Der anhaltende Lehrermangel in Deutschland stellt das Bildungssystem vor große Herausforderungen. Um dem Bedarf an Lehrkräften, besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern an Regelschulen, gerecht zu werden, fordert der Thüringer Lehrerverband (tlv) eine stärkere Lenkung in der Lehrerausbildung (Zeit Online, 22.12.2024). tlv-Vorsitzender Tim Reukauf betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass die Anzahl der Studienplätze dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden müsse. Das duale Studium für Regelschullehrer sieht er als positives Beispiel, da es bereits eine gewisse Lenkungswirkung habe. Reukauf plädiert jedoch für eine noch stärkere Steuerung, vor allem bei der Fächerwahl.
Das von der vorherigen rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen eingeführte duale Studium erfreut sich großer Beliebtheit. Die ersten 50 angehenden Lehrkräfte haben im August ihr Studium begonnen. Sie erhalten eine monatliche Vergütung und verpflichten sich im Gegenzug, nach ihrem Abschluss fünf Jahre in Thüringen zu unterrichten. Praktische Elemente sind bereits im Studium integriert. Die neue „Brombeer-Koalition“ aus CDU, BSW und SPD plant laut Koalitionsvertrag, die Plätze für das duale Studium zu erweitern, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten. Bildungsminister Christian Tischner (CDU) plant Gespräche mit der Universität Jena, um auch dort ein duales Lehramtsstudium einzuführen, da in Jena Lehrer in dringend benötigten Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften ausgebildet werden (Süddeutsche Zeitung, 22.12.2024).
Die Notwendigkeit einer Reform der Lehrerausbildung wird auch in anderen Bundesländern diskutiert. Der Sächsische Lehrerverband (SLV) begrüßt zwar das neue „Lehrer-Bildungspaket“ der sächsischen Regierung, kritisiert aber die geplante Ausbildung von Grundschullehrern, die gleichzeitig für den Mathematikunterricht an Oberschulen qualifiziert werden sollen. Stattdessen fordert der SLV die Ausweitung der Lehrerausbildung an der TU Chemnitz auf die Studiengänge für Oberschul-, Förder- und Berufsschullehrer, insbesondere in den MINT-Fächern (Sächsischer Lehrerverband, 11.09.2023). Der SLV unterstreicht die Notwendigkeit einer schulartspezifischen Ausbildung und einer stärkeren Regionalisierung, um mehr sächsische Abiturienten für den Lehrerberuf zu gewinnen. Darüber hinaus fordert der Verband eine höhere Bestehensquote im Lehramtsstudium, verpflichtende Praxisanteile und den Ausbau der sonderpädagogischen Lehrkräfteausbildung.
In Nordrhein-Westfalen ist die Personalausstattung an Schulen gestiegen. Schulministerin Dorothee Feller wertet dies als Erfolg des „Handlungskonzepts Unterrichtsversorgung“. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, da der allgemeine Fachkräftemangel auch die Schulen betrifft. Positive Entwicklungen gibt es bei den Lehramtsanwärtern, deren Zahl gestiegen ist. Das Lehramtsstipendium Ruhr soll dazu beitragen, weitere Studierende für den Lehrerberuf zu gewinnen (Ministerium für Schule und Bildung NRW, 09.12.2024).
Die Gewinnung von Lehrkräften für Bedarfsregionen stellt eine besondere Herausforderung dar. In Sachsen konzentrieren sich die Bewerber hauptsächlich auf die Großstädte Dresden und Leipzig. Der SLV ermutigt junge Lehrer, sich auch in anderen Regionen zu bewerben und hebt die guten Arbeitsbedingungen und Berufsperspektiven in diesen Gebieten hervor (Sächsischer Lehrerverband, 24.10.2019).
Der MNU-Bundesverband setzt sich seit langem für eine qualitativ hochwertige MINT-Bildung ein und fordert eine Stärkung der MINT-Fächer an Schulen, eine praxisorientierte Lehrerausbildung und eine bedarfsgerechte Lehrerversorgung (MNU).