Der renommierte Synchronsprecher und Schauspieler Jürgen Thormann ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Samstag aus dem Umfeld des Künstlers erfuhr, verstarb er in Berlin. Thormann war die deutsche Stimme zahlreicher Hollywood-Größen, insbesondere bekannt als die Stimme von Michael Caine. Wie die Zeit berichtet, synchronisierte er den britischen Schauspieler über Jahrzehnte in all seinen Filmen. Seine sonore Stimme, oft im Stil eines britischen Gentlemans, prägte Caines Auftritte im deutschen Sprachraum, unter anderem als Butler Alfred in den "Batman"-Filmen. Auch im Stern wird auf Thormanns langjährige Zusammenarbeit mit Caine hingewiesen und ein Interview aus dem Jahr 2019 zitiert, in dem Thormann Caine als "ausgesprochen sympathischen Kollegen" beschreibt.
Thormann selbst beschrieb seine Arbeit stets bescheiden. Im Deutschlandfunk Kultur betonte er 2019, dass es ihm darum gehe, der Figur und dem Spiel des Schauspielers gerecht zu werden, unabhängig vom Star-Status. Gleichzeitig äußerte er sich kritisch über die Entwicklungen im Synchrongeschäft, das seiner Ansicht nach "sehr streng, knapp, schnell" geworden sei. Diese Aussage wird ebenfalls in der Berichterstattung des Stern aufgegriffen.
Seine Karriere begann am Theater, doch seit den 1950er Jahren lieh er Leinwandgrößen seine Stimme. Mit fast 1.400 synchronisierten Rollen, hauptsächlich von Hollywood-Stars, gehörte er neben Eckart Dux, Arnold Marquis und Thomas Danneberg zu den prägenden Stimmen der deutschen Synchronlandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Wie die Cannstatter Zeitung berichtet, gehörte er damit zur "Goldenen Generation" der Synchronsprecher und stand noch mit über 90 Jahren im Studio. Obwohl er Ian McKellen, bekannt als Gandalf, nicht in der "Herr der Ringe"-Trilogie sprach, lieh er ihm in anderen Filmen wie "X-Men" seine Stimme.
Neben seiner Synchrontätigkeit war Thormann 30 Jahre lang Ensemblemitglied des Berliner Schillertheaters und wirkte in Fernsehproduktionen wie der ZDF-Serie "Jakob und Adele" mit. Auch Hörspielfans kennen seine Stimme aus Produktionen wie "Die drei ???", "TKKG" und "Benjamin Blümchen". So spielte er beispielsweise den Señor Santora in der "Drei ??? "-Folge "und der Zauberspiegel" (1980). In einem Podcast aus dem Jahr 2022 erinnerte er sich an die entspannte und lebhafte Atmosphäre der Hörspielaufnahmen. Der Stern zitiert ihn mit den Worten: "Das Ganze ist so entspannend, so lebhaft und ohne jede Beeinträchtigung von irgendwem, es ist ein Vergnügen."
Der gebürtige Rostocker mied die Öffentlichkeit. In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur beschrieb er seine Scheu vor dem Rummel um seine Person. Heikedine Körting, Chefin des Hörspiellabels EUROPA, würdigte Thormann als "wunderbaren, humorvollen, großartigen Schauspieler", der "so unendlich viel hinterlassen" habe. Auch die Cannstatter Zeitung zitiert Körting mit diesen Worten.
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