13.11.2024
Debatte um Frauenabteile in Berliner U-Bahnen

Die Berliner Grünen haben einen Vorschlag zur Verbesserung der Sicherheit von Frauen im öffentlichen Nahverkehr vorgebracht: die Einführung von Frauenabteilen in U-Bahnen. Wie unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der rbb berichten, orientiert sich die Idee an einem Modell aus Tokio, wo in den Abendstunden separate Waggons für Frauen eingerichtet sind. Die Grünen-Abgeordnete Antje Kapek sieht darin einen „Schutzraum“, der Frauen insbesondere während der Hauptverkehrszeiten vor Belästigung und Übergriffen schützen soll. Gerade in den vollen U-Bahnen zu den Stoßzeiten und in den Abendstunden fühlten sich Frauen oft unwohl, so Kapek. Auch zu Nachtzeiten steige die Zahl der Übergriffe. Der Vorschlag befindet sich derzeit in der Diskussion innerhalb des Grünen-Landesverbandes und liegt noch nicht als Gesetzesentwurf vor.

Als einen der Gründe für den Vorstoß nennen die Grünen einen Vergewaltigungsfall, der sich im Frühjahr dieses Jahres in einer Berliner U-Bahn ereignete. Wie diverse Medien, darunter rbb24 und stern.de, berichteten, wird ein 33-jähriger Mann verdächtigt, eine Frau in der U3 in Zehlendorf sexuell genötigt und vergewaltigt zu haben. Der Verdächtige wurde nach einer öffentlichen Fahndung gefasst.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) stehen dem Vorschlag skeptisch gegenüber. Wie die B.Z. und schiene.de berichten, hält die BVG die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen für ausreichend. Das Unternehmen verweist auf Notrufsäulen an jedem Bahnhof, die rund um die Uhr Kontakt zur Sicherheitsleitstelle ermöglichen, sowie auf rund 250 Sicherheitsmitarbeiter, die im Einsatz sind. Schwerpunktbahnhöfe und alle Endbahnhöfe seien zwischen 20 und 5 Uhr besetzt.

Die Reaktionen aus der Politik sind gemischt. Die AfD kritisiert den Vorschlag als „absurd“ und fordert stattdessen ein konsequenteres Vorgehen gegen Straftäter, wie die FAZ berichtet. Auch die FDP lehnt die Idee ab und spricht von einer „Bankrotterklärung“. Statt Frauenabteile zu schaffen, sollten alle U-Bahn-Wagen durchgängig sicher sein, so die FDP laut rbb24. Zusätzliches Sicherheitspersonal, bessere Beleuchtung an Bahnhöfen und funktionierende Notrufsäulen seien notwendig.

Frauenabteile existieren bereits in verschiedenen Ländern, darunter Indien, Brasilien und Österreich. In Indien sind die Frauenwaggons in der Regel nicht durch Türen vom restlichen Zug abgetrennt. In Brasilien sind zu den Hauptverkehrszeiten an Werktagen einzelne Waggons Frauen vorbehalten. Die Österreichischen Bundesbahnen bieten in Nachtzügen buchbare Damenabteile an. In Deutschland hatte Transdev vor einigen Jahren Frauenabteile für die Mitteldeutsche Regionalbahn in Sachsen angekündigt. Ob diese noch existieren, ist unklar.

Die Umsetzung des Vorschlags der Grünen wirft einige Fragen auf. So ist unklar, wie die Trennung in Zügen ohne Abtrennungen zwischen den Wagons realisiert werden soll und ob genügend Personal für die Begleitung der Frauenabteile zur Verfügung steht. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sieht die Bekämpfung sexualisierter Gewalt als eine Aufgabe für alle Lebensbereiche und verweist auf die bereits bestehenden Sicherheitsmaßnahmen der Verkehrsunternehmen, wie stern.de berichtet. Zusätzliche Anstrengungen müssten mit der Politik abgestimmt werden.

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