24.11.2024
Energiewende im Schatten des Koalitionsbruchs

Das Aus der Ampelkoalition und die Folgen für die deutschen Stromnetze

Der Bruch der Ampelkoalition wirft einen Schatten auf die deutsche Energiewende und insbesondere auf die Stabilität der Stromnetze. Wie die F.A.Z. berichtet, stehen zahlreiche energiepolitische Gesetzesvorhaben nun vor dem Aus, was potentiell gravierende Folgen für die Versorgungssicherheit haben könnte. Ein zentrales Projekt, das nun gefährdet ist, ist die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes. Diese umfassende Reform sollte unter anderem dazu dienen, die Integration der stetig wachsenden Menge an erneuerbaren Energien ins Stromnetz zu verbessern. Der starke Zubau von Photovoltaik-Anlagen in den vergangenen Jahren, begünstigt durch sinkende Preise, führt immer häufiger zu Situationen, in denen mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Dies belastet die Stromnetze, besonders an sonnigen Tagen zur Mittagszeit und an Feiertagen, wenn der industrielle Strombedarf geringer ist. Negative Strompreise und überlastete Leitungen sind die Folge. Besonders problematisch sind dabei die vielen kleinen Photovoltaik-Anlagen auf privaten Hausdächern, wie die F.A.Z. erläutert. Diese Anlagen erhalten eine feste Einspeisevergütung und lassen sich nicht abregeln, da ihnen die technischen Voraussetzungen und die finanziellen Anreize fehlen, auf die Signale des Strommarktes zu reagieren. Das Bundeswirtschaftsministerium plante, gegenzusteuern, indem mehr Betreiber von Solaranlagen ihren Strom direkt an der Börse vermarkten sollten. Zudem sollten kleine Anlagen besser auf Preissignale reagieren können und neue Anlagen bei Stromüberschuss keine Vergütung mehr erhalten. Auch der Bau von Stromspeichern sollte vereinfacht werden. Diese Maßnahmen zielten darauf ab, die zunehmend überlasteten Verteilnetze zu stabilisieren. Der Standard berichtet ebenfalls über die Herausforderungen, die der Ausbau der erneuerbaren Energien für die Stromnetze mit sich bringt. Nun warnen einige Unternehmen bereits vor möglichen Stromausfällen in bestimmten Regionen Deutschlands, beispielsweise an Ostern oder Pfingsten, aufgrund der instabilen Netze. Obwohl solche Szenarien übertrieben erscheinen mögen, mahnt der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, laut F.A.Z. und F.A.S., dringend eine schnelle Einigung zwischen der Restregierung und der Opposition an. Neben der Netzstabilität ist auch die Versorgungssicherheit gefährdet. Die Ausschreibung für neue Gaskraftwerke, die ab 2030 flexibel Strom liefern sollen, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen, ist durch das Ampel-Aus wohl vorerst gestoppt. Der Bau dieser Kraftwerke ist nicht nur für die Versorgungssicherheit, sondern auch für den Klimaschutz wichtig. Trotz des hohen Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung spielt die klimaschädliche Kohle in Deutschland immer noch eine bedeutende Rolle. Wie FOCUS online berichtet, gefährdet das Ampel-Aus den Zeitplan für den Kohleausstieg. Der Neubau von Gaskraftwerken als Ersatz für Kohlekraftwerke war bereits ambitioniert geplant, und mit dem Regierungsbruch ist der Traum von einem vorzeitigen Kohleausstieg wohl geplatzt. Auch die Union, die sich laut F.A.Z. zum Klimaziel 2045 bekennt, fordert den Bau von Gaskraftwerken und die CCS-Technologie. Letztere ist für Industrien wie die Zement- und Kalkindustrie essentiell, um den Klimaschutz voranzutreiben. Die kürzlich vorgestellte "Energie-Agenda" der Union bleibt jedoch in vielen Punkten vage. ESS News berichtet über die Warnungen von Verbänden vor Hängepartien in der Energiepolitik nach dem Ampel-Bruch. Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) betont die Notwendigkeit, bereits begonnene Gesetzgebungsverfahren und die Bereitstellung von Haushaltsmitteln für die Energiewende fortzuführen. Der Bundesrechnungshof kritisiert laut Frankfurter Rundschau die Ampel-Regierung für ihren ungenügenden Fortschritt bei der Energiewende und warnt vor hohen Strompreisen und einer gefährdeten Versorgungssicherheit. Der rbb berichtet über die ungewisse Zukunft der Energieregion Lausitz nach dem Ampel-Bruch, wo der geplante Umstieg auf Wasserstoffbasierte Energieerzeugung durch fehlende gesetzliche Grundlagen ins Stocken geraten ist. Die Tagesschau analysiert die politischen und wirtschaftlichen Folgen des Ampel-Aus und die Herausforderungen für Deutschlands Rolle in der Welt. Der Spiegel berichtet über eine Studie, die den Fachkräftemangel als Risiko für die Umsetzung wichtiger Reformpläne der Ampel-Koalition, darunter die Energiewende, identifiziert. Quellen: - https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/warum-das-ampel-aus-die-stromnetze-bedroht-110131241.html - https://www.focus.de/politik/briefing/energiewende-ampel-aus-gefaehrdet-zeitplan-fuer-energiewende_id_260502605.html - https://www.pv-magazine.de/2024/11/07/ampel-aus-verbaende-warnen-vor-haengepartien-in-der-energiepolitik/ - https://www.fr.de/wirtschaft/energiewende-bedroht-rechnungshof-gibt-ampel-koalition-note-ungenuegend-92878039.html - https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/11/brandenburg-cottbus-leag-braunkohle-strukturwandel-ampel-aus-wasserstoff-gaskraftwerke.html - https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ampelkoalition-krise-fragen-antworten-100.html - https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/frankreichs-sparhaushalt-zerschellt-an-politischen-realitaeten-110131716.html - https://www.spiegel.de/wirtschaft/studie-fachkraeftemangel-bedroht-wichtige-reformplaene-der-regierung-a-3101dfa0-4594-4a80-8584-b72687abbbb5
Weitere
Artikel