19.10.2024
Herausforderungen und Chancen in der deutschen Ernährungswirtschaft

Ernährungsbranche unter Druck: Ein Blick auf die Herausforderungen und Forderungen

Die Ernährungsbranche in Deutschland sieht sich derzeit mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen gefährden, sondern auch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung in Frage stellen. Vor dem Hintergrund der Krisen der letzten Jahre, darunter die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Ukraine-Konflikt, hat die norddeutsche Ernährungswirtschaft eindringlich an die Politik appelliert, verlässliche Rahmenbedingungen für die regionale Lebensmittelproduktion zu schaffen.

Die Forderungen der Branche

Der Vorsitzende der Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern (AMV), Tobias Blömer, betonte die Notwendigkeit eines Abbaus der Bürokratie sowie die Unterstützung regionaler Absatzförderung und Wertschöpfungsketten. Ein zentraler Punkt seiner Aussage war die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen, insbesondere durch den Schutz vor zollfreien Billigprodukten, die oft mit schlechteren Standards verbunden sind. Dies sei besonders wichtig, um die regionale Produktion nachhaltig zu sichern und die Abhängigkeit von internationalen Märkten zu reduzieren.

Wirtschaftliche Belastungen und Personalabbau

Die aktuelle Umfrage der AMV zeigt, dass die norddeutsche Ernährungswirtschaft weiterhin unter dem Druck gestiegener Rohstoff- und Energiekosten leidet. Zudem wird der Fachkräftemangel als anhaltendes Problem identifiziert. Die Anforderungen an die Branche steigen, insbesondere durch strengere Umwelt- und Tierwohlauflagen. Laut der Umfrage können nur 13,25 Prozent der Unternehmen die gestiegenen Produktionskosten vollständig an die Verbraucher weitergeben. Fast 45 Prozent der Unternehmen gelingt dies nur teilweise, was zu erheblichem finanziellen Druck führt.

Die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen Belastungen sind bereits spürbar: Die Zahl der Unternehmen, die Personal abbauten oder umstrukturierten, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 14,6 Prozent auf 34,9 Prozent erhöht. Zudem berichteten 60 Prozent der Unternehmen von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage im Vergleich zum Vorjahr.

Die Rolle der regionalen Produktion

Die Bedeutung der regionalen Lebensmittelproduktion wird in der aktuellen Diskussion immer deutlicher. Die Krisen der letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig es ist, eine stabile und nachhaltige Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Ernährungsbranche fordert daher von der Politik nicht nur kurzfristige Maßnahmen, sondern auch langfristige Strategien, um die regionale Produktion zu stärken und die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu verringern.

Der Norddeutsche Ernährungsgipfel

Im Rahmen des 7. Norddeutschen Ernährungsgipfels, der von der AMV und dem Brandenburger Agrarmarketingverband pro agro ausgerichtet wurde, kamen rund 200 Teilnehmer aus Wirtschaft, Handel, Politik, Verwaltungen und Verbänden zusammen. Dieser Gipfel bietet eine Plattform für den Austausch über die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft der Ernährungsbranche. Die Teilnehmer diskutieren über innovative Ansätze und Strategien, um die Branche zukunftssicher zu machen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Ernährungsbranche

In Mecklenburg-Vorpommern sind in den 88 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern über 14.400 Menschen beschäftigt. Die Ernährungsbranche erwirtschaftet dabei einen Jahresumsatz von rund 4,5 Milliarden Euro. Für das Land Brandenburg ist die Branche mit 164 Betrieben, einem Jahresumsatz von 4,38 Milliarden Euro und 12.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Betrieben ab 20 Mitarbeitern eine herausragende regionalwirtschaftliche Größe.

Fazit

Die ernährungswirtschaftlichen Herausforderungen sind vielfältig und erfordern ein gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Forderungen der Branche nach stabilen Rahmenbedingungen und fairen Wettbewerbsbedingungen sind dringlich und müssen ernst genommen werden, um die regionale Produktion zu sichern und die wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen zu gewährleisten. Nur durch eine enge Zusammenarbeit kann es gelingen, die Ernährungsbranche zukunftsfähig zu gestalten und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung langfristig zu garantieren.

Quellen: ZEIT ONLINE, Süddeutsche Zeitung, OM Online.

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