19.10.2024
BVG-Busse künftig nur noch bargeldlos: Ein neuer Schritt im Berliner Nahverkehr

Nahverkehr: Ab heute kein Fahrschein mehr für Bargeld in BVG-Bussen

Ab dem 1. September 2024 ist die Barzahlung für Fahrkarten in den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nicht mehr möglich. Diese Entscheidung markiert einen signifikanten Wandel im Berliner Nahverkehr und folgt einem klaren Trend hin zu bargeldlosen Zahlungsmethoden. Die BVG hat in den letzten Wochen ihre Fahrgäste durch Durchsagen in den Bussen über diese Änderung informiert, die nun in Kraft tritt.

Hintergrund der Entscheidung

Die BVG begründet diese Maßnahme mit einem geänderten Fahrverhalten der Fahrgäste. Laut den Verkehrsbetrieben steigen mittlerweile rund 99 Prozent der Passagiere mit einem gültigen Fahrschein in die Busse ein. Der Verkauf von Einzelfahrscheinen im Bus ist in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen, sodass im Durchschnitt nur noch drei Tickets pro Tag und Bus bar bezahlt werden. Diese Entwicklung macht die Aufrechterhaltung des Bargeldverkaufs aus betriebswirtschaftlicher Sicht zunehmend unattraktiv.

Vorteile der bargeldlosen Zahlung

Die BVG erhofft sich von der Umstellung nicht nur eine Vereinfachung des Bezahlprozesses für die Fahrgäste, sondern auch eine Entlastung für die Busfahrerinnen und Busfahrer. Durch den Wegfall der Kassenabrechnung und das Mitführen von Bargeld wird der Arbeitsalltag der Fahrer erheblich erleichtert. Dies ist besonders in Anbetracht des aktuellen Personalmangels von Bedeutung.

Alternativen für Fahrgäste

Fahrgäste, die kein Deutschlandticket, kein Berlin-Abo oder andere Zeitkarten besitzen und ihr Ticket nicht im Voraus über Automaten oder Apps kaufen, können beim Busfahrer mit verschiedenen bargeldlosen Zahlungsmethoden bezahlen. Dazu gehören gängige Giro- und Kreditkarten sowie digitale Zahlungsdienste wie Apple Pay und Google Pay. Zusätzlich bietet die BVG eine wiederaufladbare Guthabenkarte an, die in den BVG-Kundenzentren und an rund 900 Lotto-Annahmestellen erhältlich ist.

Kritik und Bedenken

Die Entscheidung, die Barzahlung abzuschaffen, stößt jedoch auf Kritik. Der Berliner Fahrgastverband IGEB e.V. hat Bedenken geäußert, dass insbesondere Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder aufgrund ihres Alters nicht in der Lage sind, bargeldlos zu bezahlen, von dieser Regelung benachteiligt werden. Der Verband fordert, dass die BVG auch für diese Nutzergruppen Lösungen anbieten sollte, um sicherzustellen, dass niemand vom öffentlichen Nahverkehr ausgeschlossen wird.

Reaktionen aus der Politik

Politiker verschiedener Parteien haben ebenfalls auf die Änderung reagiert. Während einige die Entscheidung als notwendig erachten, um die Effizienz der BVG zu steigern, betonen andere die Notwendigkeit, weiterhin Barzahlungsmöglichkeiten anzubieten. Kritiker argumentieren, dass es eine Verantwortung der BVG sei, sicherzustellen, dass alle Fahrgäste Zugang zu den Verkehrsmitteln haben, unabhängig von ihren Zahlungsmethoden.

Informationsoffensive der BVG

Um die Fahrgäste über die neue Regelung zu informieren, plant die BVG eine umfassende Informationskampagne. Diese soll über digitale Anzeigetafeln, die BVG-Website, soziale Medien und durch Ankündigungen in den Bussen erfolgen. Die BVG hat bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit bargeldlosen Zahlungen gesammelt, da während der Corona-Pandemie die Barzahlung zeitweise ausgesetzt wurde.

Fazit

Die Abschaffung der Barzahlung in BVG-Bussen ist ein Schritt in Richtung einer modernen und effizienten Verkehrsinfrastruktur. Während die BVG auf die veränderten Bedürfnisse ihrer Fahrgäste reagiert, bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Regelungen auf die Nutzergruppen auswirken, die auf Bargeld angewiesen sind. Die BVG hat sich verpflichtet, ihre Fahrgäste in den kommenden Wochen über die Änderungen zu informieren und wird weiterhin Lösungen suchen, um den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr für alle zu gewährleisten.

Die BVG hat die Entscheidung, die Barzahlung abzuschaffen, als Teil ihrer Strategie zur Modernisierung des Nahverkehrs in Berlin positioniert. In einer Stadt, in der der öffentliche Nahverkehr eine zentrale Rolle spielt, ist es entscheidend, dass alle Fahrgäste die Möglichkeit haben, sicher und unkompliziert zu reisen.

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