8.11.2024
Deutscher Luftverkehr Hinkt Internationaler Erholung Hinterher

Deutschlands Luftverkehr: Erholung stockt – Hohe Kosten und schwaches Wachstum bremsen Branche

Die Erholung des deutschen Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie verläuft schleppender als in anderen Ländern. Wie das Institut für Luftverkehr, eine Einrichtung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), berichtet, hinkt Deutschland insbesondere bei dezentralen Verbindungen hinterher. „Der weltweite Luftverkehr erholt sich schrittweise auf das Vor-Corona-Niveau, doch Deutschland bleibt zurück“, so Florian Linke, kommissarischer Direktor des Instituts für Luftverkehr, wie die Zeit am 8. November 2024 berichtete (Quelle).

Standortkosten und Wirtschaftswachstum als Bremse

Als Hauptgründe für die verzögerte Erholung nennt das Institut hohe Standortkosten und ein vergleichsweise geringes Wirtschaftswachstum in Deutschland. Diese Faktoren mindern die Attraktivität für sogenannte Low-Cost-Airlines und erschweren die Entwicklung von Regionalflughäfen. Die Ankündigungen von Ryanair, Eurowings und Condor, ihr Angebot am Hamburger Flughafen im Sommer 2025 aufgrund gestiegener Kosten zu reduzieren, unterstreichen diese Problematik. Auch BörsenNEWS.de berichtete darüber (Quelle).

Wachstumsprognosen und Herausforderungen

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten erwarten die Forscher mittelfristig ein weiteres Wachstum des Luftverkehrs. Die Kapazitätsgrenzen vieler Flughäfen erfordern zunehmend den Einsatz größerer Flugzeuge. Geopolitische Entwicklungen führen zudem zu veränderten Luftverkehrsströmen, teils längeren Flugwegen und einem erhöhten Treibstoffverbrauch.

Das Institut für Luftverkehr entstand im April 2023 durch die Fusion des Instituts für Lufttransportsysteme in Hamburg-Harburg und des Instituts für Flughafenwesen und Luftverkehr in Köln. Beide Einrichtungen gehörten bereits zum DLR. Das Institut hat die Aufgabe, das Fliegen klimaverträglicher, nutzerfreundlicher und leistungsfähiger zu gestalten. Die 65 Mitarbeiter erstellen unter anderem Luftverkehrsprognosen und veröffentlichen regelmäßig Berichte zur Entwicklung von Billigfluggesellschaften sowie zur weltweiten Luftfahrt.

Wettbewerb und Klimaschutz im Fokus

„Steigende Kosten und der zunehmende internationale Wettbewerb stellen für den Luftverkehrsstandort Deutschland eine große Herausforderung dar“, betonte DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Anke Kaysser-Pyzalla. Auch das Ziel einer klimaverträglichen Luftfahrt bringt gravierende Veränderungen und Umbrüche für Airlines und Flughäfen mit sich. Das neue Institut widmet sich daher den drängenden ökologischen und ökonomischen sowie operationellen und regulatorischen Fragen des Luftverkehrs.

Innerdeutscher Flugverkehr rückläufig

Besonders stark betroffen von der schleppenden Erholung ist der innerdeutsche Flugverkehr. Wie airliners.de berichtet, liegt das Angebot an Inlandsflügen deutlich unter dem Niveau von 2019 (Quelle). Außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München findet nur noch ein Bruchteil der früheren Inlandsflüge statt. Ein Grund dafür ist die verstärkte Nutzung der Bahn für innerdeutsche Reisen, insbesondere nach Berlin.

Diskussion um Luftverkehrssteuer und Gebühren

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) sieht die hohen Kosten am Standort Deutschland, darunter die Luftverkehrssteuer, Flugsicherungs- und Luftsicherheitsgebühren, als Hauptgrund für die schwache Entwicklung des deutschen Luftverkehrs. Wie der Tagesspiegel berichtet, meidet beispielsweise Ryanair, Europas größte Airline, deutsche Flughäfen aufgrund der Kosten (Quelle).

Ausblick und globale Entwicklung

Trotz der aktuellen Herausforderungen wird der globale Luftverkehr weiter wachsen. Das DLR prognostiziert eine Verdreifachung der Passagierzahlen bis 2050. Für Deutschland gilt es, die Rahmenbedingungen für die Luftfahrt zu verbessern, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können und gleichzeitig die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen. Wie stern.de berichtet, hat die Diskussion um Flugscham in Deutschland möglicherweise stärker als in anderen europäischen Ländern zu einer veränderten Einstellung gegenüber dem Fliegen geführt (Quelle).

Die Börsen-Zeitung unterstreicht die Bedeutung des direkten Kundenkontakts für die Branche und berichtet über die Zuversicht einiger Unternehmen trotz der aktuellen Herausforderungen (Quelle).

Weitere Informationen zum Thema Luftfahrtforschung finden Sie auf der Website des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (Quelle).

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