Bischof Michael Gerber aus Fulda unterstreicht die Bedeutung des Christentums für die Gesellschaft, besonders in einer Zeit, in der das Vertrauen in Institutionen abnimmt. Wie die ZEIT am 22. Dezember 2024 berichtete, sieht er die Lage der katholischen Kirche in Deutschland eng verbunden mit den allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen. Der Rückgang der Kirchenmitglieder spiegele einen größeren Trend wider, der auch Parteien und Gewerkschaften betrifft. Gerber erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Das Vertrauen in Institutionen, die nach dem Krieg über Jahrzehnte wichtige Stabilitätsfaktoren unserer Republik waren, schwindet zusehends.“
Im Bistum Fulda ist die Zahl der Katholiken von 466.000 im Jahr 1990 auf etwa 340.000 im letzten Jahr gesunken. Für Gerber ergibt sich daraus die Notwendigkeit, an der Glaubwürdigkeit der Kirche zu arbeiten. Gleichzeitig hob er das Potenzial des Christentums als Quelle gesellschaftlichen Engagements hervor. Laut dpa sagte er: „Meine christliche Haltung verpflichtet mich, mich in dieser Gesellschaft einzusetzen, gerade auch für andere.“
Die Kirchen müssen sich laut Gerber der Frage nach ihrer Bedeutung für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Es sei besonders wichtig, jungen Menschen, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Menschenrechte einsetzen, ein ansprechendes Angebot zu machen. Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betonte: „Und da haben wir als evangelische und katholische Kirche einiges zu bieten.“ Als Beispiele nannte er die Messdiener-Wallfahrt nach Rom und die bundesweite Sozialaktion „72 Stunden Aktion“ des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), an der sich laut Veranstaltern etwa 80.000 Menschen beteiligt haben.
Die Erfahrung, sich für andere einzusetzen, ohne einen direkten persönlichen Nutzen zu erwarten, sei essenziell für eine funktionierende Gesellschaft, so Gerber. Er betonte, dass die Gesellschaft von Menschen lebe, die „mehr investieren, als sie müssten“. Gleichzeitig verwies er auf die christliche Überzeugung, dass die „Vollendung nicht durch das, was der Mensch selbst schafft“, sondern durch Gott erreicht wird.
Die Diskussion über die Rolle und Relevanz der Kirche in der Gesellschaft wird auch in anderen Medien geführt. So berichtete die Süddeutsche Zeitung am 22. Dezember 2024 über Gerbers Aussagen und ordnete die sinkenden Mitgliederzahlen in den Kontext eines allgemeinen Vertrauensverlustes in Institutionen ein. Die Webseite der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) informiert über die Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die einen Rückgang der Religiosität und Kirchenmitgliedschaft belegen. DOMRADIO.DE berichtete am 16. Oktober 2019 über ähnliche Aussagen von Sozialbischof Overbeck, der die gesellschaftliche Relevanz der Kirche über den Bestandsschutz stellte. Kirche+Leben berichtete am 17. Juni 2020 über die Notwendigkeit, aus der Corona-Krise zu lernen und die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Katholisch.de berichtete am 31. Mai 2024 über den Katholikentag in Erfurt, wo Bischöfe und Politiker die Bedeutung des gesellschaftlichen Engagements von Christen betonten.
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