wird von der Restrukturierung betroffen sein. Welche internationalen Beteiligungen veräußert werden sollen, ist noch nicht öffentlich bekannt. Zu den wichtigsten Beteiligungen zählen Baywa r.e. (spezialisiert auf Planung und Bau von Ökostromkraftwerken), Turners & Growers (neuseeländischer Apfelproduzent), Cefetra (niederländische Agrarhandelsgesellschaft) und eine Beteiligung an der österreichischen Raiffeisen Ware Austria. Die Baywa ist aktuell in fast 60 Ländern mit mehreren hundert Tochtergesellschaften und Beteiligungen präsent.

Sanierungsprogramm korrigiert Kurs des ehemaligen Vorstandschefs

Das Sanierungsprogramm bedeutet im Wesentlichen eine Rückabwicklung der kreditfinanzierten Expansion, die der langjährige Vorstandsvorsitzende Klaus Josef Lutz im letzten Jahrzehnt vorangetrieben hatte. Lutz, der die Baywa von 2008 bis 2023 leitete, forcierte unter anderem den Einstieg in das Geschäft mit erneuerbaren Energien und war besonders stolz auf den Erwerb der Beteiligungen an Cefetra und Turners & Growers. Wie Stern.de und andere Medien berichten, hatte Lutz den rapiden Anstieg der Kreditzinsen offenbar nicht vorhergesehen, was die Baywa in die schwierige Lage brachte.

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