September 9, 2024
Hvaldimir: Neue Erkenntnisse zum Tod des belugawals

Keine Anzeichen für Tötung von „Spionagewal“ Hvaldimir

Der Tod des Belugawals Hvaldimir, der in Norwegen große Bekanntheit erlangt hat, wirft Fragen auf, die nun durch einen vorläufigen Obduktionsbericht teilweise beantwortet wurden. Laut der norwegischen Polizei gibt es keine Hinweise darauf, dass Hvaldimir durch Schüsse oder menschliches Handeln ums Leben kam. Der Obduktionsbericht legt nahe, dass der Wal wahrscheinlich verhungert ist.

Hvaldimir wurde Ende August tot in einer Bucht in der Nähe von Stavanger gefunden. Sein Name, eine Kombination aus dem norwegischen Wort für Wal (hval) und dem Vornamen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, wurde ihm aufgrund seiner mutmaßlichen Verbindung zu Russland gegeben. Der Wal war erstmals 2019 gesichtet worden, als er mit einem Geschirr zur Befestigung einer Kamera und dem Aufdruck „Ausrüstung St. Petersburg“ in norwegischen Gewässern auftauchte. Dies führte zu Spekulationen, dass er möglicherweise als Spion für die russische Marine eingesetzt wurde.

Nach dem Auffinden des Kadavers äußerten Tierschutzorganisationen wie One Whale und Noah den Verdacht, dass Hvaldimir durch menschliches Handeln getötet worden sein könnte. Diese Organisationen stützten ihre Vermutungen auf dokumentierte Verletzungen des Wals und forderten eine Untersuchung. Der vorläufige Obduktionsbericht jedoch stellte fest, dass die sichtbaren Wunden des Wals ausschließlich oberflächlich waren und keine lebenswichtigen Organe beeinträchtigt hatten.

Die Polizei erklärte, dass bei der Obduktion keine Projektile im Körper des Wals gefunden wurden. Der Magen des Tieres war leer, und die meisten seiner Organe wiesen Anzeichen von Unterversorgung auf. Dies deutet darauf hin, dass Hvaldimir möglicherweise an Hunger oder einer anderen natürlichen Ursache starb, und nicht durch eine gewaltsame Handlung. Ein 35 Zentimeter langer Stock wurde in seinem Maul gefunden, was auf eine Verletzung hindeutet, die jedoch nicht als tödlich angesehen wird.

Die Tierschutzorganisationen hatten zuvor behauptet, dass Hvaldimir mehrere Schusswunden aufwies. Diese Behauptungen wurden von der Polizei zurückgewiesen, da die festgestellten Verletzungen nicht tödlich waren und keine Hinweise auf eine Tötung durch Menschen vorlagen. Die Polizei hat daher entschieden, keine weiteren Ermittlungen in diesem Fall einzuleiten.

Die Geschichte von Hvaldimir hat nicht nur in Norwegen, sondern auch international für Aufsehen gesorgt. Der Wal wurde zu einer Art Symbol für die Diskussion über die Nutzung von Tieren für militärische Zwecke, insbesondere im Kontext der Spekulationen über seine mögliche Rolle als „Spionagewal“. Historisch gesehen haben sowohl die Sowjetunion als auch die USA während des Kalten Krieges Meeressäuger für militärische Zwecke eingesetzt, was die Spekulationen um Hvaldimir weiter anheizte.

Die norwegische Fischereibehörde hatte 2019 vermutet, dass Hvaldimir von der russischen Marine trainiert worden sein könnte und aus der Gefangenschaft entkommen ist. Biologen hatten es geschafft, ihm das Geschirr abzunehmen, aber der Zweck und Ursprung der Ausrüstung sind bis heute unklar. Moskau hat die Spekulationen um Hvaldimir nie offiziell kommentiert.

Die Reaktionen auf Hvaldimirs Tod sind gemischt. Während einige Tierschützer eine umfassende Untersuchung fordern, um die genauen Umstände seines Todes zu klären, betonen andere, dass der vorläufige Obduktionsbericht klare Hinweise darauf liefert, dass Hvaldimir nicht durch menschliches Handeln gestorben ist. Die Diskussion über den Umgang mit Wildtieren und ihre Rolle in der Natur bleibt weiterhin ein wichtiges Thema in der Gesellschaft.

Insgesamt bleibt die Geschichte von Hvaldimir ein faszinierendes und tragisches Kapitel in der Beziehung zwischen Mensch und Tier, das sowohl Fragen über den Schutz von Wildtieren als auch über die ethischen Implikationen ihrer Nutzung aufwirft.

Quellen: FAZ, Süddeutsche Zeitung, ORF, n-tv.

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