Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sieht sich in einer herausfordernden Situation, die durch die aktuellen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt geprägt ist. Während die Helaba, eine andere Landesbank, bereits mit nennenswerten Kreditausfällen im Firmenkundengeschäft konfrontiert ist, bleibt die LBBW bislang von größeren Verlusten verschont. Rainer Neske, Vorstandsvorsitzender der LBBW, äußerte sich optimistisch über die aktuelle Geschäftslage, warnte jedoch, dass im zweiten Halbjahr 2024 eine signifikante Erhöhung der Risikovorsorge notwendig sein könnte.
Die LBBW, die mit einer Bilanzsumme von 360 Milliarden Euro die größte Landesbank in Deutschland ist, hat bislang über 900 Millionen Euro an pauschalen Reserven in ihrer Risikovorsorge. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 118 Millionen Euro für Risiken zurückgestellt, wobei der Großteil, 106 Millionen Euro, auf Immobilienfinanzierungen entfiel. Diese Entwicklung ist besonders relevant, da die LBBW im Jahr 2022 die Berlin Hyp erwarb, was sich im Rückblick als ungünstiger Zeitpunkt herausstellen könnte.
Die Risikolage im Immobiliensektor ist für die LBBW von zentraler Bedeutung. Immobilien machen 19 Prozent des gesamten Konzerngeschäfts aus. Im Vergleich dazu entfallen in der Helaba 17 Prozent des Geschäftsvolumens auf Immobilien. Während die LBBW im ersten Halbjahr 2024 über 6 Milliarden Euro neues Geschäft im Immobilienbereich generierte, vergab die Helaba lediglich etwa 2 Milliarden Euro an neuen Immobilienkrediten. Diese Diskrepanz verdeutlicht die unterschiedlichen Ansätze der beiden Landesbanken im Umgang mit den Herausforderungen des Marktes.
Die Helaba berichtete kürzlich von einem Rückgang ihrer Risikovorsorge im Immobiliengeschäft, was auf eine Verbesserung der Situation hindeuten könnte. Dennoch bleibt die LBBW vorsichtig, da die Zinsen steigen und viele Unternehmerkunden höhere Zinsen auf Einlagen verlangen. Das Zinsergebnis der LBBW, das etwa 60 Prozent der Erträge ausmacht, fiel um 9 Prozent, was die Ertragslage zusätzlich belastet.
Die LBBW verfolgt weiterhin das Ziel, einen Vorsteuergewinn von einer Milliarde Euro für das laufende Geschäftsjahr zu erzielen. Nach den veröffentlichten Zahlen für das erste Halbjahr 2024 hat die Bank bereits 731 Millionen Euro vor Steuern verdient, was einen Anstieg von fast 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum darstellt. Dies zeigt, dass die LBBW trotz der Herausforderungen im Immobiliensektor auf Kurs ist, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Die LBBW hat sich auch im Bereich der Immobilienfinanzierung strategisch positioniert, indem sie die Berlin Hyp erworben hat. Diese Entscheidung könnte sich jedoch als problematisch erweisen, da die Immobilienpreise in Deutschland seit einiger Zeit fallen. Analysten prognostizieren, dass die Preise für Büroimmobilien weiter sinken werden, was die Risikolage für die LBBW verschärfen könnte. Die Kernkapitalquote der LBBW liegt derzeit bei 14,6 Prozent, was auf eine solide Kapitalausstattung hinweist, jedoch wird die Bank voraussichtlich gezwungen sein, ihre Risikovorsorge zu erhöhen, um künftige Verluste abzufedern.
Die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt sind von Unsicherheiten geprägt. Die LBBW sieht sich mit einem anhaltenden Preisverfall konfrontiert, der durch steigende Zinsen und eine schwache Konjunktur in Deutschland verstärkt wird. Analysten warnen, dass die Risiken im Immobilienbereich zunehmen, was sich negativ auf die Finanzierungsbedingungen auswirken könnte. Die LBBW wird daher gezwungen sein, ihre Strategien anzupassen, um den Herausforderungen des Marktes gerecht zu werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die LBBW in einer kritischen Phase ist, in der sie ihre Risikovorsorge erhöhen muss, um den Herausforderungen des Immobilienmarktes zu begegnen. Die Bank bleibt jedoch optimistisch, dass sie ihre finanziellen Ziele erreichen kann, trotz der Unsicherheiten, die den Markt derzeit prägen.
Quellen: F.A.Z.
