Der Narr, eine ambivalente Figur zwischen Weisheit und Wahnsinn, Torheit und Gesellschaftskritik, steht im Zentrum einer neuen Ausstellung im Louvre. Unter dem Titel „Figures du fou: du Moyen-Âge aux Romantiques“ (Figuren des Narren: Vom Mittelalter bis zur Romantik) beleuchtet das Museum die vielfältigen Darstellungen des Irrsinns in der europäischen Kunst vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, spannt die Ausstellung einen Bogen von den mittelalterlichen Marginalien in Stundenbüchern bis hin zu den romantischen Darstellungen des Wahnsinns.
Die Ausstellung, die vom 16. Oktober 2024 bis zum 3. Februar 2025 läuft, präsentiert rund 300 Exponate, darunter Gemälde, Skulpturen, Manuskripte, Wandteppiche und Alltagsgegenstände. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtete im Februar 2023 über die Leihgabe eines "Handtuchhalters mit Liebespaar" aus dem Museum Kurhaus Kleve, der ein zentrales Exponat der Ausstellung bildet. Diese Skulptur des Bildhauers Arnt van Tricht aus dem 16. Jahrhundert zeigt einen Narren, der eine verheiratete Frau umgarnt – ein Beispiel für die frivole und subersive Seite der Narrenfigur.
Im Mittelalter, so erläutert die FAZ, verkörperte der Narr oft denjenigen, der Gott ablehnte. Er tauchte in religiösen Kontexten auf, etwa als Gegenfigur zu den törichten Jungfrauen, oder als Symbol der fleischlichen Liebe und der Unzucht. Gleichzeitig wurde der Narr am königlichen Hof als Unterhalter geschätzt, der mit seinen Possen und Späßen die Gesellschaft amüsierte und gleichzeitig mit seinem unkonventionellen Verhalten die etablierte Ordnung in Frage stellte. Wie Sortiraparis berichtet, war der Narr im Mittelalter und der Renaissance nicht unbedingt geisteskrank, sondern vielmehr ein Unterhaltungskünstler, der mit seinen "Possen" das Publikum zum Lachen bringen und ablenken sollte.
Die Narrenfigur fand auch Eingang in das alltägliche Leben, etwa als Bestandteil von Schachspielen oder als Joker im Kartenspiel. Auf Festen und Karnevalsfeiern mischte sich der Narr unter das Volk, tanzte, sang und machte sich über die Zuschauer lustig. Dabei stellte er die Frage, wer die wahren Narren seien: er selbst oder diejenigen, die ihm zuschauten? Diese subversive Rolle des Narren, der die Grenzen zwischen Vernunft und Wahnsinn, Ordnung und Chaos verwischte, wird in der Ausstellung anhand zahlreicher Beispiele verdeutlicht.
Mit dem Aufkommen der Aufklärung und dem Siegeszug der Vernunft verlor die Figur des Narren an Bedeutung. Der Außenseiter, der Unordnung und Anarchie symbolisierte, wurde zunehmend an den Rand gedrängt. Erst in der Romantik, mit dem wachsenden Interesse an den Abgründen der menschlichen Psyche, erlebte der Narr eine Renaissance. Doch nun, so die FAZ, war er nicht mehr der fröhliche Spötter, sondern eine gequälte, mysteriöse Figur, die abwechselnd faszinierte und erschreckte.
Die Ausstellung „Figures du fou“ im Louvre bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte und die vielfältigen Facetten der Narrenfigur in der Kunst. Sie zeigt, wie sich die Wahrnehmung des Irrsinns im Laufe der Jahrhunderte wandelte und wie Künstler diese Thematik in ihren Werken aufgriffen und interpretierten. Der WDR berichtete bereits im Februar 2023 über die Ausstellung und die Leihgabe des "Handtuchhalters" aus Kleve, der, wie das Monopol Magazin beschreibt, ein zentrales Exponat der Schau im Louvre sein wird.
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