19.10.2024
Klimawandel und Gesundheit: Bedrohungen und Schutzmaßnahmen

Gesundheit und Klimawandel - Viren, Angst und Hitzestress

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen weltweit. Während die steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignisse oft im Fokus stehen, sind die gesundheitlichen Folgen vielfältig und komplex. Hitze, Infektionskrankheiten und psychische Belastungen sind nur einige der vielen Facetten, die der Klimawandel mit sich bringt.

Hitze

Hitze ist eine der direktesten und offensichtlichsten Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit. Extreme Hitzewellen werden häufiger und intensiver, was insbesondere in den Sommermonaten zu einer erhöhten Sterblichkeit führt. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) starben im Sommer 2023 rund 3.200 Menschen in Deutschland an den Folgen extremer Hitze. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen.

Die menschliche Fähigkeit, die Körpertemperatur zu regulieren, ist begrenzt. Bei hohen Temperaturen beginnt der Körper zu schwitzen und die Blutgefäße weiten sich, um die Wärme abzuführen. Bei Menschen mit Vorerkrankungen oder eingeschränkter körperlicher Fitness funktioniert dieses Kühlsystem oft nicht ausreichend. Dies kann zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Hitzschlag und Dehydration führen.

Infektionskrankheiten

Der Klimawandel beeinflusst auch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster breiten sich Mücken und andere Krankheitsüberträger in Regionen aus, die bisher nicht betroffen waren. Krankheiten wie Dengue-Fieber, Zika, West-Nil-Fieber und Malaria könnten in Europa und Deutschland häufiger auftreten.

Ein aktuelles Beispiel ist das West-Nil-Fieber, das bereits in einigen Bundesländern Deutschlands durch heimische Stechmücken übertragen wurde. Die tatsächliche Zahl der Infektionsfälle könnte jedoch deutlich höher sein, da viele Erkrankungen mild verlaufen und nicht diagnostiziert werden. Neben den bekannten tropischen Krankheiten könnten auch neuartige gesundheitsschädliche Pilze und Bakterien vermehrt auftreten.

Psychische Beschwerden

Der Klimawandel hat nicht nur physische, sondern auch psychische Auswirkungen. Die ständige Sorge um die Zukunft des Planeten kann bei vielen Menschen Angstzustände, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen auslösen. Der Begriff "Klimaangst" beschreibt die Angst vor den ungewissen und oft erschreckenden Folgen des Klimawandels.

Eine Umfrage der Allianz zeigt, dass über 75% der Befragten in acht verschiedenen Ländern – darunter Deutschland, die USA, China und Indien – besorgt oder alarmiert über den Klimawandel sind. In Deutschland haben 37% der Jugendlichen große Angst vor den klimatischen Veränderungen, was zeigt, wie tief diese Ängste in der Gesellschaft verankert sind.

Weitere Gesundheitsrisiken

Der Klimawandel kann auch weniger offensichtliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Zum Beispiel haben Laborversuche gezeigt, dass bei höheren Temperaturen Kolibakterien resistenter gegen Antibiotika werden. Diabetiker können Insulin schlechter verstoffwechseln, und Allergien nehmen zu, da Allergene früher auftreten, länger bleiben und aggressiver werden.

Eine Studie der Universität Hawaii aus dem Jahr 2023 identifizierte insgesamt 277 verschiedene Krankheiten, die durch den Klimawandel begünstigt werden. Diese Krankheiten umfassen nicht nur Infektionskrankheiten, sondern auch chronische Erkrankungen und Allergien.

Was zu tun ist

Um den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken, sind umfassende Anpassungsstrategien notwendig. Bereits vor 15 Jahren beschloss die damalige Bundesregierung eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel, die auch Empfehlungen für den Umgang mit Hitzewellen enthält. Langfristige Maßnahmen wie die Begrünung und Verschattung öffentlicher Plätze sowie die Bereitstellung von Trinkwasser sind entscheidend, um die Städte an die steigenden Temperaturen anzupassen.

Kurzfristig ist es wichtig, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte im Sommer 2023 an, die Anzahl der jährlichen Hitzetoten halbieren zu wollen. Sein nationaler Hitzeschutzplan sieht unter anderem eine stärkere Sensibilisierung für die Gefahren durch Hitze und Warnmeldungen bei extremer Hitze vor.

In Frankreich gibt es bereits seit dem Hitzesommer 2003 ein nationales Programm zum Schutz vor Hitze. Die Gemeinden kontaktieren bei übergroßer Hitze alle alleinstehenden Menschen über 60 Jahre und bieten Sozialarbeiterbesuche an. Rathäuser und Büchereien richten gekühlte Aufenthaltsräume ein, um den Menschen Schutz vor der Hitze zu bieten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Es ist daher entscheidend, die globale Erderwärmung zu verlangsamen und gleichzeitig effektive Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit zu ergreifen. Nur so kann die Menschheit den vielfältigen gesundheitlichen Herausforderungen des Klimawandels begegnen und eine gesunde Zukunft sichern.

Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit stuft die Klimaveränderungen als „die größte Gesundheitsgefahr“ für Kinder und Jugendliche ein. Neben diesen müssten auch Schwangere besonders in den Blick genommen werden, da mit jeder Hitzewelle die Zahl der Früh- und Totgeburten steige.

Hitzeaktionspläne sind in Deutschland noch nicht flächendeckend Standard. Nur die Hälfte der Bundesländer hat oder plant bisher einen Hitzeaktionsplan. Dort, wo er fehlt, wird auf die Kommunen verwiesen. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat jedoch beschlossen, dass es bis 2025 kommunale Aktionspläne flächendeckend geben soll.

Der Schutz der menschlichen Gesundheit im Klimawandel erfordert ein umfassendes und koordiniertes Vorgehen. Es bedarf sowohl kurzfristiger Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen als auch langfristiger Strategien zur Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Gesundheitswesen und Gesellschaft können die gesundheitlichen Herausforderungen des Klimawandels bewältigt werden.

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