Die deutsche Solarbranche erlebt turbulente Zeiten. Nach einem Boom in den Jahren 2022 und 2023, ausgelöst durch steigende Strompreise und das zunehmende Bewusstsein für erneuerbare Energien, folgte 2024 ein Abschwung. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, ist das Angebot an Solarinstallateuren gestiegen, was zu einem größeren Wettbewerb und sinkenden Preisen geführt hat. Gleichzeitig ist die Nachfrage nachgelassen, unter anderem aufgrund von Vorzieheffekten. Hinzu kommt eine Schwemme günstiger Solarmodule aus China, die den Druck auf die Preise weiter erhöht.
Diese Entwicklungen zwingen die Unternehmen der Branche, ihre Strategien zu überdenken. Große Anbieter wie Enpal, die bisher vor allem auf den Verkauf und die Vermietung von Solaranlagen an Privatkunden gesetzt haben, suchen nach neuen Geschäftsmodellen. Wie die FAZ weiter ausführt, wollen Unternehmen wie Enpal Handwerksbetriebe als Kunden gewinnen und ihnen ihre Plattformen und Dienstleistungen anbieten. Dieser Strategiewechsel ist bemerkenswert, da die Beziehung zwischen Start-ups wie Enpal und dem traditionellen Handwerk bisher oft von Konkurrenz geprägt war.
Auch das Berliner Unternehmen 1KOMMA5° steht vor ähnlichen Herausforderungen. Wie die Frankfurter Rundschau (FR) berichtet, haben sowohl Enpal als auch 1KOMMA5° in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum erlebt. Doch die aktuelle Krise der Solarbranche geht auch an diesen Aufsteigern nicht spurlos vorbei. Steigende Zinsen verteuern die Vorfinanzierung von Solaranlagen, und die Abhängigkeit von chinesischen Modulen macht die Unternehmen anfällig für Zölle und Sanktionen.
Die Abhängigkeit von chinesischen Modulen ist ein branchenweites Problem. Wie die FR berichtet, warnen deutsche Solarhersteller vor der chinesischen Übermacht und fordern ein Eingreifen der Politik. Drohende Sanktionen gegen chinesische Lieferanten verschärfen die Lage zusätzlich. Erste Insolvenzen und Notverkäufe sind die Folge. Der Modulproduzent Meyer Burger hat beispielsweise angekündigt, seine Produktion in Sachsen herunterzufahren.
In diesem schwierigen Umfeld sucht Enpal nach neuen Wegen. Wie die FR berichtet, prüft das Unternehmen den Aufbau einer eigenen Modulproduktion in Deutschland oder einem anderen EU-Land. Dies wäre ein wichtiger Schritt zur Stärkung der europäischen Solarindustrie und zur Verringerung der Abhängigkeit von China. Gleichzeitig setzt Enpal auf die Einführung von sogenannten Resilienz-Ausschreibungen, die gezielt größere Dachanlagen fördern sollen.
Die Diskussion über die richtige Förderpolitik wird kontrovers geführt. Während einige Akteure, darunter der Branchenverband BSW Solarenergie, einen Resilienzbonus für Endkunden fordern, sprechen sich andere, wie Enpal und 1KOMMA5°, dagegen aus. Sie befürchten, dass ein solcher Bonus zu einem Einbruch der Nachfrage führen könnte. Stattdessen setzen sie auf direkte Investitions- und Betriebskostenzuschüsse für die Solarproduktion, ähnlich wie im Fall von Intel und Northvolt.
Neben den großen Playern wie Enpal gibt es auch zahlreiche kleinere Solarunternehmen, die sich auf dem Markt etabliert haben. Wie Henke Solar in einem Blogbeitrag ausführt, gibt es an den Angeboten der großen Anbieter auch Kritikpunkte, darunter die langfristigen Vertragsbindungen bei Miet- oder Leasingmodellen, die Qualität der Installationen und die Kostenübersichtlichkeit. Regionale Handwerksbetriebe positionieren sich als Alternative und betonen ihre Erfahrung, Fachkenntnisse und die Möglichkeit, Solaranlagen direkt zu kaufen.
Die Solarbranche befindet sich im Umbruch. Der Strategiewechsel von Enpal und anderen Anbietern zeigt, dass die Unternehmen auf die veränderten Marktbedingungen reagieren müssen. Die Zukunft der Branche wird davon abhängen, wie erfolgreich sie neue Geschäftsmodelle entwickeln und die Herausforderungen der globalen Konkurrenz meistern können.
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