25.11.2024
Misstrauen und Verunsicherung in Mannheim nach Messerattacke

Muslimische Gemeinde in Mannheim berichtet von gestiegenem Misstrauen nach Messerattacke

Sechs Monate nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz, bei dem der Polizist Rouven Laur ums Leben kam, berichtet die muslimische Gemeinde von einem spürbar angespannten Verhältnis zur restlichen Bevölkerung. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 25. November 2024 berichtete, fühlen sich viele Muslime in Mannheim unter Generalverdacht gestellt. Khalil Khalil, Vertreter des Arbeitskreises der Islamischen Gemeinden Mannheim (AKIG), schildert die Situation: "Es ist nicht wie früher. Man merkt schon, diese Vorurteile, die man früher versucht hat irgendwie abzubauen, die sind wieder da. Also so eine Art Generalverdacht: Die Muslime können sich irgendwie in diese Gesellschaft nicht integrieren." (Zeit Online, 25.11.2024)

Die Tat, die sich am 31. Mai ereignete, hat tiefe Spuren in der Stadtgesellschaft hinterlassen. Ein 25-jähriger Afghane hatte bei einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) fünf Teilnehmer und einen Polizisten mit einem Messer angegriffen. Der Polizist Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen. Die Bundesanwaltschaft hat Anklage unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes erhoben und geht von einer religiös motivierten Tat aus. Der Täter hatte zuletzt im hessischen Heppenheim gelebt.

Laut Khalil Khalil haben sich die Beziehungen zwischen Gemeindemitgliedern und ihren Nachbarn abgekühlt. Es herrsche ein gegenseitiges Misstrauen. Muslimische Frauen, insbesondere solche, die ein Kopftuch tragen, seien vorsichtiger geworden und würden sich weniger trauen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Beschimpfungen oder Übergriffe habe es nach Khalils Kenntnis jedoch nicht gegeben. Der AKIG, ein Zusammenschluss von acht Moscheegemeinden und weiteren Kooperationspartnern, hatte die Tat direkt nach dem Angriff verurteilt.

Auch der Mannheimer Marktplatz selbst hat sich verändert, so Khalil. Die Trauer um den getöteten Polizisten ist weiterhin präsent. Blumen und Gedenkstätten erinnern an die Tat. "Man läuft nicht mehr einfach so vorbei, man kann es nicht wegblenden", beschreibt Khalil die Atmosphäre.

Der SWR berichtete am 7. Juni 2024 von den Sorgen und Ängsten der Mannheimer Muslime. (SWR, 07.06.2024) Junge Muslime äußerten sich besorgt über die Radikalisierung Einzelner und die Spaltung der Gesellschaft. Einige befürchteten, unter Generalverdacht gestellt zu werden. Gleichzeitig wurde auch Kritik an der Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa auf dem Marktplatz laut, die von einigen als Provokation empfunden wurde.

Am 29. Juni 2024 berichtete der SWR über eine Gedenkfeier für Rouven Laur in Heidelberg, die von Afghanen organisiert wurde. (SWR, 29.06.2024) Die Teilnehmer wollten ein Zeichen setzen und sich von der Tat des mutmaßlichen Täters distanzieren. Sie betonten, dass die Mehrheit der Afghanen in Deutschland keine Islamisten seien und selbst vor solchen geflohen seien.

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