5.12.2024
Druschba-Stopp Tschechien setzt auf TAL

Öllieferungen durch Druschba-Pipeline nach Tschechien gestoppt

Der südliche Teil der Druschba-Pipeline, der russisches Öl über die Ukraine und die Slowakei nach Tschechien transportiert, liefert kein Öl mehr. Der tschechische Industrieminister Lukáš Vlček gab dies am Mittwoch auf X bekannt. Er betonte jedoch (RND), dass kein Grund zur Sorge bestehe, da man auf diesen Fall vorbereitet sei und die staatlichen Ölreserven nutzen werde. Die tschechischen Raffinerien seien ebenfalls auf einen Lieferausfall vorbereitet, so Vlček.

Während Prag die Ursache für den Lieferstopp untersucht, erklärte der russische Pipelinebetreiber Transneft, der Betrieb auf russischem Gebiet verlaufe normal. Václav Bartuška, der tschechische Regierungsbeauftragte für Energiesicherheit, vermutet laut FAZ ein politisches Manöver Moskaus: „Die Russen spielen wieder Spiele – klassische.“ Die Öllieferungen in die Slowakei und nach Ungarn laufen derweil weiter. In der Slowakei gab es kürzlich Warnungen vor einem möglichen Terroranschlag auf die Pipeline. Innenminister Matúš Šutaj Eštok und Geheimdienstchef Tibor Gašpar verdächtigen drei Personen – einen Slowaken und zwei Ukrainer –, einen Anschlag auf die Gas- oder Ölpipeline vorbereitet zu haben. Sie sollen Energieinfrastruktur mit Drohnen, Wärmebildkameras und Störsendern ausgespäht haben (FAZ).

Ein Zusammenhang zwischen diesem Vorfall und dem Lieferstopp nach Tschechien ist unwahrscheinlich, da bisher keine Schäden an der Pipeline bekannt sind. Zwar wurde laut n-tv ein kleines Leck an einem Abschnitt der Druschba-Pipeline in Polen entdeckt, dieses hat jedoch offenbar keine Auswirkungen auf die Ölversorgung der PCK-Raffinerie in Schwedt.

Tschechien, die Slowakei und Ungarn hatten von der EU eine Ausnahmegenehmigung für das Embargo gegen russische Ölprodukte erhalten. Während Ungarn und die Slowakei weiterhin auf russisches Öl angewiesen sind, hat sich Tschechien auf eine Unabhängigkeit von russischen Lieferungen vorbereitet. Die Ausnahmegenehmigung für Tschechien lief am 5. Dezember 2024 aus, einen Tag vor dem Lieferstopp. Dies ist laut FAZ wohl kein Zufall. Tschechien setzt verstärkt auf die Transalpine Pipeline (TAL), die Öl von Triest über Österreich nach Ingolstadt und weiter nach Litvínov in Tschechien transportiert. Der Ausbau der TAL steht kurz vor dem Abschluss.

Auch im Gasbereich gibt es Entwicklungen. Die Ukraine will den Transitvertrag für russisches Gas nach Zentraleuropa nicht verlängern. Die Slowakei sucht nach einer Lösung mit Gazprom, während Ungarn weiterhin auf russisches Gas setzt. Der tschechische Industrieminister Vlcek betonte laut Tagesanzeiger, dass die Investitionen in den Ausbau der TAL die richtige Entscheidung gewesen seien.

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