September 24, 2024
Vermögensverteilung in Deutschland im europäischen Vergleich: Eine kritische Analyse

Deutsche besitzen weniger als viele andere

In den letzten Jahren hat sich die Diskussion über das Vermögen der Deutschen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern intensiviert. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass die Vermögensverteilung in Deutschland im internationalen Vergleich als ungünstig einzustufen ist. Laut dem Allianz Global Wealth Report 2023 liegt Deutschland im Nettogeldvermögen je Kopf nur auf dem 18. Platz unter den 20 reichsten Ländern. Das durchschnittliche Geldvermögen beträgt 69.060 Euro, was im Vergleich zu anderen europäischen Nationen relativ niedrig ist.

Im Vergleich dazu haben Länder wie Frankreich, Irland und Italien höhere durchschnittliche Nettogeldvermögen. In Frankreich liegt das durchschnittliche Geldvermögen bei 72.380 Euro, in Irland bei 74.450 Euro und in Italien bei 76.930 Euro. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Deutschen im Durchschnitt weniger Geldvermögen besitzen als viele ihrer europäischen Nachbarn. Besonders auffällig ist der Unterschied zu den Vereinigten Staaten, wo das durchschnittliche Geldvermögen mit 260.320 Euro fast das Vierfache des deutschen Wertes beträgt. Auch die Schweiz schneidet mit 255.440 Euro deutlich besser ab.

Ein wichtiger Aspekt, der bei der Betrachtung der Vermögensverteilung zu berücksichtigen ist, ist die Ungleichheit innerhalb der deutschen Gesellschaft. Der Durchschnittswert des Vermögens kann durch eine sehr ungleiche Verteilung verzerrt werden. Daher ist der Medianwert, der die Vermögensverteilung besser widerspiegelt, von Bedeutung. Der Median des Geldvermögens in Deutschland liegt bei 18.738 Euro, was im Vergleich zu Frankreich (31.488 Euro) und den USA (63.559 Euro) ebenfalls als niedrig eingestuft werden kann.

Die Entwicklung des Geldvermögens in Deutschland zeigt, dass es in den letzten Jahren zwar einen nominalen Anstieg gegeben hat, dieser jedoch inflationsbereinigt nur marginal war. Im Jahr 2023 betrug der Anstieg inflationsbereinigt lediglich 0,7 Prozent. Dies steht im Kontrast zu einem nominalen Anstieg von 6,8 Prozent, der über dem europäischen Durchschnitt von 5,0 Prozent liegt. Im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie hat das deutsche Geldvermögen jedoch 1,7 Prozent an Kaufkraft verloren.

Ein weiterer besorgniserregender Trend ist der Rückgang des Immobilienvermögens, das laut der Allianz-Studie im Jahr 2023 um 8,4 Prozent gesunken ist. Der deutsche Wohnungsmarkt hat unter den Auswirkungen der Zinswende gelitten, nachdem er zuvor Jahre des starken Wachstums erlebt hatte. Trotz der Rückgänge liegt der Wert der Immobilien jedoch immer noch über dem von 2021.

Die Allianz warnt auch vor den Transitionsrisiken, die mit dem Übergang zu klimafreundlichen Gebäuden verbunden sind. Je nach Klimaszenario könnten die Immobilienpreise bis 2050 um 18,1 bis 24,5 Prozent sinken. Dies würde im Durchschnitt zu einem Verlust von 32.380 Euro pro Kopf führen. Die Verbindlichkeiten der Haushalte sind im Jahr 2023 um 0,9 Prozent gestiegen, was den niedrigsten Anstieg seit einem Jahrzehnt darstellt.

Weltweit haben die privaten Haushalte von einem Börsenaufschwung profitiert, der zu einem Zuwachs des Geldvermögens um 7,6 Prozent geführt hat. Dies hat die Verluste des Vorjahres von 3,5 Prozent mehr als wettgemacht. Insgesamt belief sich das gesamte Geldvermögen Ende 2023 auf 239 Billionen Euro. Der Anstieg der drei großen Anlageklassen war jedoch uneinheitlich. Während Wertpapiere und Versicherungen/Pensionen deutlich zulegten, sank das Wachstum der Bankeinlagen auf 4,6 Prozent, was einen der niedrigsten Zuwächse der letzten 20 Jahre darstellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vermögensverteilung in Deutschland im internationalen Vergleich als ungleich und relativ niedrig eingestuft wird. Die Deutschen besitzen weniger Geldvermögen als viele andere europäische Länder, und die Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft trägt zur Problematik bei. Die Herausforderungen, die mit der Vermögensbildung und dem Immobilienmarkt verbunden sind, erfordern dringende Aufmerksamkeit und mögliche politische Maßnahmen, um die Situation zu verbessern.

Diese Informationen basieren auf dem Allianz Global Wealth Report 2023 sowie weiteren Quellen, die die Vermögensverteilung und -entwicklung in Deutschland analysieren.

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