September 25, 2024
Julian Assange bereitet sich auf erste öffentliche Äußerung nach Freilassung vor

Julian Assange will sich erstmals seit Freilassung äußern

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange, der seit Ende Juni 2024 wieder in seiner Heimat Australien lebt, plant, sich in der kommenden Woche erstmals öffentlich zu äußern. Dies geschieht im Rahmen seiner Reise zum Europarat nach Straßburg, wo er am Dienstag, dem 1. Oktober, vor dem Ausschuss für rechtliche Angelegenheiten und Menschenrechte aussagen wird. Am darauffolgenden Tag wird die Parlamentarische Versammlung des Europarats einen neuen Bericht über seinen Fall diskutieren.

Wikileaks hat in einer Mitteilung erklärt, dass der Bericht, der im Rahmen der Sitzung vorgestellt wird, Assange als politischen Gefangenen einstufen könnte. Zudem wird gefordert, dass Großbritannien eine unabhängige Untersuchung einleitet, um zu klären, ob Assange während seiner Inhaftierung unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung ausgesetzt war.

Hintergrund zu Julian Assanges Freilassung

Julian Assange wurde Ende Juni 2024 nach 14 Jahren rechtlicher Auseinandersetzungen und Haft überraschend freigelassen. Ein US-Gericht auf den Marianen-Inseln, einem US-Außengebiet im Westpazifik, hatte einen Deal zwischen Assange und der amerikanischen Justiz genehmigt, der sich auf Spionagevorwürfe bezog. Seit seiner Rückkehr nach Australien hat Assange sich nicht mehr öffentlich geäußert. Seine Frau, Stella Assange, äußerte sich besorgt über seinen Gesundheitszustand und bat um Respekt für die Privatsphäre der Familie.

Gesundheitszustand und Rückkehr zur Öffentlichkeit

Wikileaks hat mitgeteilt, dass Assange sich weiterhin von seiner langen Inhaftierung erholt. Die Organisation betonte, dass Assange aufgrund des besonderen Charakters der Einladung persönlich an der Sitzung teilnehmen wird. Es wird erwartet, dass seine Aussagen vor dem Europarat von großem Interesse für die Öffentlichkeit und die Medien sein werden.

Die Rolle von Wikileaks und die Kontroversen um Assange

Wikileaks, das von Assange gegründet wurde, hat seit 2010 geheime Dokumente veröffentlicht, die von der Whistleblowerin Chelsea Manning stammen. Diese Dokumente enthüllen brisante Informationen über US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan, einschließlich Berichten über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen. Die US-Regierung hat Assange vorgeworfen, durch die Veröffentlichung dieser Informationen das Leben amerikanischer Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Unterstützer von Assange betrachten ihn hingegen als mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte.

Inhaftierung und Isolationshaft

Vor seiner Freilassung hatte sich Assange sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London aufgehalten, um einer Auslieferung an die USA zu entgehen. Im Jahr 2019 wurde er dort festgenommen und verbrachte die folgenden Jahre im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London. Berichten zufolge war Assange während seiner Haftzeit 23 Stunden am Tag in Isolationshaft und lebte unter extremen Bedingungen in einer kleinen Zelle. Diese Erfahrungen haben seine Unterstützer und Menschenrechtsorganisationen alarmiert, die auf die potenziellen Auswirkungen seiner Inhaftierung auf seine physische und psychische Gesundheit hinweisen.

Ausblick auf die kommende Sitzung im Europarat

Die bevorstehende Sitzung im Europarat wird nicht nur Assanges erste öffentliche Äußerung seit seiner Freilassung markieren, sondern auch eine Gelegenheit bieten, die internationale Aufmerksamkeit auf die Themen Menschenrechte und die Behandlung von politischen Gefangenen zu lenken. Der Europarat, der als Hüter der Menschenrechte in Europa gilt, wird die Möglichkeit haben, sich mit den rechtlichen und ethischen Implikationen von Assanges Fall auseinanderzusetzen.

Die Diskussionen im Europarat könnten auch Auswirkungen auf die politischen Beziehungen zwischen Australien, Großbritannien und den USA haben, insbesondere in Bezug auf die Behandlung von Whistleblowern und die Pressefreiheit. Assanges Fall bleibt ein kontroverses Thema, das sowohl Befürworter als auch Gegner mobilisiert und die Debatte über die Grenzen der Pressefreiheit und den Schutz von Informanten anheizt.

Insgesamt wird die kommende Woche für Julian Assange und seine Unterstützer von großer Bedeutung sein, da sie die Möglichkeit haben, seine Stimme nach Jahren der Isolation und des Schweigens wieder hörbar zu machen.

Quellen: dpa, Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung

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