11.11.2024
Drogenkonsum Jugendlicher Verlagerung von Cannabis zu härteren Substanzen

Rauschgiftkonsum im Jugendalter: Ein Wandel der Trends

Die Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland hat eine Debatte über die Auswirkungen auf den Drogenkonsum von Jugendlichen entfacht. Während einige Experten eine Zunahme des Cannabiskonsums befürchten, deuten Beobachtungen aus der Praxis auf einen anderen Trend hin: Jugendliche scheinen sich verstärkt anderen Drogen zuzuwenden. Wie Clara Evers-Zimmer, Fachdienstleitung der Suchtberatung der Caritas für Rostock und den umliegenden Landkreis, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtet, habe das Rauchen von Cannabis vor der Legalisierung einen subversiven Charakter gehabt. Dieser sei nun weggefallen. "Sie suchen dann natürlich nach anderen Wegen, um genau das auszudrücken, was in der Jugendzeit schon immer ausgedrückt werden musste: den Protest, die Rebellion, die Abgrenzung", so Evers-Zimmer (dpa, 11. November 2024).

Statt zu harmloseren Substanzen greifen Jugendliche laut Evers-Zimmer beispielsweise zu Ecstasy oder sogenannten Badesalzen und "Spice". Diese psychoaktiven Substanzen bergen eine unvorhersehbare Wirkungsweise und damit ein hohes Risiko. Besonders tragisch sind die Fälle von Ecstasy-Toten in Mecklenburg-Vorpommern. Ende September verstarb ein 15-Jähriger in Zingst nach der Einnahme mehrerer Ecstasy-Pillen. Auch im Vorjahr kam es zum Tod einer 13-Jährigen aus Altentreptow nach dem Konsum von hochpotentem Ecstasy (dpa, 11. November 2024).

Evers-Zimmer betont, dass die Gefahr von Ecstasy für Jugendliche insbesondere darin liegt, dass es sich um eine linear wirkende Droge handelt. Mit steigender Dosis treten keine Warnsignale wie Übelkeit oder Unwohlsein auf, die beim Alkoholkonsum vorkommen können. "Die Person selber merkt nicht, dass sie auf den Tod zuläuft", warnt die Expertin. Die fehlenden biologischen Warnsignale können dazu führen, dass der Konsum bis zum Tod fortgesetzt wird (dpa, 11. November 2024).

Die Tatsache, dass sich das Gehirn von Jugendlichen noch in der Entwicklung befindet, verschärft die Problematik zusätzlich. Der für Handlungsplanung und Konsequenzsteuerung zuständige Teil des Gehirns ist noch nicht ausgereift. Stattdessen reagiert das jugendliche Gehirn verstärkt auf Belohnungsreize, was die adäquate Reaktion auf die Droge erschwert. Jugendliche bedürfen daher eines besonderen Schutzes, betont Evers-Zimmer.

Die Expertin berichtet von Klassen in Rostock, in denen 80 bis 90 Prozent der Schüler der Klassenstufen neun und zehn Konsumerfahrungen mit Drogen, vor allem Cannabis und Ecstasy, haben. Auch die steigende Zahl junger Erwachsener Anfang 20, die sich aufgrund ihres Drogenkonsums Hilfe suchend an die Suchtberatung wenden, deutet auf einen zunehmenden Konsum hin. Ebenso wenden sich vermehrt besorgte Eltern an die Beratungsstelle.

Der Artikel des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom 8. November 2024 unterstreicht einen weiteren besorgniserregenden Trend: den Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente bei Jugendlichen. Während der problematische Alkoholkonsum leicht abgenommen zu haben scheint, steigt der Missbrauch von Medikamenten. Der Artikel beleuchtet die verschiedenen Drogen, die von jungen Erwachsenen konsumiert werden.

Der MDR-Artikel vom 24. Juni 2024 gibt einen Einblick in die Sorgen von Eltern angesichts der Cannabis-Legalisierung und bietet Tipps zum Umgang mit jugendlichem Drogenkonsum. Die Erziehungsexpertin Nora Imlau erläutert die kurz- und langfristigen Risiken des Cannabiskonsums und erklärt, wie Eltern Anzeichen von Drogenkonsum erkennen und darauf reagieren können.

Der Bayerische Rundfunk (BR) berichtete am 6. Oktober 2024 über den sinkenden Alkoholkonsum bei jungen Menschen. Der Artikel geht der Frage nach, ob tatsächlich weniger konsumiert wird oder ob sich der Konsum lediglich auf andere Rauschmittel verlagert hat. Die Datenanalyse zeigt einen Rückgang des Alkohol- und Tabakkonsums, während der Konsum von E-Zigaretten leicht zunimmt. Zum Cannabis-Konsum nach der Legalisierung liegen noch keine Daten vor.

Ein SWR-Artikel vom 28. März 2024 beleuchtet die Herausforderungen für Polizei und Justiz in Rheinland-Pfalz im Zusammenhang mit der Cannabis-Legalisierung. Der Artikel thematisiert die rückwirkende Amnestie für Verurteilte wegen Besitzes kleiner Mengen Cannabis und die neuen Regelungen zum Anbau und Konsum der Droge.

Quellen:

  • dpa Mecklenburg-Vorpommern (11. November 2024): Expertin: Statt Cannabis andere Drogen bei Jugend im Trend (https://www.zeit.de/news/2024-11/11/expertin-statt-cannabis-andere-drogen-bei-jugend-im-trend)
  • MDR (24. Juni 2024): Cannabis: Hilfe, mein Kind kifft! (https://www.mdr.de/ratgeber/familie/cannabis-erziehungsratgeber-124.html)
  • BR (6. Oktober 2024): Konsum junger Menschen: Weniger Alkohol, mehr illegale Drogen? (https://www.br.de/nachrichten/wissen/konsum-junger-menschen-weniger-alkohol-mehr-illegale-drogen,UPCMtV5)
  • RND (8. November 2024): Drogen: Jugendliche konsumieren weniger Alkohol, dafür mehr Medikamente (https://www.rnd.de/gesundheit/drogen-jugendliche-konsumieren-weniger-alkohol-dafuer-mehr-medikamente-62KYJYYPZJEXRCDUYAV3PWNER4.html)
  • SWR (28. März 2024): Cannabis wird legal - was kommt auf Polizei und Justiz in RLP zu? (https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/cannabis-legal-1-april-rlp-vorbereitung-polizei-justiz-100.html)
  • Ärzteblatt (26. Juni 2024): Jugendliche mit Prävention vor Drogenproblemen schützen (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/152446/Jugendliche-mit-Praevention-vor-Drogenproblemen-schuetzen)
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