19.10.2024
Gewalt an Schulen: Alarmierende Ergebnisse einer Lehrerumfrage

Schulen: Umfrage zeigt besorgniserregende Gewalt gegen Lehrkräfte

In einer aktuellen Umfrage des Philologenverbands Niedersachsen wurde festgestellt, dass jede fünfte Lehrkraft in Niedersachsen bereits körperliche Gewalt an ihrer Schule erfahren hat. Die Umfrage, an der 950 Lehrkräfte, überwiegend von Gymnasien, teilnahmen, zeigt zudem, dass 70 Prozent der Befragten Erfahrungen mit verbaler Gewalt gemacht haben. Diese Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die alarmierende Situation an Schulen und die Herausforderungen, mit denen Lehrkräfte konfrontiert sind.

Gewalt an Schulen: Ein weit verbreitetes Problem

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass Gewalt an Schulen ein weit verbreitetes Problem darstellt. Während 21 Prozent der Lehrkräfte angaben, körperliche Gewalt erlebt zu haben, berichteten 70 Prozent von verbaler Gewalt. Die genaue Natur dieser Gewalterfahrungen bleibt jedoch unklar, da die Umfrage nicht zwischen Opfern und Zeugen von Gewalt differenzierte. Christoph Rabbow, der Landesvorsitzende des Philologenverbands, äußerte Besorgnis darüber, dass sich viele Lehrkräfte vom Kultusministerium alleingelassen fühlen. 87 Prozent der Befragten bewerteten die Reaktionen des Ministeriums als unzureichend.

Die Forderung nach einem klaren Konzept

Rabbow forderte ein schlankes Konzept zur Handhabung von Gewalt an Schulen, da derzeit jede Schule ihre eigenen Regelungen trifft. Die bestehenden Erlassregelungen konzentrieren sich hauptsächlich auf den Schutz der Schüler, während die Sicherheitsbedenken der Lehrkräfte oft ignoriert werden. Ein weiteres besorgniserregendes Ergebnis der Umfrage ist, dass 40 Prozent der Lehrkräfte Gewalttaten nicht bei der Schulleitung gemeldet haben, was darauf hindeutet, dass Gewalt an vielen Schulen ein Tabuthema ist. Rabbow betonte die Notwendigkeit, die Sicherheit an Schulen zu erhöhen, ohne diese in Hochsicherheitstrakte zu verwandeln.

Statistische Daten zu Gewalttaten an Schulen

Die Polizeistatistiken aus Niedersachsen zeigen einen Anstieg der Straftaten im Schulkontext. Im vergangenen Jahr wurden 5.053 Straftaten registriert, was einen Anstieg von 200 Fällen im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von Rohheitsdelikten, zu denen Körperverletzungen und Raub gehören. Diese stiegen auf 2.680 Fälle, was über dem Niveau vor der Corona-Pandemie liegt. Die Mehrzahl der Verdächtigen in diesen Fällen war männlich (77 Prozent), und Lehrer wurden 149 Mal als Opfer erfasst, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt.

Politische Reaktionen und Forderungen

In Reaktion auf die Umfrageergebnisse forderte der CDU-Innenpolitiker André Bock eine bessere Vernetzung zwischen Schulen, Polizei und Justiz. Das Kultusministerium betonte, dass Schulen kein isolierter Raum seien und dass Gewalt und Verrohung in der Gesellschaft insgesamt zunehmen. Ein Sprecher des Innenministeriums äußerte, dass der Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität ernst genommen werde und dass Präventionsangebote zur Verhinderung von Gewalt bereits existieren, jedoch weiter ausgebaut werden sollten.

Die Auswirkungen auf die Lehrkräfte

Die Ergebnisse der Umfrage und die steigenden Gewalttaten haben auch Auswirkungen auf die Lehrkräfte selbst. Viele Lehrer fühlen sich emotional erschöpft und unter Druck, was zu einem erhöhten Risiko für Burnout führt. Die Umfrage zeigt, dass Lehrkräfte nicht nur mit der Herausforderung konfrontiert sind, Wissen zu vermitteln, sondern auch mit der Notwendigkeit, soziale Kompetenzen zu fördern und ein sicheres Lernumfeld zu schaffen. Die hohe Belastung und die ständige Sorge um die eigene Sicherheit können dazu führen, dass Lehrkräfte den Beruf als weniger attraktiv empfinden.

Fazit

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen die Notwendigkeit, das Thema Gewalt an Schulen ernst zu nehmen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sowohl Schüler als auch Lehrkräfte zu schützen. Die Forderungen nach einem klaren Konzept zur Handhabung von Gewalt, einer besseren Vernetzung zwischen Schulen und Sicherheitsbehörden sowie einer umfassenden Unterstützung für Lehrkräfte sind entscheidend, um die Sicherheit und das Wohlbefinden in Schulen zu gewährleisten.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel stammen aus verschiedenen Quellen, darunter die Umfrage des Philologenverbands Niedersachsen sowie Berichte von dpa und anderen Nachrichtenagenturen.

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