Namibia steht an einem politischen Wendepunkt. Die seit der Unabhängigkeit 1990 regierende SWAPO (South West Africa People’s Organization) sieht sich mit wachsender Unzufriedenheit konfrontiert. Die Wahl am 27. November könnte, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, zu einer Abrechnung mit den alten Befreiungsbewegungen führen. Insbesondere die junge Generation, die sogenannten „Born Frees“, fühlt sich von der SWAPO nicht mehr repräsentiert und verlangt nach Veränderung.
Die wirtschaftliche Situation spielt eine zentrale Rolle. Trotz des Rohstoffreichtums kämpft Namibia mit hoher Arbeitslosigkeit und Ungleichheit. Viele junge Namibier sehen keine Zukunftsperspektiven und machen die SWAPO für die Missstände verantwortlich. Der Deutschlandfunk berichtet, dass in vielen Ländern des südlichen Afrikas das Vertrauen in die ehemaligen Befreiungsbewegungen schwindet. Die Jugend wendet sich ab und sucht nach neuen politischen Alternativen.
Auch die Korruptionsskandale, in die Regierungsmitglieder verwickelt waren, haben das Vertrauen in die SWAPO zusätzlich beschädigt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) analysiert in einem Länderbericht, dass die sogenannten „bread-and-butter issues“ – Arbeitslosigkeit, Gesundheitsversorgung und Wohnungsnot – den Wahlkampf dominieren. Die hohen Lebenshaltungskosten und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum treffen vor allem die junge Generation hart.
Die Oppositionsparteien versuchen, aus dieser Stimmung Kapital zu schlagen. Die Popular Democratic Movement (PDM), die Independent Patriots for Change (IPC) und die Landless People’s Movement (LPM) werben um die Stimmen der Unzufriedenen mit dem Versprechen von Reformen und einer verbesserten Regierungsführung. Ob es ihnen gelingt, die SWAPO zu entmachten, ist offen. Die FAZ beschreibt die Wahl als mögliches Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die SWAPO-Präsidentschaftskandidatin Netumbo Nandi-Ndaitwah wäre im Falle eines Sieges die erste Frau an der Spitze Namibias. Marketscreener.com zeichnet sie als integre und erfahrene Politikerin. Ob sie die Wählerschaft jedoch von der SWAPO überzeugen kann, ist fraglich. Die junge Generation fordert einen Generationswechsel und neue politische Konzepte.
Das Thema der Aussöhnung mit Deutschland und die Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen spielt im Wahlkampf eine eher untergeordnete Rolle. Der WDR berichtet, dass die Umsetzung der gemeinsamen Erklärung zwischen Deutschland und Namibia nur langsam vorankommt und von vielen Nama und Herero abgelehnt wird. Die Wahlen könnten jedoch neue Impulse für den Aussöhnungsprozess liefern.
Die hohe Wahlbeteiligung zeigt das Interesse der Namibier an einem politischen Wandel. Die Frankfurter Rundschau berichtet von einer Registrierungsquote von 91 Prozent der Wahlberechtigten. Die namibische Jugend will mitbestimmen und die Zukunft ihres Landes aktiv gestalten. Die Wahl am 27. November wird wegweisend für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Namibias sein.
Quellen: