Ein Staatsanwalt aus Hannover befindet sich in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, Informationen an Drogenhändler verkauft zu haben. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 1. November 2024 berichtete, will das niedersächsische Justizministerium den Landtag in der kommenden Woche über den Fall informieren. Dem 39-jährigen Staatsanwalt wird schwere Bestechlichkeit, Geheimnisverrat und Strafvereitelung vorgeworfen. Die "Bild"-Zeitung berichtet, er habe führende Köpfe eines Drogenkartells vor einer bundesweiten Razzia im Jahr 2022 gewarnt. Ein Hauptverdächtiger sei daraufhin nach Dubai geflohen.
Im Februar 2021 wurden im Hamburger Hafen rund 16 Tonnen Kokain sichergestellt, deren Marktwert auf 448 Millionen Euro geschätzt wurde. Das Landeskriminalamt Niedersachsen berichtete im April 2022, dass die Bande insgesamt mehr als 23 Tonnen Kokain aus Süd- und Mittelamerika in die Europäische Union geschmuggelt haben soll. Mehrere Mitglieder der Bande standen bereits vor Gericht, die Anführer jedoch noch nicht.
Der nun verhaftete Staatsanwalt stand bereits 2022 unter Verdacht, die international agierende Bande mit Informationen versorgt zu haben. Wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" recherchierte, gab es im Oktober 2022 eine Hausdurchsuchung bei ihm. Trotz des Verdachts blieb er im Amt und war laut Medienberichten in mindestens zwei Verfahren nach dem Rekord-Kokainfund als sachbearbeitender Staatsanwalt tätig.
NDR und "Süddeutsche Zeitung" berichteten, dass Kolleginnen und Kollegen in der Justiz sowie mindestens ein hoher Beamter im niedersächsischen Justizministerium über den Verdacht informiert gewesen sein sollen. Eine Sprecherin des Justizministeriums in Hannover wollte sich zu diesen Details am Freitagabend nicht äußern. Sie betonte jedoch, dass die Vorwürfe sehr ernst genommen würden und eine lückenlose Aufklärung von größter Bedeutung sei. Dies sei Aufgabe der Staatsanwaltschaft Hannover, die bereits einen Haftbefehl gegen den beschuldigten Staatsanwalt erwirkt habe.
Die Sprecherin des Justizministeriums kündigte an, dass das Ministerium den zuständigen Landtagsausschuss in der kommenden Woche über Einzelheiten informieren werde. Die oppositionelle CDU zeigte sich irritiert, warum der Justizausschuss am Mittwoch noch nicht über den Fall informiert worden war. Ein Sprecher der CDU-Landtagsfraktion äußerte, man habe viele Fragen. Laut "Bild"-Zeitung prahlten Kriminelle in Geheim-Chats über ihre Kontakte im Sicherheitsapparat und diskutierten darüber, ob sie ihrem Informanten vertrauen könnten.
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