30.11.2024
Geiselnahme im Nahostkonflikt Anhaltender Druck auf Netanjahu

Tausende fordern in Tel Aviv die Freilassung der Geiseln

Der Nahostkonflikt überschattet das Leben in Israel weiterhin schwer. Über ein Jahr nach Beginn des Krieges und der Gefangennahme israelischer Geiseln durch die Hamas im Oktober 2023 gingen am Samstag, den 30. November 2024, erneut tausende Menschen in Tel Aviv auf die Straße, um ihre Freilassung zu fordern. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, richtete sich der Protest auch gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dem vorgeworfen wird, nicht ausreichend für die Befreiung der Geiseln zu unternehmen. Die Demonstranten verlangten ein Ende des Krieges und eine Vereinbarung mit der Hamas, die die Rückkehr der Verschleppten ermöglicht.

Die Proteste in Tel Aviv sind Ausdruck einer anhaltenden Protestbewegung. Auch in Jerusalem fanden Kundgebungen statt, bei denen die Regierung aufgefordert wurde, die „wichtigste Mission“, die Heimkehr der Geiseln, in den Vordergrund zu stellen, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Die FAZ zitiert Angehörige der Entführten, die an die Politiker appellierten, „menschlich“ zu handeln und sich auf die Freilassung zu konzentrieren, anstatt durch Schuldzuweisungen den Konflikt weiter zu eskalieren. Die anhaltenden Demonstrationen verdeutlichen die tiefe Sorge und den enormen emotionalen Druck, der auf der israelischen Bevölkerung lastet.

Die Lage der Geiseln ist weiterhin äußerst kritisch. Es wird geschätzt, dass nur noch etwa die Hälfte der ursprünglich über 200 Entführten am Leben ist. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet unter Berufung auf einen Hamas-Sprecher, dass eine weitere israelische Geisel bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet und eine weitere lebensgefährlich verletzt worden sei. Diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die Ungewissheit über das Schicksal der Geiseln verstärkt die Verzweiflung der Angehörigen und erhöht den Druck auf die israelische Regierung.

Die Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln gestalten sich extrem schwierig. Netanjahu ist in seiner Regierungskoalition auf rechtsextreme und ultra-religiöse Partner angewiesen, die eine Einigung mit der Hamas ablehnen. Laut Tagesschau erklärte sich die Hamas zwar zu einer befristeten Waffenruhe und einem Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene bereit, Netanjahu lehnte diesen Vorschlag jedoch als „unrealistisch“ ab. Trotzdem entsandte die Hamas, wie die Tagesschau weiter berichtet, eine Delegation nach Kairo, um sich über den aktuellen Stand der Verhandlungen zu informieren. Ob und wann es zu einem Durchbruch kommt, ist ungewiss.

Der Konflikt im Gazastreifen hat weitreichende Konsequenzen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wurden bei israelischen Angriffen im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mindestens 120 Menschen getötet. Diese Angaben konnten nicht unabhängig verifiziert werden. Der Konflikt verschärft die humanitäre Lage im Gazastreifen zusätzlich und behindert die Bemühungen um eine friedliche Lösung.

Auch die internationale Gemeinschaft bemüht sich um eine Deeskalation. Das RND berichtet, dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen das Engagement der USA für die Freilassung aller Geiseln bekräftigte. Er forderte die israelische Regierung zudem auf, die humanitäre Situation im Gazastreifen zu verbessern. Die internationale Gemeinschaft sucht nach Wegen, den Konflikt zu beenden und eine dauerhafte Lösung zu erzielen.

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