15.11.2024
Lilian Thuram Vom Fußballfeld zum Antirassismus-Engagement

Lilian Thuram: Vom Fußballweltmeister zum Kämpfer gegen Rassismus

Lilian Thuram, einst gefeierter Fußballweltmeister, hat sich nach seiner sportlichen Karriere einem neuen, wichtigen Kampf verschrieben: dem Kampf gegen Rassismus. Wie Christoph Becker in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) berichtet, nutzt Thuram einprägsame Experimente, um die Mechanismen des Rassismus zu veranschaulichen. So auch in der Frankfurter Zentralbibliothek, wo er mit einem blanken A3-Bogen und einem Freiwilligen die Wahrnehmung von „Normalität“ hinterfragte (FAZ, 15.11.2024).

Thurams Engagement gegen Rassismus ist tief in seinen persönlichen Erfahrungen verwurzelt. Als Neunjähriger kam er von Guadeloupe nach Paris und wurde dort mit rassistischen Beleidigungen konfrontiert. Diese Erfahrung prägte ihn nachhaltig und motivierte ihn, sich für Aufklärung und Bildung einzusetzen. Nach dem Ende seiner Fußballkarriere im Jahr 2008 gründete er eine Stiftung, die sich der antirassistischen Bildungsarbeit widmet.

In seinem Buch „Das weiße Denken“ analysiert Thuram die historischen Wurzeln des Rassismus und dekonstruiert das Konzept des „weißen Denkens“ als Norm. Er zeigt auf, wie die Geschichte der Sklaverei und des Kolonialismus bis heute nachwirkt und rassistische Strukturen prägt. Dabei legt er, wie Frédéric Valin im Amnesty Journal (Juni 2022) hervorhebt, einen besonderen Fokus auf die französische Geschichte und beleuchtet Aspekte wie den „Code Noir“ oder die postkoloniale Ausbeutung, die im deutschen Kontext oft weniger bekannt sind. Thuram plädiert für eine umfassendere Bildung, die zu mehr Menschlichkeit und einem Abbau von Vorurteilen führen soll (Amnesty Journal, Juni 2022).

Thurams Wirken beschränkt sich nicht nur auf Bücher und Vorträge. Wie ein Beitrag des Deutschlandfunks vom 05.06.2022 berichtet, nutzt er seine Bekanntheit, um auf die Problematik des Rassismus aufmerksam zu machen und zum Handeln aufzurufen. Er kritisiert die Passivität vieler Menschen und Institutionen im Angesicht von Rassismus und betont, dass es keine Neutralität in dieser Frage geben könne. Jeder, der schweige, mache sich mitschuldig. Besonders die Welt des Fußballs, die sich gerne weltoffen und vielfältig präsentiert, sieht Thuram in der Pflicht, aktiv gegen Rassismus vorzugehen.

In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 29.04.2022 spricht Thuram über die Bedeutung von Bildung und Aufklärung im Kampf gegen Rassismus. Er betont, dass Rassismus ein kulturelles Konstrukt sei und in der Vorstellungskraft der Menschen verankert sei. Durch Bildung und die Auseinandersetzung mit Geschichte und Vorurteilen könne diese Vorstellungskraft verändert werden.

Auch die UEFA würdigt Thurams Engagement. Auf der "Unite Against Racism"-Konferenz im Jahr 2009, über die uefa.com berichtete, sprach Thuram über seine Erfahrungen mit Rassismus im Fußball und betonte die Notwendigkeit, das Problem nicht nur im Stadion, sondern auch in der Gesellschaft anzugehen. Er forderte mehr Mut, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und die Geschichte des Rassismus zu analysieren, um Vorurteile zu überwinden.

Lilian Thuram, der ehemalige Fußballstar, hat sich zu einer wichtigen Stimme im Kampf gegen Rassismus entwickelt. Sein unermüdliches Engagement für Bildung, Aufklärung und gesellschaftliche Veränderung macht ihn zu einem Vorbild und Inspirationsquelle für viele.

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