September 24, 2024
Bevölkerungserhebung in Halle: Unzustellbare Briefe im Fokus der Stadtverwaltung

Kommunen: Bevölkerungs-Zählung: Halle prüft unzustellbare Briefe

Rund drei Wochen nach dem Versand der Briefe zur Zählung der Bevölkerung in Halle hat die Stadtverwaltung mit der Prüfung der erhaltenen Rückläufer begonnen. Insgesamt wurden 243.345 Briefe versendet, von denen etwa 5.900 zunächst nicht zugestellt werden konnten. Dies teilte die Stadtverwaltung mit. Die angeschriebenen Personen sind im Melderegister der Stadt als Einwohnerinnen und Einwohner verzeichnet.

Die Stadtverwaltung verfolgt mit dieser Maßnahme das Ziel, eine sehr genaue Zahl der in Halle gemeldeten und tatsächlich erreichbaren Menschen zu ermitteln. Diese Vorgehensweise stellt die Ergebnisse der Volkszählung 2022 infrage, die laut statistischer Berechnung nur noch 226.586 Menschen in Halle ausweist – etwa sechs Prozent weniger als ursprünglich angenommen. Im Gegensatz dazu weist das Melderegister jedoch 243.453 Einwohner aus.

Unzustellbarkeit der Briefe

Die Gründe für die Unzustellbarkeit der Briefe können vielfältig sein. Bürgermeister Egbert Geier (SPD) erklärte, dass die Stadtverwaltung die behauptete Abweichung für unrealistisch halte, da das Melderegister kontinuierlich überprüft werde. Mit der aktuellen Aktion wolle man das Melderegister plausibilisieren und belegen, dass die Annahme von "Karteileichen" in fünfstelliger Größenordnung nicht zutreffe. Sollte sich die niedrigere Zahl des Zensus bestätigen, drohen der Stadt dauerhafte Einnahmeausfälle von rund 15 Millionen Euro pro Jahr, was die ausreichende Versorgung der Bürgerinnen und Bürger gefährden könnte.

Die Rückläufer werden nun von der Stadtverwaltung geprüft. Dabei wird abgeglichen, ob die nicht erreichten Personen noch nicht als verstorben registriert sind oder ob sie innerhalb Deutschlands verzogen oder ins Ausland gezogen sind. Zudem wird überprüft, ob es Namensunterschiede zwischen Eltern und Kindern gibt. Einwohnerinnen und Einwohner, die ihren Erstwohnsitz in Halle haben, aber noch keinen Brief erhalten haben, werden gebeten, sich zu melden.

Kritik an der Zählmethode

Das Statistische Landesamt hat unterdessen das Vorgehen in Halle kritisiert. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass in vielen Fällen ein Korrekturbedarf der Melderegister besteht. Die Zählung in Halle wird jedoch als ein Schritt zur Verbesserung der Qualität des Melderegisters begrüßt. Dennoch wird die Methode zur Überprüfung des Zensus 2022 als nicht geeignet erachtet. Beispielsweise könnten Namensschilder von Verstorbenen noch nicht entfernt oder Nachsendeaufträge eingerichtet worden sein, was dazu führen kann, dass eine postalische Zustellung erfolgt, obwohl die Person nicht mehr in der Gemeinde wohnhaft ist.

Die Stadt Halle hat sich entschieden, die Zählung selbst durchzuführen, um die Diskrepanz zwischen den Zahlen des Melderegisters und den Ergebnissen des Zensus zu klären. Bürgermeister Geier hat betont, dass die Stadt eine klare und verlässliche Datenbasis benötigt, um die finanziellen und infrastrukturellen Herausforderungen, die mit einer möglichen Abweichung der Einwohnerzahlen verbunden sind, zu bewältigen.

Insgesamt zeigt die Situation in Halle, wie wichtig präzise und aktuelle Melderegister für die kommunale Planung und Finanzierung sind. Die Ergebnisse der Volkszählung und die darauf basierenden finanziellen Zuweisungen sind entscheidend für die Entwicklung und den Erhalt der Infrastruktur in der Stadt. Die Stadtverwaltung wird weiterhin daran arbeiten, die Genauigkeit der Daten zu gewährleisten, um die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu bedienen.

Die laufenden Prüfungen und die Diskussionen über die Zählmethoden verdeutlichen die Komplexität der Bevölkerungszählung und die Herausforderungen, die mit der Erfassung von Einwohnerdaten verbunden sind. Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse die Überprüfungen bringen und wie die Stadt Halle auf die möglicherweise abweichenden Zahlen reagieren wird.

Die Stadtverwaltung von Halle wird die Öffentlichkeit über die Fortschritte und Ergebnisse der Überprüfung informieren, um Transparenz und Vertrauen in die kommunale Datenverwaltung zu gewährleisten.

Quellen: dpa Sachsen, Zeit Online, MDR Sachsen-Anhalt

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