Die deutsche Wirtschaft, vor allem der Mittelstand, verfährt derzeit einen Beschäftigungsrückgang. Wie die F.A.Z. berichtet, sinkt die Anzahl der Beschäftigten im Mittelstand erstmalig seit dreieinhalb Jahren. Der "Datev-Mittelstandsindex" belegt diesen Trend und zeigt die Auswirkungen der anhaltenden Stagnation, die Deutschland an den Rand einer Rezession bringt. Laut F.A.Z. sind besonders die Bau- und die Gastronomiebranche betroffen.
Dieser Rückgang steht im Widerspruch zur allgemeinen Annahme eines Fachkräftemangels. Eigentlich deutet der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in einer alternden Gesellschaft auf eine positive Arbeitsmarktsituation hin. Die aktuellen Zahlen zeichnen jedoch ein komplexeres Bild der wirtschaftlichen Lage. Die F.A.Z. bezeichnet den Beschäftigungsrückgang im Mittelstand, dem "Kern der deutschen Wirtschaft", als ernsten Weckruf und mahnt davor, die Wirtschaftskrise zu unterschätzen.
Die Bertelsmann Stiftung analysiert in einer gemeinsamen Studie mit der OECD die Entwicklung der Mittelschicht und die damit verbundenen Herausforderungen des sozialen Aufstiegs. Die Studie zeigt, dass der Zugang zur Mittelschicht in den letzten Jahrzehnten erschwert wurde. Während 1995 noch 70 Prozent der Bevölkerung zur mittleren Einkommensgruppe zählten, waren es 2018 nur noch 64 Prozent. Besonders junge Erwachsene und Menschen mit niedrigem oder mittlerem Bildungsabschluss sind davon betroffen. Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Bildung und fordert den Abbau von Hürden am Arbeitsmarkt, um die Mittelschicht zu stärken. Konkret werden Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Frauen, besonders hinsichtlich Arbeitszeit und Gehalt, sowie eine Reform von Minijobs und Ehegattensplitting vorgeschlagen.
Eine weitere Studie des ifo Instituts im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung bestätigt den leichten Rückgang der Mittelschicht in Deutschland in den letzten zehn Jahren. Im Jahr 2007 gehörten noch 65 Prozent der Bevölkerung zur Mittelschicht, im Jahr 2019 waren es nur noch 63 Prozent. ifo-Forscher Florian Dorn betont, dass dieser Rückgang im europäischen Vergleich signifikant ist. Die Studie hebt die hohe Steuer- und Abgabenlast der deutschen Mittelschicht hervor und argumentiert, dass diese die Motivation für Mehrarbeit und Leistung mindert.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Beschäftigungsrückgang im Mittelstand ein Indikator für die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands ist. Die hohe Steuerbelastung, die beschränkten Aufstiegschancen und die zunehmende Prekarität der Arbeitsverhältnisse tragen zur Schwächung der Mittelschicht bei. Experten fordern politische Maßnahmen, um diesem Trend entgegenzuwirken und die wirtschaftliche Stabilität des Landes zu gewährleisten.
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