Am 6. September 2024 wurden die Rieckhallen im Hamburger Bahnhof in Berlin feierlich wiedereröffnet. Diese Wiedereröffnung markiert einen bedeutenden Moment in der Berliner Kunstszene, da sie mit einer umfassenden Werkschau des US-amerikanischen Künstlers Mark Bradford einhergeht. Die Ausstellung mit dem Titel „Keep Walking“ präsentiert eine Vielzahl von Werken, darunter Gemälde, Skulpturen, Installationen und Videos, die sich mit gesellschaftlichen Themen wie Rasse, Geschlecht und ökonomischer Ungleichheit auseinandersetzen.
Mark Bradford, geboren 1961 in Los Angeles, ist bekannt für seine einzigartigen künstlerischen Ansätze, die oft persönliche und gesellschaftspolitische Themen miteinander verweben. Seine Arbeiten sind geprägt von seinen Erfahrungen als schwarzer Mann in den USA und reflektieren die Herausforderungen, die mit Rassismus und Ungleichheit verbunden sind. Bradford verwendet häufig alltägliche Materialien, darunter Plakat- und Zeitungspapier, die er in seinen Gemälden verarbeitet. Diese Materialien stammen oft aus seiner Heimatstadt Los Angeles und tragen zur narrativen Tiefe seiner Werke bei.
Die Ausstellung in den Rieckhallen umfasst über 20 Werke, die über zwei Jahrzehnte künstlerischen Schaffens repräsentieren. Ein zentrales Element der Ausstellung ist das begehbare Bodengemälde „Float“, das aus bunten Papierstreifen besteht und die Besucher dazu einlädt, über die Kunst zu gehen und sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Bradford möchte mit diesem interaktiven Ansatz die Wahrnehmung der Besucher für ihren eigenen Körper und die Bewegung im Raum schärfen. „Wir sollten uns alle bewusst sein, worauf wir stehen. Wir stehen nicht auf festem Boden“, erklärt der Künstler und verweist auf die metaphorische Bedeutung des Werkes.
Ein weiterer Aspekt von Bradfords Arbeit ist die Verbindung zu historischen Themen. In der Ausstellung finden sich Werke, die sich mit der „Großen Migration“ in den Vereinigten Staaten befassen, einer Zeit, in der Millionen von Afroamerikanern aus den ländlichen Südstaaten in die städtischen Zentren des Nordens zogen. Diese Migration wird durch abstrahierte amerikanische Zugfahrpläne symbolisiert, die in Bradford's Gemälden dargestellt sind und die Bewegung und den Wandel von Gemeinschaften thematisieren.
Die Rieckhallen selbst haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich als Lagerhallen genutzt, standen sie kurz vor dem Abriss, bevor das Land Berlin im Jahr 2022 intervenierte und das Gelände erwarb. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurden die Hallen für die Kunstnutzung umgestaltet, was nun eine bedeutende Plattform für zeitgenössische Kunst bietet. Mit einer Ausstellungsfläche von über 1.300 Quadratmetern sind die Rieckhallen ideal für großformatige Installationen und Wechselausstellungen.
Zur Ausstellung wird ein Katalog veröffentlicht, der die Werke von Mark Bradford dokumentiert und vertiefende Einblicke in seine künstlerische Praxis bietet. Darüber hinaus sind im Rahmen der Ausstellung verschiedene Veranstaltungen geplant, darunter Künstlergespräche und Workshops, die das Publikum aktiv in die Diskussion über die Themen der Ausstellung einbeziehen.
Die Ausstellung „Keep Walking“ wird bis zum 18. Mai 2025 in den Rieckhallen zu sehen sein und bildet den Auftakt für weitere geplante Ausstellungen in diesem neu gestalteten Raum. Bradford's Werke werden nicht nur in Berlin, sondern auch international wahrgenommen, da die Ausstellung im August 2025 ins Amorepacific Museum of Art in Seoul weiterwandern wird.
Die Eröffnung der Rieckhallen mit der Werkschau von Mark Bradford ist ein bedeutender Schritt für die Berliner Kunstszene und bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Bradfords interaktive und visuell beeindruckende Arbeiten laden dazu ein, über die eigenen Erfahrungen und die Realität von marginalisierten Gemeinschaften nachzudenken. Die Rieckhallen haben sich als ein neuer Ort für zeitgenössische Kunst etabliert, der sowohl lokale als auch internationale Künstler und Besucher anzieht.
Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten von verschiedenen Quellen, einschließlich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Staatlichen Museen zu Berlin.
