19.10.2024
Herausforderungen des Lieferkettengesetzes für die Waldbesitzer in Deutschland
Waldwirtschaft: Waldbesitzer und das Lieferkettengesetz

Waldwirtschaft: Waldbesitzer und das Lieferkettengesetz

Die Diskussion um das Lieferkettengesetz und dessen Auswirkungen auf die Waldbesitzer in Deutschland hat in letzter Zeit an Intensität gewonnen. Insbesondere in Schleswig-Holstein äußert der Vorsitzende des Waldbesitzerverbands, Hans-Caspar Graf zu Rantzau, erhebliche Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit des Gesetzes. Er kritisiert die politischen Rahmenbedingungen, die seiner Meinung nach nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der privaten Waldbesitzer abgestimmt sind.

Herausforderungen des Lieferkettengesetzes

Das Lieferkettengesetz soll sicherstellen, dass Holzprodukte aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammen und keine illegale Abholzung unterstützen. Dies erfordert von jedem der rund 1,8 Millionen Waldbesitzer in Deutschland, dass sie für jedes Stück Holz, das sie ernten, einen Nachweis über dessen Herkunft erbringen. Graf zu Rantzau bezeichnet diese Anforderungen als „hochkomplex“ und stellt in Frage, ob die dafür notwendigen Verwaltungsstrukturen überhaupt vorhanden sind. Er betont, dass die Idee hinter dem Gesetz von Personen stammt, die nicht die Realität der Waldbewirtschaftung in Deutschland verstehen.

Der bürokratische Aufwand

Ein zentrales Anliegen der Waldbesitzer ist der bürokratische Aufwand, der mit der Umsetzung des Gesetzes verbunden ist. Laut Graf zu Rantzau ist es unrealistisch, dass die Anforderungen bis zur gesetzlich festgelegten Frist am 31. Dezember 2024 erfüllt werden können. Er weist darauf hin, dass bis jetzt keine geeigneten Personen eingestellt wurden und keine Strukturen geschaffen wurden, um die Umsetzung zu unterstützen. Dies könnte dazu führen, dass kein Holz mehr geschlagen wird und der gesamte Holzhandel zum Stillstand kommt.

Internationale Handelsbeziehungen

Ein weiterer kritischer Punkt betrifft die internationalen Handelsbeziehungen. Graf zu Rantzau äußert Zweifel, ob Länder wie Brasilien oder Staaten in Mittelamerika und Afrika in der Lage sind, die geforderten Nachweise zu erbringen. Diese Bedenken werfen Fragen über die Fairness und Praktikabilität des Gesetzes auf, insbesondere im Hinblick auf die globalen Lieferketten.

Die Rolle des Bundeslandwirtschaftsministeriums

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat mittlerweile die Problematik erkannt und signalisiert, dass mehr Zeit für die Umsetzung benötigt wird. Dies könnte bedeuten, dass eine Anpassung oder sogar eine Aussetzung des Gesetzes in Betracht gezogen werden muss, um den Waldbesitzern eine realistische Möglichkeit zur Einhaltung der Vorschriften zu bieten.

Fazit

Die Diskussion um das Lieferkettengesetz und dessen Auswirkungen auf die Waldbesitzer in Deutschland verdeutlicht die Herausforderungen, die mit der Umsetzung von Umweltgesetzen verbunden sind. Während das Ziel, illegale Abholzung zu verhindern und nachhaltige Praktiken zu fördern, allgemein anerkannt wird, bleibt die Frage, wie diese Ziele in der Praxis erreicht werden können, ohne die Waldbesitzer übermäßig zu belasten. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die politischen Rahmenbedingungen entwickeln und ob Lösungen gefunden werden, die sowohl den Anforderungen des Gesetzes gerecht werden als auch die Interessen der Waldbesitzer berücksichtigen.

Quellen: dpa, Zeit Online

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