15.11.2024
Jugendliche und Tabakkonsum Alarmierender Anstieg in Deutschland

Die Zahl rauchender Jugendlicher in Deutschland ist alarmierend gestiegen. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, hat sich die Zahl seit 2021 verdoppelt. Besonders auffällig ist der Konsum von E-Zigaretten, die oft in auffälligen Farben und mit süßen Aromen angeboten werden. Auf Schulhöfen sind die kleinen, bunten Geräte, die wie Textmarker aussehen, keine Seltenheit mehr.

Die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA-Studie) liefert besorgniserregende Zahlen. Wie die Deutsche Apotheker Zeitung berichtet, gaben 15,9% der 14- bis 17-Jährigen an, aktuell Tabak zu konsumieren. Auch bei den 18- bis 24-Jährigen ist der Anteil mit 40,8% so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung vor acht Jahren. Besonders der Gebrauch von Einweg-E-Zigaretten, den sogenannten "Disposables", hat unter Jugendlichen stark zugenommen. Diese sind oft bunt gestaltet, riechen angenehm süß und sind einfach zu bedienen, was sie für junge Menschen attraktiv macht.

Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. Suchtforscher Prof. Daniel Kotz, Leiter der DEBRA-Studie, sieht einen Zusammenhang mit den Belastungen der Pandemiejahren. Wie Welt berichtet, vermutet er, dass der Dauerstress durch Pandemie, Krieg und Krise viele Menschen zur Zigarette greifen lässt. Junge Menschen erlebten Kontrollverluste, soziale Isolation und Zukunftsängste. Rauchen oder Dampfen wird dann als eine Art Ventil oder Bewältigungsstrategie genutzt.

Jugendforscher Klaus Hurrelmann betont, wie die Deutsche Apotheker Zeitung schreibt, dass Jugendliche zwar wissen, dass Rauchen schädlich ist, aber oft keinen anderen Weg sehen, mit den multiplen Krisen umzugehen. Präventionsprogramme wie "nachvorn" der Charité Berlin setzen daher auf die Stärkung des Selbstvertrauens und der Problemlösungskompetenz von Kindern und klären über die Gesundheitsrisiken des Rauchens auf.

Ein weiterer Faktor ist der Einfluss von sozialen Medien und Influencern. Wie RiffReporter berichtet, wird Rauchen, insbesondere das Dampfen, auf Plattformen wie TikTok und Instagram oft als cool und stylisch dargestellt. Rapper und andere Influencer rauchen in ihren Videos und bewerben teilweise sogar eigene Tabakprodukte. Dies kann dazu führen, dass Jugendliche Rauchen als normal und akzeptiert wahrnehmen und selbst damit anfangen.

Auch die verhältnismäßig laxe Tabakkontrolle in Deutschland spielt eine Rolle. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ist es für Minderjährige oft leicht, an Zigaretten zu gelangen, da im Handel nicht immer konsequent nach dem Ausweis gefragt wird. Auch der Verkauf von Einweg-E-Zigaretten mit süßen Aromen, die besonders Jugendliche ansprechen, wird kritisiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Tabakkontrolle in Deutschland bereits scharf kritisiert und strengere Maßnahmen gefordert.

Die gesundheitlichen Risiken des Rauchens, insbesondere für Jugendliche, sind enorm. Wie Focus Online berichtet, sind junge Menschen im Wachstum besonders anfällig für die schädlichen Folgen des Tabaks. Rauchende Jugendliche leiden häufiger unter erhöhtem Puls, geringer Ausdauer, niedriger Lungenkapazität und einer geringeren Knochendichte. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für eine Nikotinabhängigkeit, da das sich entwickelnde Gehirn von Jugendlichen besonders empfindlich auf Nikotin reagiert.

Experten fordern daher ein stärkeres Eingreifen der Politik. Neben einer Erhöhung der Tabakpreise und einer weiteren Einschränkung der Tabakwerbung, insbesondere in sozialen Medien, wird auch eine konsequentere Durchsetzung des Jugendschutzgesetzes im Handel gefordert, um den Zugang von Minderjährigen zu Tabakprodukten zu erschweren.

Quellen:

  • Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.)
  • Deutsche Apotheker Zeitung
  • Welt
  • RiffReporter
  • Süddeutsche Zeitung
  • Focus Online
  • Kinderaerztliche Praxis
  • Zeit Online
  • Tagesschau
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