19.10.2024
Frankfurts ältestes Wasserhäuschen als kulturelles Erbe und Gemeinschaftsort

Das „Jöst Nr. 1“ ist Frankfurts ältestes Büdchen

Im Herzen von Frankfurt am Main, am Franziusplatz im Osthafen, befindet sich das „Jöst Nr. 1“, das als das älteste durchgehend betriebene Wasserhäuschen der Stadt gilt. Gegründet im Jahr 1912, hat sich dieses kleine, rot-weiße Häuschen zu einem kulturellen Wahrzeichen entwickelt, das nicht nur für seine Geschichte, sondern auch für seine Rolle als Treffpunkt für die lokale Gemeinschaft bekannt ist.

Das Wasserhäuschen, das ursprünglich von Adam Jöst ins Leben gerufen wurde, ist ein Beispiel für die Entwicklung der Trinkhallen in Frankfurt. Diese Einrichtungen entstanden im 19. Jahrhundert, als das Trinkwasser in der Stadt oft ungenießbar war. Apotheker begannen, künstliches Mineralwasser herzustellen und zu verkaufen, was zur Schaffung von Wasserhäuschen führte. Diese Orte wurden schnell beliebt und entwickelten sich zu sozialen Treffpunkten für die Menschen der Stadt.

Die Geschichte des „Jöst Nr. 1“ ist eng mit der Entwicklung des Osthafens verbunden. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Umgebung stark verändert. Der Kiosk war über die Jahre hinweg ein wichtiger Anlaufpunkt für Lkw-Fahrer und Arbeiter der ansässigen Unternehmen, die hier eine kurze Pause einlegten, um sich mit Snacks und Getränken zu versorgen. Die Betreiber des Kiosks, Hans-Jürgen Hammerschmidt und sein Sohn Sven, haben das Geschäft über die Jahre hinweg weitergeführt, trotz der Herausforderungen, die mit der Schließung während der Corona-Pandemie und anderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten verbunden sind.

Die jüngsten Ereignisse, darunter ein Einbruch im Jahr 2020, haben die Zukunft des „Jöst Nr. 1“ in Frage gestellt. Bei diesem Vorfall wurden Waren im Wert von etwa 2000 Euro entwendet, was für einen kleinen Betrieb wie diesen einen erheblichen finanziellen Verlust darstellt. Trotz dieser Rückschläge bleibt die Entschlossenheit der Betreiber ungebrochen. Hammerschmidt Senior, der den Kiosk seit 2011 betreibt, hat bereits mehrere Krisen überstanden und ist fest entschlossen, auch diese Herausforderung zu meistern.

Die Bedeutung des „Jöst Nr. 1“ geht über den Verkauf von Snacks und Getränken hinaus. Es ist ein sozialer Knotenpunkt, an dem Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen zusammenkommen. Hier treffen sich Lkw-Fahrer, Arbeiter und Anwohner, um sich auszutauschen, Geschichten zu erzählen und eine Pause vom hektischen Arbeitsalltag einzulegen. Die Atmosphäre ist geprägt von einer gewissen Gemütlichkeit, die in der heutigen schnelllebigen Zeit oft verloren geht.

Die Betreiber haben auch versucht, das Angebot zu erweitern und das Wasserhäuschen für jüngere Generationen attraktiver zu machen. Veranstaltungen wie Open-Air-Discos und andere Aktivitäten wurden ins Leben gerufen, um das „Jöst Nr. 1“ als kulturellen Treffpunkt zu etablieren. Diese Bemühungen sind Teil einer größeren Strategie, um die Bedeutung der Wasserhäuschen in Frankfurt zu bewahren und gleichzeitig neue Besucher anzuziehen.

Der offizielle Name des Kiosks, „Jöst Nr. 1“, erinnert an seinen Gründer und die lange Tradition der Wasserhäuschen in Frankfurt. In den 1970er Jahren übernahm die Henninger Brauerei die meisten der damaligen Kioske, was zu einem Rückgang der Anzahl führte. Während es in den 1970er Jahren noch etwa 800 Wasserhäuschen in der Stadt gab, sind es heute nur noch rund 300. Die Zukunft dieser Einrichtungen bleibt ungewiss, insbesondere in Anbetracht der Herausforderungen, die die Gastronomiebranche in den letzten Jahren durchlebt hat.

Die Betreiber des „Jöst Nr. 1“ sind sich der Bedeutung ihrer Geschichte und der Tradition bewusst, die sie vertreten. Sie setzen alles daran, das Wasserhäuschen am Leben zu erhalten und die Verbindung zur Gemeinschaft zu stärken. „Wir werden nicht aufgeben“, sagt Hammerschmidt Senior, und betont die Entschlossenheit, auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen.

Das „Jöst Nr. 1“ ist mehr als nur ein Kiosk; es ist ein Stück Frankfurter Geschichte, das die Herausforderungen der Zeit überstanden hat und weiterhin ein wichtiger Teil des städtischen Lebens ist. Die Zukunft des Wasserhäuschens mag ungewiss sein, aber die Leidenschaft und der Einsatz der Betreiber geben Anlass zur Hoffnung, dass dieses kulturelle Erbe auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt.

Öffnungszeiten des „Jöst Nr. 1“: Montag bis Freitag von 5:00 bis 14:30 Uhr.

Quellen: - https://www.faz.net/aktuell/stil/trends-nischen/joest-nr-1-besuch-im-aeltesten-wasserhaeuschen-frankfurts-19922145.html - https://linie11.org/map/?id=10 - https://www.genussmagazin-frankfurt.de/gastro_news/Kuechengefluester-26/Einbruch-im-aeltesten-Wasserhaeuschen-Frankfurts-Die-fetten-Jahre-sind-vorbei-am-Franziusplatz-35593.html - https://www.visitfrankfurt.travel/traveltrade/wasserhaeuschen - https://www.fnp.de/frankfurt/kein-stress-sondern-ruhe-10444202.html

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