Im Mai 2023 ereilte die deutsche Höhenbergsteigerin Alix von Melle ein schwerer Schicksalsschlag: Ihr Ehemann und langjähriger Kletterpartner Luis Stitzinger verstarb am Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Welt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, erreichte der 54-Jährige den Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff und plante die Skiabfahrt ins Basislager. Zwei Tage später wurde er jedoch tot in 8400 Metern Höhe aufgefunden. Das Paar teilte 25 Jahre lang die Leidenschaft für die Berge, sowohl privat als auch beruflich, wie ein Beitrag des Youtube-Kanals "ulligunde" zeigt. Gemeinsame Expeditionen, Skitouren und Vorträge prägten ihr Leben.
Der Verlust ihres Partners traf Alix von Melle schwer. In einem Interview mit der FAZ schildert sie ihren Umgang mit der Trauer und die Frage nach dem Weiterleben. Die anfängliche Ungewissheit über die Todesursache und die quälenden Zweifel an möglichen Fehlentscheidungen ihres Mannes belasteten sie stark. Durch Gespräche mit Medizinern, Psychologen und anderen Bergsteigern gelangte sie schließlich zu der Erkenntnis, dass Stitzinger vermutlich bereits beim Aufstieg an Höhenkrankheit litt und nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Diese Erkenntnis half ihr, den Tod ihres Mannes ohne Schuldzuweisungen oder Wut zu akzeptieren.
Im Oktober 2024 erfüllte von Melle, wie "Abenteuer Berg" berichtet, Stitzingers letzten Wunsch und verstreute seine Asche auf dem Gipfel des 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli in Nepal. Stitzinger hatte diesen Ort aufgrund seiner Abgeschiedenheit und Stille geschätzt. Die Expedition war für von Melle emotional äußerst anspruchsvoll. Jeder Schritt auf dem Weg zum Berg erinnerte sie an die Abwesenheit ihres Mannes. Die körperliche Anstrengung des Aufstiegs half ihr jedoch, die seelische Belastung zu bewältigen.
Auch die Allgäuer Zeitung berichtete über die Ascheverstreuung und zitiert von Melle mit den Worten: „Die Berge haben mir alles genommen und doch so viel gegeben“. Der Bericht beschreibt die Zeremonie am Gipfel und die darauffolgende Erleichterung, die von Melle empfand. Sie habe das Gefühl, eine schwere Last abgelegt zu haben.
Laut kicker.de fand von Melle durch die Auseinandersetzung mit den Umständen von Stitzingers Tod ihren Frieden. Sie sei dankbar für die gemeinsame Zeit und bereue keine ihrer Lebensentscheidungen. Die Unterstützung von Familie und Freunden habe ihr in der schweren Zeit geholfen.
Ein Filmbeitrag von Bergauf-Bergab in der ARD Mediathek begleitet von Melle auf ihrer emotionalen Reise nach Nepal. Der Film zeigt, wie sie in den Bergen Halt findet und trotz des Verlustes ihre Leidenschaft für das Bergsteigen wiederentdeckt. Sie plant bereits neue Expeditionen.
Auch alpin.de berichtet über die Expedition zum Putha Hiunchuli und von Melles wiedergewonnener Begeisterung für die Berge. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) veröffentlichte ein Interview mit von Melle, in dem sie ausführlich über ihre Beziehung zu Luis Stitzinger, die Verarbeitung des Todes am Berg und ihre Zukunftspläne spricht. Sie betont die Bedeutung von Trauerritualen und die Erkenntnis, dass kein Berg es wert ist, sein Leben zu riskieren.
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