21.10.2024
Millionenerbe für Straßennamen in Schwandorf sorgt für Debatte

Ein ungewöhnliches Testament sorgt in Schwandorf, Oberpfalz, für Aufsehen und Diskussionen. Ein verstorbener Arzt aus Wackersdorf vererbte der Stadt drei Millionen Euro – unter der Bedingung, dass eine Straße oder ein Platz nach ihm benannt wird. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat der Stadtrat nun mehrheitlich beschlossen, das Erbe anzunehmen und dem Wunsch des Verstorbenen nachzukommen.

Der Fall wirft Fragen nach der Angemessenheit und der möglichen Käuflichkeit von Straßennamen auf. Straßen und Plätze werden traditionell nach Persönlichkeiten benannt, die sich um die Gesellschaft verdient gemacht haben – Wissenschaftler, Künstler, Politiker oder lokale Persönlichkeiten. Die Vergabe eines Straßennamens gegen eine hohe Geldsumme stellt diese Praxis in Frage.

Befürworter der Entscheidung argumentieren, dass die drei Millionen Euro der Bürgerspitalstiftung der Stadt zugutekommen und somit für wohltätige Zwecke verwendet werden. Die Stiftung verwaltet unter anderem ein Seniorenheim, vor dem der Platz nach dem Arzt benannt werden soll.

Kritiker sehen in der Entscheidung einen Präzedenzfall, der Nachahmer auf den Plan rufen könnte. Sie befürchten, dass wohlreiche Personen sich durch hohe Geldsummen in Zukunft öffentliche Ehrungen sichern könnten.

Der Fall zeigt die Herausforderungen, vor denen Kommunen bei der Vergabe von Straßennamen stehen. Einerseits sollen sie Persönlichkeiten ehren und die lokale Geschichte widerspiegeln, andererseits müssen sie auch auf finanzielle Möglichkeiten und ethische Aspekte Rücksicht nehmen.

Der Bayerische Rundfunk hat berichtet, dass die Entscheidung des Schwandorfer Stadtrats in einer nicht-öffentlichen Sitzung gefallen ist. Die Kommunen sind in Bayern frei in ihrer Entscheidung über die Benennung ihrer Straßen und Plätze.

Es bleibt abzuwarten, ob der Fall Schwandorf Auswirkungen auf die Vergabe von Straßennamen in anderen Kommunen haben wird. Die Diskussion über die Angemessenheit von Ehrungen gegen Geld dürfte weitergehen.

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