In Asturien, zwischen Küste und Gebirge, stechen farbenfrohe Villen und Paläste aus der Landschaft hervor. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, sind dies die "Casas de Indianos", die Wohnhäuser der Rückkehrer aus den ehemaligen spanischen Kolonien in Lateinamerika. Diese "Indianos", so wurden sie genannt, kehrten nach Jahren in der "Neuen Welt" – häufig in Ländern wie Mexiko, Chile oder Argentinien – mit beträchtlichem Reichtum zurück und manifestierten ihren Erfolg durch den Bau dieser prunkvollen Anwesen, so die FAZ.
Anders als die Konquistadoren des 16. Jahrhunderts, die ihren Reichtum durch Eroberung und Ausbeutung erlangten, verließen die "Indianos" Spanien meist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem das Mutterland seine Kolonien bereits verloren hatte. Viele von ihnen waren als Kaufleute oder Unternehmer erfolgreich. Die "Casas de Indianos" spiegeln diesen Erfolg wider: Leuchtende Farben, ein eklektischer Mix verschiedener Architekturstile, Erker, Türmchen, Säulen, Balkone und extravagante Dächer – jedes Detail sollte den Wohlstand und die Weltgewandtheit der Rückkehrer unterstreichen.
Oftmals präsentiert jedes Stockwerk einen anderen Baustil, was laut FAZ weniger auf architektonisches Fachwissen als vielmehr auf das Selbstbewusstsein sozialer Aufsteiger hindeutet, die ihren neu erlangten Status zur Schau stellen wollten. Im Gegensatz zum heimischen Bürgertum, das vorzugsweise in den Städten lebte, errichteten die "Indianos" ihre Häuser in ihren Herkunftsdörfern, oft einzeln am Ortsrand oder in kleinen Gruppen, in denen sie um das prächtigste Gebäude wetteiferten.
Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die Quinta Guadalupe in Colombres, ein hellblauer Palast, der heute das Museo de la Emigración und das Archivo de Indianos beherbergt. Hier wird nicht nur die Geschichte der Emigranten dokumentiert, sondern auch die typische Inneneinrichtung der "Casas de Indianos" gezeigt. Die Villa wurde 1906 von Íñigo Noriega Laso erbaut, der im Alter von 14 Jahren nach Mexiko auswanderte und dort die typische Karriere eines erfolgreichen "Indianos" durchlief, wie die FAZ berichtet.
Die Zurschaustellung des erworbenen Reichtums zeigt sich auch in anderen Bereichen. So werden Begriffe wie "angeben", "protzen", "prahlen" und "großtun" häufig synonym verwendet, wie verschiedene Online-Wörterbücher und Rätselhilfen belegen. Der Podcast "CheckPod" des Bayerischen Rundfunks (BR) widmete sich in einer Folge dem Thema "Angeben" und analysierte die Motivationen hinter diesem Verhalten. Auch der Duden führt zahlreiche Begriffe auf, die mit Prahlerei und Angeberei in Verbindung stehen, wie "Großmaul", "Großkotz" oder "Prahlhans".
Die "Casas de Indianos" stehen somit als architektonisches Symbol für den Wunsch nach Anerkennung und die Demonstration von Erfolg. Sie erzählen die Geschichte von Menschen, die ihr Glück in der Ferne suchten und nach ihrer Rückkehr ihren neu gewonnenen Status in ihrer Heimat präsentieren wollten.
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