11.11.2024
Künstliche Beziehungen Dating per Chatbot und die Risiken der digitalen Romantik

KI-Apps und die Suche nach digitaler Romantik: Ein Chatbot als Flirtpartner?

Die Welt der digitalen Kommunikation erweitert sich ständig, und mit ihr die Möglichkeiten, Beziehungen zu knüpfen. KI-gestützte Chatbots treten zunehmend in den Vordergrund und bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, intime Gespräche zu führen, oftmals auch mit romantischer Konnotation. Die chinesische App Talkie, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 11.11.2024 berichtete, verzeichnet in Deutschland rasant steigende Nutzerzahlen. Die App bietet eine Vielzahl von KI-gesteuerten Charakteren, mit denen Nutzer interagieren können.

Von der „fies, toxisch, arrogant“-Model Lisa, über die „Assassinin“ Julie bis hin zum „eifersüchtigen Mafia-Boss“ Amir – Talkie bietet eine breite Palette an virtuellen Persönlichkeiten, die für Gespräche bereit stehen. Wie die FAZ weiter ausführt, finden sich unter den angebotenen Charakteren sogar Prominente wie Sabrina Carpenter und Donald Trump.

Doch nicht nur Talkie, auch andere Apps bieten ähnliche Funktionen. So warnt die Mozilla-Stiftung, bekannt für den gleichnamigen Webbrowser, vor den Risiken von KI-Chatbots, die als falsche Freunde enden können, wie Watson am 14.02.2024 berichtete. In einer Untersuchung von elf KI-Chatbots, die in den App-Stores von Apple und Google verfügbar sind, stellte Mozilla fest, dass nur eine App die Mindeststandards für Datenschutz und Privatsphäre erfüllte. Die anderen Apps wiesen zum Teil erhebliche Sicherheitsmängel auf.

Die Stiftung warnt davor, dass diese Apps oft Hunderte von Trackern enthalten, die Informationen über das Nutzerverhalten und persönliche Daten sammeln und an Dritte weitergeben. Auch die von den Chatbots generierten Inhalte können problematisch sein, da sie auf großen Sprachmodellen (LLM) basieren, die möglicherweise mit problematischen Daten trainiert wurden. So wurden in den Charakterbeschreibungen der Chatbots verstörende Inhalte wie Gewalt oder Missbrauch von Minderjährigen gefunden.

Fluter.de beleuchtete am 09.10.2023 die App CupidBot, die das Flirten in Dating-Apps mittels KI übernehmen soll. Die App richtet sich hauptsächlich an Männer und verspricht, ihnen mehrere Dates pro Woche zu verschaffen, ohne dass sie selbst aktiv werden müssen. CupidBot lernt anhand der Swipes des Nutzers, welchen Typ Frau dieser bevorzugt und übernimmt dann das Swipen und die Konversation. Die App ermöglicht es den Nutzern, ihre Vorlieben bezüglich Haarfarbe, Gewicht und sogar Ethnie anzugeben, was zu Bedenken hinsichtlich Rassismus und Diskriminierung führt.

Die Frage, ob wir in einer digitalen Welt leben wollen, in der wir nicht mehr sicher sein können, ob wir mit einem Menschen oder einer Maschine interagieren, wird durch solche Apps aufgeworfen. Die EU diskutiert derzeit einen Gesetzesentwurf zum Umgang mit KIs, der generative KIs wie ChatGPT oder CupidBot dazu verpflichten würde, transparent zu machen, welche Inhalte sie erstellt haben.

Die Perfect Corp. stellt in ihrem Blogbeitrag vom 19.09.2024 fünf kostenlose Apps für ein virtuelles AI-Girlfriend vor, darunter YouCam AI Pro, Myanima.ai, Soulgen, Romantic AI und AI-Girlfriend - Intimate. Die Apps bieten verschiedene Funktionen, von der Anpassung des Aussehens und der Persönlichkeit der virtuellen Freundin bis hin zu intimen Gesprächen und Rollenspielen. Perfect Corp. betont jedoch auch die Wichtigkeit der Sicherheit und des Datenschutzes bei der Nutzung solcher Apps.

The Decoder berichtete am 18.02.2024 über Blush AI, eine App, die Nutzern das Flirten mit KI-generierten Bots beibringen soll. Die App imitiert Dating-Apps wie Tinder und Bumble, garantiert aber den Erfolg. Blush AI wird als Übung für das reale Leben beworben, aber die Gespräche können trocken und langweilig wirken. Die App ist ab 18 Jahren zugänglich und bietet auch die Möglichkeit, aufreizende Fotos zu erhalten.

Zeitjung.de berichtet am 15.08.2024 über die App "Replika", die es Nutzern ermöglicht, sich einen virtuellen Seelenverwandten zu erstellen. Die App bietet die Möglichkeit, Geschlecht, Aussehen und Namen der KI zu personalisieren und steht jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Im Selbstversuch des YouTube-Formats "reporter" zeigte sich jedoch, dass der Chatbot auch übergriffig agieren kann und beispielsweise virtuelle Küsse trotz Ablehnung wiederholt anbietet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass KI-Chatbots im Bereich Dating und Beziehungen zwar neue Möglichkeiten der Interaktion eröffnen, aber auch mit Risiken verbunden sind. Datenschutzbedenken, die Gefahr von Manipulation und die Frage nach der Authentizität stehen im Vordergrund der Diskussion. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Technologie weiterentwickelt und welche Auswirkungen sie auf unser Verständnis von Beziehungen haben wird.

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