Die anhaltende Bandengewalt in Haiti hat zu einer massiven Fluchtbewegung aus der Hauptstadt Port-au-Prince geführt. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtet, haben innerhalb weniger Tage Zehntausende Menschen ihre Häuser verlassen, um der Gewalt zu entkommen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete am 26. November 2024, dass zwischen dem 11. und 20. November über 40.000 Menschen in Port-au-Prince auf der Flucht waren, einige davon bereits zum zweiten oder dritten Mal. Der IOM-Chef in Haiti, Gregoire Goodstein, bezeichnete das Ausmaß der Vertreibung als „beispiellos“ seit Beginn der humanitären Krise im Jahr 2022. Insgesamt seien laut IOM bereits mehr als 700.000 Menschen in Haiti vertrieben worden.
Die tagesschau.de berichtete am 26. November 2024 ebenfalls über die Fluchtbewegung und zitierte Goodstein mit den Worten: „Diese Krise ist nicht nur eine humanitäre Herausforderung. Sie ist ein Test für unsere kollektive Verantwortung.“ Die tagesschau.de weist zudem darauf hin, dass die Banden zunehmend Kinder rekrutieren. Laut UNICEF sei die Zahl der minderjährigen Bandenmitglieder im vergangenen Jahr um 70 Prozent gestiegen. Zwischen 30 und 50 Prozent aller Bandenmitglieder seien Kinder.
Die Krise in Haiti ist vielschichtig. Neben der Bandengewalt spielen politische Instabilität und wirtschaftliche Not eine große Rolle, wie die FAZ betont. Donare.info liefert Hintergrundinformationen zur Lage in Haiti und beschreibt das Land als den am wenigsten entwickelten Staat der westlichen Hemisphäre und einen der fragilsten Staaten der Welt. Haiti ist immer wieder von Naturkatastrophen betroffen, darunter Erdbeben und Wirbelstürme, die die humanitäre Lage zusätzlich verschärfen. Bewaffnete Banden kontrollieren oder beeinflussen laut donare.info 90 Prozent der Hauptstadt. Zwischen Januar und September 2024 wurden laut UN-Menschenrechtsbüro mindestens 3.661 Menschen im Zusammenhang mit Bandenkriminalität getötet.
Donare.info berichtete am 17. November 2024, dass die Gewalt in Port-au-Prince die humanitäre Lage weiter verschärft. Die Stadt sei nahezu vollständig isoliert, da wichtige Versorgungsketten unterbrochen sind. Der Zugang zum wichtigsten Seehafen und zum internationalen Flughafen sei stark eingeschränkt. Die tagesschau.de berichtete am 20. November 2024 über die Tötung von mindestens 28 mutmaßlichen Bandenmitgliedern bei Zusammenstößen mit der Polizei und bewaffneten Anwohnern in Port-au-Prince.
Vatican News berichtete am 23. Oktober 2024 über die Warnung der UN vor der eskalierenden Gewalt und der humanitären Krise in Haiti. Die Leiterin des UN-Büros im Land, María Isabel Salvador, sprach vor dem Sicherheitsrat in New York von einer dramatischen Zuspitzung der Lage. Die Zahl der Binnenvertriebenen habe im September 2024 die Marke von 700.000 erreicht. Der Standard berichtete, dass laut UN-Schätzungen mehr als 10.000 Haitianer allein in einer Woche vor der Bandengewalt geflohen seien.
UNICEF berichtet, dass drei Millionen Kinder in Haiti von der Bandengewalt bedroht sind. Die Organisation warnt vor einer Hungersnot und berichtet von über 58.000 Kindern, die akut davon bedroht sind. Zwei von drei Kindern in Haiti seien auf humanitäre Hilfe angewiesen. UNICEF schildert die Geschichte der 13-jährigen Virginia, die in ihrem eigenen Zuhause angeschossen wurde und nun unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet.
Die Krise in Haiti erfordert dringend internationale Unterstützung. Die humanitäre Lage ist katastrophal, und die Gewalt treibt immer mehr Menschen in die Flucht. Die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern ist stark eingeschränkt, und die Sicherheit der Menschen ist weiterhin akut gefährdet.
