26.11.2024
Deutsche Stahlindustrie im Wandel

Die deutsche Stahlbranche unter enormem Druck

Der angekündigte Stellenabbau von rund 11.000 Arbeitsplätzen bei Thyssenkrupp Steel bis 2030 hat die Stahlindustrie und die deutsche Wirtschaft stark getroffen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, befindet sich die Branche in einer schwierigen Situation, die weitreichende Folgen hat.

Ein Hauptproblem sind die grundlegenden Veränderungen am Markt. Überkapazitäten und der zunehmende Import von günstigem Stahl, insbesondere aus Asien, belasten die Unternehmen stark, wie auch Thyssenkrupp selbst bestätigt. Die FAZ hebt die Bedeutung dieser Entwicklungen für die gesamte Branche hervor.

Ein weiterer Faktor ist die schwache Konjunktur in der deutschen Automobilindustrie, einem wichtigen Abnehmer von Stahl. Thyssenkrupp liefert nach eigenen Angaben etwa die Hälfte seiner Stahlproduktion an die Autobranche. Der Nachfragerückgang in diesem Sektor trifft die Stahlhersteller deshalb besonders hart. Auch die Salzgitter AG, Deutschlands zweitgrößter Stahlproduzent, spürt die Auswirkungen der schwächelnden Autokonjunktur, wie diverse Medienberichte belegen.

Zusätzlich steht die Branche vor der Aufgabe, ihre Produktion umweltfreundlicher zu gestalten. Steigende CO2-Preise machen die Umstellung auf grüne Technologien zwingend erforderlich. Thyssenkrupp konzentriert sich laut FAZ auf die Entwicklung neuer Stahlsorten und klimaneutraler Produkte. Auch Salzgitter investiert in die Herstellung von „Grünstahl“ und konnte bereits erste Lieferverträge abschließen, wie aus Unternehmensangaben hervorgeht.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht die Schwierigkeiten der Stahlbranche als Ergebnis versäumter Anpassungen in der Vergangenheit. Die FAZ berichtet, dass Habeck auf einer Industrietagung die Subventionierung von Stahl in Ländern wie China kritisierte und eine Verlängerung der europäischen Schutzzölle forderte. Die IG Metall warnt vor einem Dominoeffekt durch den Stellenabbau bei Thyssenkrupp und unterstreicht die Bedeutung der Stahlindustrie für andere Wirtschaftszweige, wie der WDR berichtet.

Die Situation in China spielt eine entscheidende Rolle für die globale Stahlindustrie. Der schwächelnde Immobilienmarkt in China führt zu einem Anstieg der Stahlexporte, was die Preise weltweit drückt. Laut FAZ exportiert China mittlerweile dreimal so viel Rohstahl, wie Deutschland produziert. Die Ratingagentur Fitch erwartet eine Erholung der Stahlpreise in Europa erst mit der Einführung des EU-Klimazollsystems im Jahr 2026.

Während Thyssenkrupp und Salzgitter mit Stellenabbau reagieren, plant die saarländische Stahlindustrie, die von der Montan-Stiftung-Saar getragen wird, keine Kapazitätsreduzierungen, wie verschiedene Medien berichten. Dies verdeutlicht, dass die Auswirkungen der Krise je nach Unternehmensstruktur und regionalen Gegebenheiten unterschiedlich ausfallen.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/nach-thyssenkrupp-schock-stahl-steckt-in-der-dreifach-klemme-110136358.html
  • https://newstral.com/de/article/de/1260629815/nach-dem-thyssenkrupp-schock-der-stahl-steckt-in-der-dreifach-klemme
  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fleischnachfrage-steigt-leicht-am-liebsten-gefluegel-am-liebsten-guenstig-110134713.html
  • https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/wdr-thyssenkrupp-stahl-will-5-000-stellen-streichen-100.html
  • https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/thyssenkrupp-steel-will-5000-stellen-abbauen-a-ad2bb306-e07c-4409-af6a-3c729e7a2b2a
  • https://www.bild.de/geld/wirtschaft/thyssenkrupp-streicht-11-000-stellen-wie-entstand-die-stahlkrise-6744822d8ff2e41fd22995f2
  • https://newstral.com/de
  • https://www.deraktionaer.de/artikel/mobilitaet-oel-energie/thyssenkrupp-in-der-krise-stahlsparte-auf-dem-pruefstand-20363842.html
Weitere
Artikel