Weiße, gelbliche oder bräunliche Flecken auf den Zähnen, poröse Stellen und Schmerzen beim Kauen – das sind die typischen Symptome von Kreidezähnen, einer Zahnschmelzstörung, die immer mehr Kinder betrifft. Wie die Zeit (Zeit Online, 10.11.2024) berichtet, findet in Berlin demnächst ein Fachkongress zu diesem Thema statt. Doch was genau verbirgt sich hinter der Diagnose "Kreidezähne"?
Kreidezähne, auch bekannt als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), zeichnen sich durch eine unzureichende Mineralisierung des Zahnschmelzes aus. Katrin Bekes, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ), erklärt gegenüber der dpa (zitiert nach Zeit Online, 10.11.2024), dass betroffene Zähne weiße, gelbliche oder braune Flecken aufweisen können. Die Verfärbungen können sowohl Teilflächen als auch die gesamte Zahnkrone betreffen. Meist sind ein bis vier der ersten bleibenden Backenzähne betroffen, die im Alter von etwa sechs Jahren durchbrechen. In einigen Fällen können auch die Schneidezähne (Inzisiven) betroffen sein. Der Zahnschmelz weist an den betroffenen Stellen einen geringeren Mineralgehalt auf als gewöhnlich.
Je nach Schweregrad kann der weniger mineralisierte Zahnschmelz bereits kurz nach dem Durchbruch des Zahns durch das Kauen abgetragen werden. Während kleine Verfärbungen oft unbemerkt bleiben, sind größere auch für Laien erkennbar. Innerhalb der Verfärbungen kann es zum Abbröckeln des Zahnschmelzes kommen. Ein weiteres Symptom ist die Überempfindlichkeit der betroffenen Zähne auf Wärme, Kälte sowie chemische und mechanische Reize. Besonders bei gleichzeitigem Auftreten von Schmelzeinbrüchen und Überempfindlichkeit können Zähneputzen und Kauen schmerzhaft sein.
Die Belastung für Kinder und Eltern hängt stark vom Schweregrad der MIH ab. Wie Katrin Bekes gegenüber der dpa erläutert (zitiert nach Zeit Online, 10.11.2024), werden kleine Verfärbungen im Zahnschmelz oft kaum bemerkt und sind häufig Zufallsbefunde. Bei schweren Fällen mit teilweise fehlendem Zahnschmelz an der Zahnkrone kann es jedoch zu Schwierigkeiten beim Kauen und zu Schmerzen kommen. Eine frühe Diagnose und entsprechende Therapiemaßnahmen sind daher wichtig, um den Kindern eine uneingeschränkte Nahrungsaufnahme zu ermöglichen.
Kinder mit Kreidezähnen sollten regelmäßig zahnärztlich untersucht werden. Professionelle zahnärztliche Betreuung und eine gute Mundhygiene sind unerlässlich. Zur Kariesvorbeugung wird zweimal tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta empfohlen, da Kinder mit Kreidezähnen ein erhöhtes Kariesrisiko haben (dpa, zitiert nach Zeit Online, 10.11.2024). Ergänzend kann zu Hause eine Paste mit Kalzium und Phosphat verwendet werden, um die Remineralisierung zu unterstützen. Bei milden Formen mit kleinen, nicht eingebrochenen weißen Flecken und ohne Schmerzen reichen regelmäßige Untersuchungen und Prophylaxemaßnahmen aus. Bei Einbrüchen im Zahnschmelz ist eine genauere Betrachtung notwendig. Je größer der Einbruch, desto größer die potenziellen Probleme. In solchen Fällen muss schnell gehandelt und die betroffene Stelle mit einer Füllung versorgt werden. Bei schwereren Formen können konfektionierte Kinderkronen zum Einsatz kommen. Nur in Ausnahmefällen ist eine Zahnentfernung mit anschließender kieferorthopädischer Behandlung erforderlich.
Laut einer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2018 ("Global burden of molar incisor hypomineralization") sind weltweit schätzungsweise 13 bis 14 Prozent der Kinder von MIH betroffen. Die Ursachen der Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Da die Mineralisierung der betroffenen Zähne um die Geburt und in der frühen Kindheit stattfindet, konzentriert sich die Forschung auf diesen Zeitraum. Mögliche Einflussfaktoren sind Probleme im letzten Schwangerschaftsmonat, Frühgeburten, Kinderkrankheiten wie Bronchitis, Lungen- oder Mittelohrentzündungen sowie Antibiotikagaben. Die Diagnose erfolgt meist erst um das sechste Lebensjahr oder später, wenn die bleibenden Zähne durchbrechen, was die Ursachenforschung erschwert.
Der Begriff "Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation" (MIH) existiert seit 2001. Bereits in den 1980er Jahren gab es jedoch eine Publikation, die entsprechende Symptome bei Kindern in Schweden beschrieb. In den letzten Jahren ist das Krankheitsbild zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Quellen:
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