26.10.2024
Katholische Weltsynode ohne Entscheidung zur Rolle der Frau

Katholische Kirche: Weltsynode ohne klare Entscheidung zur Rolle der Frauen

Die Beratungen der katholischen Weltsynode im Vatikan sind ohne konkrete Beschlüsse zur Rolle der Frau in der Kirche zu Ende gegangen. Die Synode, an der mehr als 360 Bischöfe, Geistliche und Laien teilnahmen, verabschiedete eine 45-seitige Erklärung, die in vielen Punkten vage blieb. Dies betrifft insbesondere die Frage des Frauendiakonats, die seit Jahren für Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche sorgt.

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, wurde die Erklärung am Mittwochabend im Vatikan mit Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen. Papst Franziskus ließ jedoch offen, welche Empfehlungen er daraus in welcher Form übernehmen wird. „Es braucht jetzt Zeit, um zu Entscheidungen zu gelangen, die die ganze Kirche betreffen“, sagte der Pontifex in seiner abschließenden Bemerkung. Der 87-Jährige hat in der katholischen Kirche in allen Fragen das letzte Wort.

Bereits vor Beginn der Synode hatte Papst Franziskus zu verschiedenen Streitpunkten, darunter auch die Rolle der Frau in der Kirche, insgesamt zehn Arbeitsgruppen eingerichtet. Die Frage, ob Frauen künftig zu Diakoninnen geweiht werden dürfen, wie es beispielsweise viele Kirchenvertreter aus Deutschland fordern, gehörte zu den zentralen Themen. Der Papst hatte jedoch bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass er persönlich die Zeit für einen solchen Schritt noch nicht für reif hält.

Im Abschlussdokument der Synode heißt es nun lediglich: „Die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat bleibt offen.“ Dieser Passus erhielt fast 100 Gegenstimmen – so viele wie kein anderer Punkt der Erklärung. Der einflussreiche Kardinal Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg bezeichnete das Frauendiakonat zum Abschluss der Beratungen als „eine sehr delikate Frage“. Man habe sich für den Status quo entschieden: „Es ist keine Entscheidung dafür, es ist keine Entscheidung dagegen. Die Frage bleibt offen.“

In einem anderen Absatz des Dokuments heißt es: „Es gibt keinen Grund oder kein Hindernis, das Frauen davon abhalten sollte, Führungsaufgaben in der Kirche zu übernehmen.“ Manche Beobachter sehen darin ein vorsichtiges Signal in Richtung Reformen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und viele andere hatten sich jedoch deutlichere Worte von der Synode erhofft. Ein Diakon darf in der katholischen Kirche fast alles, was ein Priester darf – außer, eine Eucharistiefeier zu leiten und die Beichte abzunehmen.

Neben der Rolle der Frau befasste sich die Synode auch mit den Missbrauchsskandalen, die die katholische Kirche seit Jahren erschüttern. In der Erklärung heißt es dazu, diese Taten hätten „unsägliches und oft anhaltendes Leid über Opfer und Überlebende gebracht“. Die Kirche müsse nun „demütig um Vergebung bitten“ und sich bemühen, das verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen.

Aus Sicht von Reformern ist das Ergebnis der Synode eine große Enttäuschung. Das Treffen habe „im Grunde nichts“ gebracht, sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In vielen strittigen Themen habe Papst Franziskus nach der Maxime gehandelt: „Ich, der Papst, bin die Kirche. Basta.“

Kritik am Ausgang der Synode kam aber auch aus dem konservativen Lager. Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller warf dem Papst vor, „sich um eine dogmatisch klare Antwort herumzudrücken“. Stattdessen verfolge Franziskus eine „Hinhaltetaktik“, sagte Müller der dpa.

Wie es nun konkret weitergeht, ist noch unklar. Der Papst kündigte an, zu den Empfehlungen der Synode nicht eigens ein Schreiben veröffentlichen zu wollen, wie es eigentlich erwartet worden war. Auch auf einen Termin für die nächste Weltsynode legte sich der Vatikan nicht fest. Für 2025 ist zunächst einmal – wie alle 25 Jahre – ein „Heiliges Jahr“ geplant, zu dem mehr als 30 Millionen Gläubige in Rom erwartet werden.

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