September 3, 2024
Führungskrise bei SAP: Technologievorstand Müller tritt zurück

„Unangemessen verhalten“: SAP-Technikvorstand tritt zurück

Der Softwarekonzern SAP steht vor einer erneuten Herausforderung in seiner Führungsetage, da der Technologievorstand Jürgen Müller angekündigt hat, das Unternehmen Ende September zu verlassen. Diese Entscheidung folgt auf Vorwürfe bezüglich seines Verhaltens während einer internen Firmenveranstaltung.

In einer offiziellen Mitteilung erklärte Müller, dass es bei der besagten Veranstaltung zu einem Vorfall gekommen sei, bei dem er sich „unangemessen verhalten“ habe. Er bedauere sein unüberlegtes Handeln und entschuldige sich aufrichtig bei allen betroffenen Personen. Müller betonte, dass sein Verhalten nicht den Werten entsprochen habe, die SAP vertrete, und übernahm die volle Verantwortung für seine Handlungen. Er sei der Meinung, dass sein Rücktritt im besten Interesse des Unternehmens sei.

Die Details zu dem Vorfall wurden von SAP und einer Unternehmenssprecherin auf Nachfrage nicht bekannt gegeben. Aufsichtsratschef Pekka Ala-Pietilä äußerte sich dankbar für Müllers „signifikante Leistungen“ während seiner Zeit im Unternehmen und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft.

Jürgen Müller war seit 2013 bei SAP tätig und wurde 2019 in den Vorstand berufen. Sein Vertrag hätte bis 2027 laufen sollen. In den letzten Monaten hatte es bereits mehrere Wechsel im Vorstand des DAX-Konzerns gegeben, was auf eine instabile Führungskultur hinweist.

Der Rücktritt von Müller kommt zu einem Zeitpunkt, an dem SAP sich inmitten einer umfassenden Umstrukturierung befindet. CEO Christian Klein hatte erst kürzlich angekündigt, dass das Unternehmen seine Strategie überarbeiten und die Vorstandsressorts neu zuschneiden werde. Müller war in seiner Rolle als Technologievorstand maßgeblich an der Umstellung des Geschäftsmodells auf Cloud-Dienste beteiligt und hatte auch die Verantwortung für Innovationen sowie die globale Sicherheit inne.

Die Abgänge von Müller, sowie zuvor von Vertriebschef Scott Russell und Marketingvorständin Julia White, werfen Fragen zur Stabilität der Unternehmensführung auf. Während Russell und White aufgrund interner Spannungen und Unzufriedenheit des Aufsichtsrats mit der Umsetzung von Veränderungen das Unternehmen verlassen hatten, bleibt abzuwarten, wie SAP mit den aktuellen Herausforderungen umgehen wird.

Die Unternehmensführung sieht sich nun der Aufgabe gegenüber, geeignete Nachfolger für die vakanten Positionen zu finden. Interimistisch wird Michael Ameling, der zuvor unter Müller arbeitete, einen Großteil von Müllers Aufgaben übernehmen. Zudem wird Thomas Saueressig, der für Cloud-Dienste zuständig ist, zusätzliche Verantwortung im Bereich Sicherheit und Cyber-Sicherheit übernehmen.

Die Vorfälle bei SAP sind nicht die ersten, die die Führungskultur des Unternehmens in den Fokus rücken. In der Vergangenheit gab es bereits Kritik an einer sogenannten „Amigokultur“, in der enge Vertraute der Unternehmensführung bevorzugt wurden. Diese Problematik führte dazu, dass im letzten Jahr der Personalchef für Deutschland, Cawa Younosi, nach einer internen Untersuchung das Unternehmen verlassen musste.

In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen wird es für SAP entscheidend sein, nicht nur geeignete Führungskräfte zu finden, sondern auch eine Unternehmenskultur zu fördern, die Transparenz und Verantwortungsbewusstsein betont. Die Herausforderungen, vor denen SAP steht, könnten langfristige Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie und die Mitarbeiterzufriedenheit haben.

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie SAP auf diese personellen Veränderungen reagiert und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Stabilität und Integrität der Unternehmensführung zu gewährleisten.

Quellen: FAZ, Capital, Stern, Rheinische Post, Süddeutsche Zeitung, Manager Magazin.

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