27.11.2024
Volkswagen Verkauft Xinjiang-Standort An SMVCI

Volkswagen veräußert Produktionsstandort in Xinjiang

Volkswagen trennt sich von seinem Werk in der uigurischen Region Xinjiang. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) aus Unternehmenskreisen berichtet, verkauft der Automobilkonzern seinen Standort in der Provinzhauptstadt Urumqi an das Shanghaier Unternehmen SMVCI. Auch die Teststrecke in Turpan, bei deren Errichtung möglicherweise Zwangsarbeit zum Einsatz kam, wird an SMVCI abgegeben. Bisher war VW an beiden Einrichtungen im Rahmen eines Joint Ventures mit dem chinesischen Partner Saic beteiligt. Die FAZ berichtet zudem von einer Verlängerung des landesweiten Joint-Venture-Vertrags mit Saic bis 2040. Im Zuge dieser Verlängerung sei die Einigung über die Standorte in Xinjiang erzielt worden.

Volkswagen und SAIC planen laut der Nachrichtenagentur Reuters im Rahmen ihres Joint Ventures bis 2030 die Markteinführung von 18 neuen Fahrzeugmodellen. Davon sollen 15 exklusiv für den chinesischen Markt entwickelt werden. VW verfolgt das Ziel, bis 2030 einen jährlichen Absatz von vier Millionen Fahrzeugen und einen Marktanteil von 15 Prozent in China zu erreichen. Der Konzern betonte, dass der Rückzug aus Xinjiang und die Vertragsverlängerung unabhängig voneinander seien.

Der Standort in Xinjiang stand aufgrund der Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren durch die chinesische Regierung seit langem im Fokus der Kritik. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sah sich VW wegen Vorwürfen in Bezug auf Zwangsarbeit und Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Uiguren zunehmendem Druck ausgesetzt. Der Chemiekonzern BASF hatte bereits im Februar den Verkauf seiner Anteile an zwei Joint Ventures in Xinjiang bekannt gegeben, was den Druck auf VW zu Verhandlungen über einen Rückzug verstärkte. Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Februar, dass VW einen Rückzug prüfe und Gespräche mit dem chinesischen Partner führe. Auch der ORF berichtet über den Verkauf des Werks und der Teststrecke und beruft sich dabei ebenfalls auf Insider.

VW ist seit den 1980er Jahren in China präsent und generiert dort 40 Prozent seines Absatzes. Wie die FAZ berichtet, hatte die damalige Führung unter Ex-Chef Martin Winterkorn im Jahr 2012, als mehrere neue Werke in China geplant wurden, auch einem Standort in Xinjiang zugestimmt. Kurz darauf verschärfte die Kommunistische Partei Chinas ihr Vorgehen gegen die Uiguren. Die dokumentierten Menschenrechtsverletzungen setzten VW unter Rechtfertigungsdruck, da der Konzern der einzige globale Automobilhersteller mit einer eigenen Fabrik in Xinjiang war.

Ende 2023 beauftragte VW die Prüfgesellschaft Human Rights & Responsible Business mit einem Audit. Laut FAZ zielte VW damit insbesondere auf den Kapitalmarkt ab, der verstärkt auf ESG-Kriterien achtet. Der US-Finanzdienstleister MSCI hatte VW aufgrund der Verbindungen nach Xinjiang mit einem Warnhinweis versehen, was einige Fonds vom Kauf von VW-Wertpapieren abhielt. Der Auditbericht bescheinigte VW, dass es keine Anzeichen für Menschenrechtsverletzungen im Werk gebe. MSCI schwächte daraufhin den Warnhinweis ab, entfernte ihn jedoch nicht vollständig. Wie der stern berichtet, wurde kurz darauf bekannt, dass beim Bau der Teststrecke möglicherweise Zwangsarbeiter eingesetzt worden waren. Der Tagesspiegel berichtete bereits im Februar 2024 über Forderungen von Politikern an VW, sich aus Xinjiang zurückzuziehen, nachdem BASF seinen Rückzug angekündigt hatte. Capital.de berichtet ebenfalls über den Rückzug von BASF und den daraus resultierenden Druck auf VW.

Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/volkswagen-zieht-sich-aus-uiguren-region-xinjiang-zurueck-110137251.html - Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/vw-volkswagen-zieht-sich-offenbar-aus-xinjiang-zurueck-und-verkauft-werk/100091100.html - Reuters (via ORF): https://orf.at/stories/3377212/ - Deutsche Presse-Agentur (via Handelsblatt): https://www.handelsblatt.com/dpa/werk-in-uiguren-provinz-volkswagen-in-china-verkauft-umstrittenes-werk-in-xinjiang/30105982.html - stern: https://www.stern.de/wirtschaft/news/werk-in-uiguren-provinz--volkswagen-in-china-verkauft-umstrittenes-werk-in-xinjiang-35262220.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard&utm_term=Werk%252Bin%252BUiguren-Provinz_Volkswagen%252Bin%252BChina%252Bverkauft%252Bumstrittenes%252BWerk%252Bin%252BXinjiang - Tagesschau: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/vw-xingjiang-uiguren-china-100.html - Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vw-rueckzug-china-uiguren-xinjiang-1.6359620?reduced=true - Capital: https://www.capital.de/wirtschaft-politik/basf-zieht-sich-aus-uiguren-region-zurueck---und-erhoeht-druck-auf-vw-34450216.html
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