Rohes, gewürztes Hackfleisch, in Deutschland bekannt als Mett, ist weit mehr als nur ein Brotaufstrich. Es repräsentiert die Arbeiterklasse, symbolisiert Bodenständigkeit und ist, wie aktuelle Ereignisse zeigen, sogar ein Thema in der Politik. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, dass die AfD bei ihren wöchentlichen Presseterminen im Bundestag unter anderem Mettbrötchen anbietet. Diese scheinbar triviale Speisewahl erhält im politischen Kontext eine besondere Bedeutung.
Die F.A.S. schildert die Situation im Raum 6.554 des Jakob-Kaiser-Hauses, dem Ort der AfD-Pressegespräche: Neben Schinken- und Käsebrötchen werden auch Mettbrötchen gereicht. Die Zeitung sieht die Symbolkraft des Metts in seiner Verbindung zur "Welt des kleinen Mannes". Während die Bratwurst ein klassenübergreifendes Symbol der Bodenständigkeit sei, gilt das Mettbrötchen als der typische Imbiss ("signature snack") der Arbeiter.
Diese symbolische Bedeutung wurde auch im Thüringer Wahlkampf deutlich, als die Landesvorsitzenden von AfD und CDU, Björn Höcke und Mario Voigt, über die korrekte Bezeichnung für rohes Hackfleisch stritten. Laut dpa entfachte eine Diskussion darüber, ob es "Gehacktes" oder "Mett" heißt. Voigt betonte: "In Thüringen heißt das Gehacktes." Die F.A.S. interpretiert diesen Streit dahingehend, dass die Bezeichnung des Metts zu einem Erkennungsmerkmal für die Zugehörigkeit zum "wahren Volk" geworden sei.
Die F.A.S. berichtet weiter, dass die anwesenden AfD-Abgeordneten trotz ihrer akademischen Titel – alle vier haben studiert, zwei promoviert – zum Mettbrötchen griffen. Die Zeitung erinnert auch an die "Geschichte" der AfD mit dem Thema Mett im Bundestag: 2017 sorgten hohe Cateringkosten der Fraktion für Schlagzeilen, darunter auch eine Mett-Torte mit dem AfD-Schriftzug aus Mett auf einer Wahlparty.
Erneut politische Brisanz erlangte das Thema Mett im Rahmen eines TV-Duells zwischen Höcke und Voigt. Wie t-online berichtet, entwickelte sich eine kuriose Diskussion über die korrekte Bezeichnung für rohes Hackfleisch. Höcke sprach zunächst von "Mettbrötchen", wurde jedoch von Voigt korrigiert, der auf der thüringischen Bezeichnung "Gehacktesbrötchen" bestand. Laut Welt ging Höckes eigentliche Argumentation zum Lieferkettengesetz in diesem Wortwechsel unter. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) reagierte auf den "Mett-Streit" auf X (ehemals Twitter) mit einem Foto von sich bei der Fleischverarbeitung und einer Auflistung verschiedener Bezeichnungen für rohes Hackfleisch in Thüringen.
Die Kontroverse um das Mettbrötchen verdeutlicht, wie selbst scheinbar unbedeutende Lebensmittel im politischen Kontext mit Bedeutung aufgeladen werden können. Sie dienen als Symbol für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und können sogar zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen werden.