19.10.2024
Kamala Harris setzt auf politische Zusammenarbeit im Wahlkampf

US-Wahlkampf: Kamala Harris will Republikaner in ihr Kabinett holen

In ihrem ersten Interview als Präsidentschaftskandidatin hat Kamala Harris angekündigt, dass sie im Falle eines Wahlsiegs einen Republikaner in ihr Kabinett berufen möchte. Diese Äußerung fand während einer Bustour durch den umkämpften Swingstate Georgia statt, wo sie in einem Café in der historischen Stadt Savannah mit CNN sprach. Harris betonte, dass es wichtig sei, bei bedeutenden Entscheidungen unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zu berücksichtigen.

„Ich habe noch 68 Tage bis zur Wahl, also will ich das Pferd nicht von hinten aufzäumen“, sagte die 59-Jährige und fügte hinzu, dass es für die amerikanische Öffentlichkeit von Vorteil wäre, ein Mitglied ihres Kabinetts zu haben, das den Republikanern angehört. Diese Aussage könnte als Versuch gewertet werden, eine überparteiliche Regierung zu bilden, eine Tradition, die in den 90er Jahren unter Präsident Bill Clinton populär war. Seit Donald Trump im Amt war, wurde diese Praxis jedoch weitgehend aufgegeben.

Harris' Ankündigung könnte auch als strategischer Schachzug interpretiert werden, um moderate Wähler und Unabhängige anzusprechen, die sich von den extremen Positionen beider Parteien distanzieren möchten. In den letzten Wochen haben mehr als 200 ehemalige Mitarbeiter der Republikaner öffentlich ihre Unterstützung für Harris erklärt und sie als die bessere Wahl im Vergleich zu Trump bezeichnet.

Im Interview wies Harris auch darauf hin, dass sich ihre politischen Werte nicht verändert hätten, obwohl sie in der Vergangenheit ihre Positionen zu bestimmten Themen angepasst hat. Diese Anpassungen wurden von ihren Gegnern als Widersprüche kritisiert. Harris erklärte, dass der wichtigste Aspekt ihrer politischen Perspektive die Beständigkeit ihrer Werte sei. Ihre Äußerungen könnten darauf abzielen, Wähler zu beruhigen, die sich Sorgen über mögliche Änderungen in ihrer politischen Agenda machen.

Das Interview wurde in einem entscheidenden Moment für Harris aufgezeichnet, da sie sich auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am 5. November vorbereitet. Georgia gilt als einer der wichtigsten Swing States, in dem die Stimmenverteilung oft entscheidend für den Ausgang der Wahl ist. Harris’ Wahlkampfteam hofft, durch ihre Botschaft der Zusammenarbeit und der Einbeziehung von Stimmen aus beiden politischen Lagern, Wähler zu gewinnen, die möglicherweise von extremen Positionen abgeschreckt sind.

In Bezug auf ihre politischen Positionen hat Harris auch klargestellt, dass sie die Politik von Präsident Joe Biden in Bezug auf die Unterstützung Israels beibehalten möchte und dass sie nicht plant, Fracking zu verbieten, was in der Vergangenheit ein umstrittenes Thema war. Diese Aussagen könnten darauf hindeuten, dass sie versucht, eine Balance zwischen progressiven und moderaten Wählern zu finden.

Harris wird sich in den kommenden Wochen in weiteren Interviews und einem geplanten TV-Duell gegen Trump beweisen müssen. Das Duell wird als entscheidend angesehen, da es beiden Kandidaten die Möglichkeit bietet, ihre Positionen direkt zu präsentieren und auf die Angriffe des jeweils anderen zu reagieren. Trump hat bereits wiederholt Harris’ politische Standhaftigkeit in Frage gestellt und sie als „kalifornische Ultralinke“ dargestellt, während Harris versucht, sich als Kandidatin für alle Amerikaner zu positionieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kamala Harris mit ihrer Ankündigung, einen Republikaner in ihr Kabinett zu berufen, ein Zeichen der politischen Zusammenarbeit setzen möchte. Dies könnte sowohl eine Reaktion auf die aktuellen politischen Spannungen als auch ein strategischer Schritt sein, um Wähler in einem zunehmend polarisierten politischen Klima zu gewinnen.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich Harris' Strategie entwickelt und ob sie in der Lage ist, die Unterstützung der Wähler zu sichern, während sie sich auf die Herausforderungen des Wahlkampfs vorbereitet.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, ProSieben, Die Zeit, Spiegel, Welt.

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