September 21, 2024
Anstieg der verspäteten Einschulungen in Sachsen-Anhalt

Schulstart: Mehr verspätete Einschulungen in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt ist ein bemerkenswerter Anstieg der verspäteten Einschulungen zu verzeichnen. Laut einer aktuellen Statistik des Bildungsministeriums wurden im Schuljahr 2023/24 insgesamt 798 Kinder verspätet eingeschult, was einem Anteil von vier Prozent der rund 19.800 neuen Erstklässler entspricht. Dieser Wert ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren signifikant gestiegen, da der Anteil der verspätet eingeschulten Kinder vor zehn Jahren noch bei 2,3 Prozent lag.

Die Entwicklung ist besonders auffällig, wenn man die Zahlen der letzten Jahre betrachtet. Im Schuljahr 2019/20 wurden 516 Kinder verspätet eingeschult, was 2,8 Prozent entsprach. Ein Jahr später stieg dieser Anteil auf 3,6 Prozent und in den Schuljahren 2021/22 und 2022/23 lag der Anteil jeweils bei 4,3 Prozent. Diese Trends könnten teilweise auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen sein, die viele Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigt hat.

Gründe für verspätete Einschulungen

Das Bildungsministerium von Sachsen-Anhalt erklärt, dass die Schulpflicht in begründeten Einzelfällen um ein Jahr verschoben werden kann. Die Sorgeberechtigten können beim Landesschulamt einen Antrag auf Verschiebung stellen. In der Regel führt die Grundschule mit den Sorgeberechtigten ein Beratungsgespräch, um eine Stellungnahme zu erarbeiten. Es ist jedoch unklar, welche spezifischen Gründe für die verspäteten Einschulungen ausschlaggebend sind, da das Ministerium keine detaillierten Informationen hierzu bereitstellt.

Thekla Mayerhofer, Vorstandsvorsitzende des Grundschulverbandes Sachsen-Anhalt, weist darauf hin, dass viele der verspätet eingeschulten Kinder bereits umfangreiche Diagnostik durchlaufen haben. Das "Zurückstellen" von Kindern sei nicht mehr so einfach möglich wie früher. In Sachsen-Anhalt existiert seit vielen Jahren die flexible Schuleingangsphase, die es Kindern ermöglicht, je nach individuellem Lerntempo in ein, zwei oder drei Jahren eingeschult zu werden. Diese Regelung soll sicherstellen, dass Kinder nicht in einem starren System unterrichtet werden, das nicht ihren Bedürfnissen entspricht.

Flexible Schuleingangsphase und ihre Herausforderungen

Obwohl die flexible Schuleingangsphase viele Vorteile bietet, berichten Lehrerinnen und Lehrer, dass Kinder, die ein Jahr länger für die Eingangsphase benötigen, oft das Gefühl haben, sitzen zu bleiben. Dies kann zu einem negativen Selbstbild führen, da sie im Klassenverband unterrichtet werden, wo Altersunterschiede von bis zu einem Jahr bestehen. Mayerhofer schlägt vor, dass die Schulpflicht mit dem sechsten Geburtstag beginnen sollte, sodass jedes Kind im darauffolgenden Monat in die Schule kommt. Dies könnte einen sukzessiven Schulanfang ermöglichen, der den Bedürfnissen der Kinder besser gerecht wird.

Vorzeitige Einschulungen

Im Gegensatz zu den verspäteten Einschulungen sind vorzeitige Einschulungen in Sachsen-Anhalt seltener. Im vergangenen Schuljahr wurden nur 249 Kinder vorzeitig eingeschult, was etwa 1,2 Prozent der Einschüler entspricht. Dies zeigt, dass die Mehrheit der Kinder fristgemäß in die Schule kommt, während die Zahl der verspäteten Einschulungen ansteigt.

Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Situation in Sachsen-Anhalt, dass es notwendig ist, die Einschulungspraktiken zu überdenken und an die individuellen Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Die Diskussion über die flexible Schuleingangsphase und die Möglichkeit, die Schulpflicht zu verschieben, könnte dazu beitragen, dass Kinder besser auf den Schulstart vorbereitet sind und ihre schulische Laufbahn erfolgreicher gestalten können.

Die Entwicklungen in Sachsen-Anhalt sind Teil eines größeren Trends, der in vielen Bundesländern beobachtet wird. Die Frage, wie Kinder am besten auf die Schule vorbereitet werden können, bleibt ein zentrales Thema in der Bildungsdiskussion. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.

Quellen: Zeit Online, MDR Sachsen-Anhalt

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