Die serbische Künstlerin Marina Abramović ist eine Ikone der Performancekunst. Ihre Werke, oft radikal und kontrovers, fordern die Grenzen von Körper und Geist heraus und konfrontieren das Publikum mit existenziellen Fragen. Das Kunsthaus Zürich präsentiert nun eine umfassende Retrospektive, die einen Einblick in ihr über 55-jähriges Schaffen bietet, wie unter anderem kultur-online.net berichtet.
Von ihren frühen Arbeiten in den 1970er Jahren bis zu ihren jüngsten Projekten spannt die Ausstellung einen Bogen durch die verschiedenen Phasen von Abramovićs künstlerischer Entwicklung. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Artikel vom 4. November 2024 beschreibt, wurde Abramović durch Performances wie "The Artist is Present" weltberühmt. Bei dieser Performance im Museum of Modern Art in New York saß sie drei Monate lang täglich acht Stunden lang einem Publikum gegenüber und hielt stummen Augenkontakt. Die Intensität dieser Begegnung, die für viele Besucher zu einer emotionalen Erfahrung wurde, machte Abramović zu einem Phänomen der zeitgenössischen Kunst.
Die Zürcher Retrospektive, wie die NZZ am 30. Oktober 2024 berichtet, beinhaltet neben Video- und Fotodokumentationen ihrer historischen Performances auch die Re-Inszenierung einiger ihrer ikonischsten Werke. So wird beispielsweise "Imponderabilia" von 1977, eine Performance, die Abramović gemeinsam mit ihrem damaligen Partner Ulay durchführte, von lokalen Performern nachgestellt. Bei dieser Arbeit standen die beiden Künstler nackt im Eingangsbereich eines Museums und zwangen die Besucher, sich zwischen ihnen hindurchzudrängen. Die Performance, die ursprünglich im Rahmen einer Ausstellung in Bologna stattfand, thematisiert die Rolle des Künstlers als Mittler zwischen dem Publikum und der Kunst.
Die Re-Performances werden, wie auch srf.ch berichtet, nicht mehr von Abramović selbst, sondern von einer jüngeren Generation von Performern durchgeführt. Die Künstlerin legt großen Wert auf die Weitergabe ihres Wissens und hat zu diesem Zweck das Marina Abramović Institute (MAI) gegründet. Das Institut begleitet den Casting-Prozess für die Re-Performances und organisiert Veranstaltungen mit jungen Performancekünstlern.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den sogenannten "Transitory Objects", Objekten, die Abramović seit den 1990er Jahren kreiert. Diese Objekte, die von den Besuchern berührt und benutzt werden können, sollen als Werkzeuge zur Selbsterfahrung dienen. Abramović versteht sie als eine Möglichkeit, den Moment bewusster zu erleben und eine Verbindung zum eigenen Inneren herzustellen.
Die Retrospektive im Kunsthaus Zürich bietet somit eine seltene Gelegenheit, das vielschichtige Werk von Marina Abramović in seiner Gesamtheit zu erleben. Von den frühen, körperlich extremen Performances bis zu den späteren, eher meditativen Arbeiten zeigt die Ausstellung die Entwicklung einer Künstlerin, die die Grenzen der Performancekunst immer wieder neu ausgelotet hat.
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