Inmitten des Ukraine-Krieges hat sich eine ungewöhnliche Form der Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte etabliert: die dezentrale Fertigung von Ausrüstung und Ersatzteilen mithilfe von 3-D-Druckern. Was in den Wohnzimmern von Freiwilligen begann, hat sich zu einem weitreichenden Netzwerk entwickelt, das die ukrainische Armee mit dringend benötigtem Material versorgt.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, gleicht das Wohnzimmer von Jehor Schuralow in Kiew einer kleinen Fabrik. Zahlreiche 3-D-Drucker surren ununterbrochen und produzieren Teile wie Antennenhalter, Bombenhüllen und Drohnenrampen. Schuralow, einer von vielen Freiwilligen der "Druk Army", druckt rund um die Uhr, um den Bedarf der Soldaten an der Front zu decken. Die "Druk Army", gegründet von Jewhen Wolnow, koordiniert die Produktion und Verteilung der 3-D-gedruckten Teile. Wolnow, der laut FAZ auf einer russischen "Terroristenliste" steht, erkannte das Potenzial des 3-D-Drucks bereits während der Corona-Pandemie, als er Gesichtsschutzschilde produzierte.
Der 3-D-Druck ermöglicht es, schnell und kostengünstig auf die Bedürfnisse der Armee zu reagieren. Wie die FAZ berichtet, wurden beispielsweise Schutzhülsen für Starlink-Konnektoren entwickelt, um die Kommunikation der ukrainischen Armee zu sichern. Die gedruckten Hülsen sind deutlich günstiger als die originalen Ersatzteile und schützen die empfindlichen Konnektoren vor Beschädigungen. Ein weiteres Beispiel sind Startplattformen für Drohnen, die die Verletzungsgefahr für die Soldaten reduzieren.
Über die Webseite der "Druk Army" können registrierte Militärangehörige Bestellungen aufgeben. Das Angebot umfasst über 500 verschiedene Produkte, von Zündern über Zielsysteme bis hin zu Ladehilfen für Gewehre. Die dezentrale Organisation und die kurzen Entscheidungswege ermöglichen eine schnelle Lieferung direkt an die Front, wie Wolnow gegenüber der FAZ betont. Monatlich liefert die "Druk Army" über 24 Tonnen Material an die Front.
Die Initiative stützt sich auf ein Netzwerk von rund 7000 Freiwilligen weltweit, die ihre 3-D-Drucker und ihr Know-how zur Verfügung stellen. Wie die FAZ berichtet, gibt es "Druck-Hubs" in verschiedenen europäischen Ländern, Kanada und Japan. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich. Auch die Entwicklung neuer Produkte wird gemeinschaftlich vorangetrieben. Militäringenieure unterstützen die "Druk Army" bei der Konstruktion komplexer Teile, deren Baupläne dann auf der Plattform zur Verfügung gestellt werden.
Der 3-D-Druck spielt nicht nur bei der Herstellung von Ausrüstung eine Rolle, sondern auch beim Wiederaufbau der Ukraine. Wie der Merkur berichtet, entsteht in Lwiw die erste 3-D-gedruckte Schule Europas. Das Projekt der NGO Team4UA soll Kindern, die durch den Krieg ihre Schulen verloren haben, wieder einen Ort zum Lernen bieten. Der 3-D-Druck ermöglicht einen schnellen und ressourcenschonenden Bau, was in Kriegsgebieten von großem Vorteil ist.
Auch heise online berichtet über den Einsatz von 3-D-Druckern im Ukraine-Krieg. Maker und Freiwillige nutzen die Technologie, um Ersatzteile für Autos, medizinische Hilfsmittel und sogar Granatenflügel herzustellen. Die Anpassungsfähigkeit und Schnelligkeit des 3-D-Drucks erweisen sich als wertvolle Ressource in der aktuellen Krisensituation.
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