19.10.2024
Konfirmandenarbeit im Umbruch: Chancen für die evangelische Kirche

Evangelische Kirche: Arbeit mit Konfirmanden im Wandel

Die Arbeit mit Konfirmanden in der evangelischen Kirche hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Traditionelle Lehrmethoden, die sich auf wöchentlichen Unterricht konzentrierten, werden zunehmend durch innovative Ansätze ersetzt, die den Bedürfnissen und Lebensrealitäten der Jugendlichen besser gerecht werden. Katja Simon, eine Expertin des religionspädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), beschreibt diesen Wandel als notwendig, um den Anforderungen einer modernen Pädagogik gerecht zu werden. „Moderne Pädagogik ist anspruchsvoller als jemand, der vorne steht und sagt: 'Jetzt lesen wir in der Bibel.'“

Neue Konzepte und Ansätze

In vielen Gemeinden werden bereits neue pädagogische Konzepte umgesetzt, auch wenn einige noch an den traditionellen Methoden festhalten. Die Veränderungen sind vor allem durch die sinkenden Konfirmandenzahlen und die Herausforderungen, die mit Kirchenaustritten und finanziellen Einschnitten verbunden sind, bedingt. Die Didaktik wird zunehmend zeitgemäßer, indem sie die Meinungen, Lebenswelten und kreativen Wünsche der Jugendlichen einbezieht. So werden beispielsweise Pilgerreisen, zweiwöchige Freizeitangebote oder gemeindeübergreifende Kurssysteme angeboten, die den Jugendlichen mehr Freiraum geben, ihren Glauben zu entdecken.

Ein Beispiel für diese neuen Ansätze findet sich im Dekanat Westerwald in Rheinland-Pfalz, wo fünf evangelische Kirchengemeinden ein gemeinsames Konzept entwickelt haben. Hier können junge Menschen selbst entscheiden, wie sie den christlichen Glauben kennenlernen möchten. Anstelle des klassischen Unterrichts haben sie die Möglichkeit, an zehntägigen Konfi-Freizeiten teilzunehmen. Dieses Angebot wird in den kommenden Sommerferien erstmals verfügbar sein. In Seligenstadt, Hessen, gibt es ebenfalls ein Konzept mit verschiedenen Kursen, das den Jugendlichen eine breite Palette an Möglichkeiten bietet.

Rahmenbedingungen für die Konfirmandenarbeit

Um die Arbeit mit den Jugendlichen zu gestalten, gibt es einen Leitfaden, der weit gefasste Rahmenbedingungen enthält. Die Konfirmandenarbeit sollte etwa 70 Zeitstunden umfassen, und es wird empfohlen, Gruppen mit weniger als acht Konfirmanden zu vermeiden. Diese Vorgaben sollen sicherstellen, dass die Konfirmandenarbeit qualitativ hochwertig und effektiv gestaltet wird.

Herausforderungen und Chancen

Die evangelische Kirche steht vor der Herausforderung, die Konfirmandenarbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die sinkenden Zahlen der Konfirmanden und die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfordern ein Umdenken in der Kirche. Die Jugendlichen von heute haben andere Erwartungen und Bedürfnisse, die in die Gestaltung der Konfirmandenarbeit einfließen müssen. Es ist entscheidend, dass die Kirche auf die Lebensrealitäten der jungen Menschen eingeht und ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Fragen und Zweifel zu äußern.

Ein wichtiger Aspekt dieser neuen Ansätze ist die Förderung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Konfirmandengruppen. Gerade nach der Pandemie, in der viele soziale Kontakte weggefallen sind, ist es wichtig, dass die Jugendlichen in der Konfi-Zeit eine unterstützende Gemeinschaft erleben können. Dies geschieht durch gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge, Projektarbeiten und Jugendgottesdienste, die die Konfirmandenarbeit abwechslungsreich und ansprechend gestalten.

Die Rolle der Eltern

Die Konfirmation ist nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Eltern eine bedeutende Lebensphase. Oft ist es das letzte große Fest, das sie für ihre Kinder gestalten. In dieser Zeit ist es wichtig, dass auch die Eltern in den Prozess einbezogen werden und die Möglichkeit haben, ihre eigenen Fragen und Anliegen zu äußern. Die Kirche sollte auch den Eltern Raum bieten, um ihre Rolle in der Konfirmandenzeit zu reflektieren und aktiv zu gestalten.

Fazit

Die Arbeit mit Konfirmanden in der evangelischen Kirche befindet sich im Wandel. Die neuen Konzepte und Ansätze bieten Chancen, die Jugendlichen besser zu erreichen und ihnen eine sinnvolle und bereichernde Konfirmandenzeit zu ermöglichen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen in der Zukunft weiter gestalten werden und welche neuen Wege die Kirche beschreiten wird, um den Herausforderungen der modernen Gesellschaft gerecht zu werden.

Die evangelische Kirche ist gefordert, sich den Veränderungen anzupassen und innovative Wege zu finden, um den Glauben an die nächste Generation weiterzugeben. Der Wandel in der Konfirmandenarbeit ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Quellen: Zeit Online, EKD, Comenius-Institut.

Weitere
Artikel