Der Westen Kanadas, insbesondere der Great Bear Rainforest in British Columbia, beherbergt eine einzigartige Wolfspopulation: die Küstenwölfe. Diese Tiere haben sich an ein Leben zwischen den dichten Wäldern und den zerklüfteten Küsten angepasst und zeigen ein bemerkenswertes Verhalten, das sie von ihren Verwandten im Landesinneren unterscheidet. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, gehören Geschichten für die Ureinwohner der Westküste Kanadas untrennbar zur Landschaft, genau wie die Wölfe selbst. Eine dieser Geschichten handelt vom Fluss Wa'xaid, der, wie die Ureinwohner erzählen, manchmal "nicht gut" ist.
Im Gegensatz zu den Wölfen im Inland, die sich hauptsächlich von Huftieren ernähren, haben die Küstenwölfe den Ozean als Nahrungsquelle erschlossen. Sie schwimmen kilometerweit zwischen den Inseln, tauchen nach Fischen, sammeln Krabben und Muscheln und fressen sogar angeschwemmte Walkadaver. Diese Anpassungsfähigkeit an die marine Umgebung macht sie zu einem faszinierenden Forschungsobjekt.
Wie der Artikel "Wölfe - Der mit dem Lachs tanzt" in National Geographic beschreibt, wurde die ungewöhnliche Ernährung der Küstenwölfe erstmals vor etwa zehn Jahren von Ian McAllister und Paul Paquet beobachtet. Ihre Forschung, die mit Erlaubnis der Ureinwohner durchgeführt wurde, ergab, dass Lachs während der Laichzeit bis zu 25 Prozent der Nahrung der Küstenwölfe ausmacht. Noch erstaunlicher ist die Erkenntnis, dass einige Wölfe ihr ganzes Leben auf den äußeren Inseln verbringen, wo es keine Lachswanderungen und kaum Wild gibt. Diese Inselwölfe haben sich offenbar ausschließlich auf Meeresnahrung spezialisiert und ernähren sich von Strandgut, Krebsen, Heringen und Robben. "In manchen Fällen stammen 90 Prozent der Wolfsnahrung aus dem Meer", so der Wolfsforscher Chris Darimont in National Geographic.
Die Fähigkeit der Küstenwölfe, weite Strecken zu schwimmen, ist beeindruckend. Wie in National Geographic berichtet, wurden 1996 erstmals Wölfe auf Dundas Island gesichtet, die 13 Kilometer vom Festland entfernt liegt. Laut Paul Paquet sind diese Küstenwölfe keine Anomalie, sondern ein Relikt einer einst größeren Population, die durch menschliche Aktivitäten stark dezimiert wurde.
Der Standard berichtet, dass sich die Inselwölfe mittlerweile genetisch von den Festlandwölfen unterscheiden. Diese genetische Divergenz unterstreicht die einzigartige Anpassung der Küstenwölfe an ihren Lebensraum.
Auch das ZDF berichtete in der Dokumentation "17.000 Kilometer Kanada" über die Küstenwölfe und die Bemühungen des Fotografen und Umweltschützers Ian McAllister, ihren Lebensraum zu schützen. McAllister dokumentiert die Schönheit und Einzigartigkeit des Great Bear Rainforest, um das Bewusstsein für den Schutz dieses Ökosystems zu schärfen.
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) veröffentlichte ein Interview mit der Biologin Gudrun Pflüger, die an der Küstenwolfstudie mitgearbeitet hat. Pflüger beschreibt ihre Begegnungen mit den Tieren und betont, wie wichtig es ist, die Wölfe nicht zu überraschen und ihr Verhalten zu respektieren.
Kanadas Küstenwölfe sind ein bemerkenswertes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Natur. Ihr Leben zwischen Wald und Wellen bietet faszinierende Einblicke in die Evolution und das Verhalten dieser Tiere. Der Schutz ihres einzigartigen Lebensraums ist von entscheidender Bedeutung, um diese besondere Wolfspopulation zu erhalten.
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