19.10.2024
Körber-Preis 2024: Auszeichnung für wegweisende Neurobiologie von Erin Schuman

Forschungspreis: Körber-Preis für amerikanische Hirnforscherin Erin Schuman

Die amerikanische Hirnforscherin Erin Schuman wird am 20. September 2024 in Hamburg mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet im Großen Festsaal des Rathauses statt und ist mit einer Summe von einer Million Euro dotiert. Schuman ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main und wird für ihre bahnbrechenden Entdeckungen in der Neurobiologie geehrt.

Entdeckung der Proteinproduktion an Synapsen

Die Körber-Stiftung würdigt Schuman als Pionierin der Neurobiologie, die herausgefunden hat, wie Proteine an den Verbindungsstellen zwischen den Neuronen, den sogenannten Synapsen, produziert werden. Diese Entdeckung hat das Verständnis darüber, wie das Gehirn funktioniert, revolutioniert. Vor Schumans Forschung war man der Annahme, dass die Produktion von Proteinen ausschließlich im Zellkörper der Neuronen stattfindet. Schuman zeigte jedoch, dass die Proteinsynthese auch direkt an den Synapsen erfolgt, was entscheidend für die neuronale Kommunikation und die Speicherung von Erinnerungen ist.

Proteine sind essentielle Bestandteile aller Zellen und ermöglichen die Interaktion zwischen Milliarden von Neuronen. Diese Erkenntnisse haben nicht nur grundlegende Auswirkungen auf die Neurobiologie, sondern auch auf die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze zur Behandlung von Hirnerkrankungen.

Forschung zu Hirnerkrankungen

Mit dem Preisgeld plant Schuman, die krankheitsbedingten Veränderungen der Proteine in Neuronen zu untersuchen. Diese Veränderungen sind häufig mit verschiedenen Hirnerkrankungen assoziiert, wie zum Beispiel der Huntington-Krankheit, die zu Bewegungsstörungen führt, und dem Fragile-X-Syndrom, das sich in geistiger Behinderung äußert. Schuman zitiert, dass es zunehmend Hinweise darauf gibt, dass viele Hirnerkrankungen letztlich Erkrankungen der Synapsen sind. Ihre Forschung könnte somit neue Wege zur Entwicklung von Behandlungsmethoden eröffnen.

Engagement für Frauen in der Wissenschaft

Erin Schuman, die 1963 in Kalifornien geboren wurde, hat sich nicht nur der Forschung verschrieben, sondern setzt sich auch aktiv für eine Erhöhung des Frauenanteils in der Wissenschaft ein. Sie engagiert sich für bessere Bildungschancen für Jugendliche und hat zusammen mit Kollegen an der Aufarbeitung der Geschichte ihres Instituts während des Nationalsozialismus gearbeitet. Ihre Karriere begann sie mit einem Studium der Psychologie an der University of Southern California, gefolgt von einem Abschluss in Neurowissenschaften an der Princeton University.

Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft

Der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft wird seit 1985 jährlich vergeben und gehört zu den höchstdotierten Forschungspreisen weltweit. Die Preisträger sind verpflichtet, die gesamte Summe für Forschungs- und Wissenschaftskommunikationsprojekte zu verwenden, wobei nur zehn Prozent für persönliche Zwecke genutzt werden dürfen. Die Auszeichnung zielt darauf ab, herausragende wissenschaftliche Leistungen in Europa zu würdigen und die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft zu betonen.

Erin Schuman ist nicht nur eine anerkannte Wissenschaftlerin, sondern auch eine Vorreiterin in der Förderung von Diversität in der Wissenschaft. Ihre Arbeit und ihr Engagement haben sie zu einer wichtigen Stimme in der Neurobiologie gemacht, und ihre zukünftigen Forschungsprojekte könnten bedeutende Fortschritte in der Behandlung von Hirnerkrankungen ermöglichen.

Die Preisverleihung wird von der Körber-Stiftung organisiert, die sich seit vielen Jahren für die Förderung von Wissenschaft und Forschung einsetzt. Die Auszeichnung von Erin Schuman ist ein weiterer Schritt in der Anerkennung der bedeutenden Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Gesellschaft.

Quellen: Die Zeit, Der Tagesspiegel, Kurier, Mindener Tageblatt.

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